Ungewöhnlicher Wahlkampf für Blatter

Zürich · Mit zwei kurzen Sätzen eröffnete Joseph Blatter seinen bislang ungewöhnlichsten Wahlkampf gegen Luis Figo & Co.

 Joseph Blatter möchte im Amt bleiben. Foto: Mohamed Messara

Joseph Blatter möchte im Amt bleiben. Foto: Mohamed Messara

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Nach einer bizarren Kandidatenkür muss sich der FIFA-Präsident zwar so vielen Herausforderern wie noch nie erwehren, alles andere als eine fünfte Amtszeit des Schweizers wäre aber eine große Überraschung. "Heute ist ein Stichtag im Wahlkalender", schrieb der 78-Jährige und verkündete auch formell seine Kandidatur. "Ich habe meine Bewerbung eingereicht, nun folgt das Wahlkomitee einem Prozess."

Die Vielzahl der potenziellen Anwärter und auch die teils skurrilen Kandidaturen verdeutlichen den desolaten Ruf des Fußball-Weltverbands und seines skandalumwitterten Anführers. Dass der von einem Wettanbieter finanzierte Ex-Profi David Ginola überhaupt die nötigen fünf Verbände als Unterstützer bis zur Frist in der Nacht zu Freitag gewinnen konnte, war wie beim ebenso chancenlosen früheren FIFA-Funktionär Jérôme Champagne fraglich.

Doch vor allem aus Europa hat sich der Widerstand gegen den ungeliebten Blatter formiert. "Jemand, der für den Niedergang der FIFA verantwortlich ist und für das schlechte Image einer Organisation, der man nicht vertrauen kann, ist nicht die richtige Person, um die Reputation wieder aufzupolieren", sagte der niederländische Verbandschef Michael van Praag der Deutschen Presse-Agentur zu seiner Kandidatur.

Der 67-Jährige rechnet dabei fest mit der Unterstützung aus Deutschland. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach habe ihm "gesagt, dass er mich unterstützen wird. Dann wird er mir auch seine Stimme geben", betonte van Praag und stufte das Votum als "sehr wichtig" ein. "Deutschland ist ein sehr angesehenes und fantastisches Fußball-Land." Offiziell gibt es vom DFB keine Wahlzusage.

Während der Oranje-Verbandspräsident große Teile West- und Nordeuropas hinter sich weiß, könnte Figo dank seines Charismas und der Vita eines Weltfußballers Blatter einige schon sicher geglaubte Stimmen aus Afrika oder Südamerika wegnehmen. Ein mögliches Szenario ist zudem, dass das Europa-Duo getrennt auf Stimmenfang geht, am 29. Mai in Zürich aber nur einer von ihnen zur Wahl antritt. Zumal auch noch der zunächst von UEFA-Präsident Michel Platini gelobte FIFA-Vize Prinz Ali Bin al-Hussein aus Jordanien ins Rennen gehen will. Das endgültige Kandidatenfeld wird voraussichtlich erst nach der Überprüfung durch die FIFA-Ethikkommission und der Ad-hoc-Wahlkommission am 8. oder 9. Februar feststehen.

Eine Wahl-Festlegung vermied die Europäische Fußball-Union bislang. "Bis zum 29. Mai muss es eine öffentliche Debatte über die Zukunft des Fußballs geben", sagte UEFA-Generalsekretär Gianni Infantino lediglich. Man stehe jedem "glaubwürdigen Kandidaten positiv" gegenüber. "Wir wollen aber nicht vorgeben, wer für wen stimmt."

Anders sieht die Situation in Blatter-freundlichen Erdteilen aus. Die Kontinentalverbände aus Afrika, Asien und Ozeanien gaben dem Schweizer bereits ihre Wahlzusage. Auch wenn diese für die Nationalverbände nicht bindend ist, darf Blatter wie auch vom amerikanischen Kontinent mit einem Gros der Stimmen rechnen. "Gerade durch die Vetternwirtschaft hat Blatter die Unterstützung vieler Länder in Afrika und Asien", schimpfte deshalb die niederländische Zeitung "De Telegraaf". "Man kann nur hoffen, dass van Praags Plädoyer innerhalb der FIFA Unterstützung findet." Bis dahin wäre es noch ein weiter Weg.

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