Torhüterin Angerer will zum Karriere-Ende WM-Bronze

Edmonton · Verlieren verboten! Nationaltorhüterin Nadine Angerer will ihre großartige internationale Fußball-Karriere unter keinen Umständen mit einer Niederlage beenden, sondern mit WM-Bronze krönen.

 Torhüterin Nadine Angerer wird ihre DFB-Karriere beenden. Foto: Carmen Jaspersen

Torhüterin Nadine Angerer wird ihre DFB-Karriere beenden. Foto: Carmen Jaspersen

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"Ich will auf jeden Fall spielen", stellte die DFB-Keeperin vor dem WM-Spiel um Platz drei gegen England in Edmonton zunächst einmal klar. "Alle Spielerinnen sind total auf diese Partie fokussiert, damit wir einen erfolgreichen Abschluss haben und Dritter werden. Es wäre nicht gut, das WM-Turnier mit zwei Niederlagen zu beenden."

Noch 90 oder 120 Minuten, womöglich wieder mit einem Elfmeterschießen als dramaturgischem Höhepunkt - nach dem 146. Länderspiel am Samstag ist für die 36-Jährige definitiv Schluss im DFB-Trikot, das sie 19 Jahre lang stolz getragen hat. Ihre Erfolgsbilanz ist weltweit einmalig: Zweimal wurde die in Lohr am Main geborene Angerer Weltmeisterin (2003, 2007), fünf EM-Titel hintereinander (1997 bis 2013) gewann sie und holte dreimal Olympia-Bronze. Deutsche Meisterschaft, DFB-Pokal, UEFA-Cup-Sieg - 2013 wurde sie in Europa zur besten Fußballerin gekürt und im selben Jahr bei der FIFA-Gala als Weltfußballerin ausgezeichnet.

Von 145 Länderspielen gewann Angerer 105, ging nur 23 Mal als Verliererin vom Platz. Und, was man sich kaum vorstellen kann bei einer Torfrau, die im Herauslaufen auch schon mal Kopf und Kragen riskieren muss: Angerer sah in ihrer gesamten DFB-Karriere nicht eine Gelbe Karte und wurde niemals mit Rot vom Platz gestellt.

Kein Wunder, dass nicht nur Silvia Neid von "meinem verlängerten Arm" und "einer großen Persönlichkeit" schwärmt. "Natze ist auch hier wieder in einer Topverfassung, und sie ist einfach ein guter Typ. Wir sitzen oft zusammen und reden", erklärt die Bundestrainerin. Auch die Teamkolleginnen mögen sich kaum vorstellen, wie es in der DFB-Elf künftig ohne die Spielführerin und "Mutter der Kompanie" sein wird.

"Sie ist ganz wichtig für uns. Nicht nur, weil sie so viel Erfahrung hat", erklärt Alexandra Popp. Angerer sei eben ein "lustiger Typ", mit dem man viel Spaß haben, aber auch "über ernste Dinge reden" könne. Saskia Bartusiak, die einen großen Teil ihrer Laufbahn gemeinsam mit Angerer bestritt, wird sie ebenfalls vermissen: "Natze ist unsere Kapitänin, geht immer voran. Sie wird uns sehr fehlen."

Gegen England am Samstag (22.00 Uhr MESZ) wird Angerer ihre Abwehr noch mal lautstark dirigieren. Und fordert für ein versöhnliches WM-Ende von allen die richtige Einstellung und absolute Leistungsbereitschaft. "Die Engländerinnen sind gegen Japan unglücklich ausgeschieden. Sie haben zwar einen Tag weniger Pause als wird", sagt Angerer, glaubt aber nicht, dass das eine große Rolle spielt: "Es ist das Spiel um Platz drei bei einer WM. Da versucht jeder, noch mal über die Grenzen hinaus zu gehen."

Die neben ihr auf dem Podium sitzende Bartusiak erklärte, dass nach dem 0:2 gegen die USA und dem geplatzten Titeltraum alle einige Zeit gebraucht hätten. Nun seien die Tränen getrocknet. "Klar mussten wir uns alle berappeln. Aber jetzt sind wir auf einem ganz guten Weg. Jeder Spielerin ist fokussiert. Und wir brauchen keine extra Motivation", sagte die 32 Jahre alte Abwehrspielerin. Einen Rückzug aus der DFB-Elf wie Angerer plant Bartusiak offenbar nicht, hat aber auch noch nicht darüber nachgedacht, weil sie genug damit zu tun hatte, nach ihrem Kreuzbandriss bis zur WM rechtzeitig fit zu werden. "Natze ist ja noch ein paar Jahre älter. Sie muss vorher abdanken."

Bei Angerers Abschied von der großen Fußball-Bühne - mit den Portland Thorns spielt sie noch die Saison in der US-Liga zu Ende - nur zuschauen können Dzsenifer Marozsan und Lena Lotzen. Die beiden Mittelfeldspielerinnen fallen wegen Sehnenreizungen aus. Ob Team oder Trainer für Angerers letzten Auftritt etwas Besonderes planen, mochte freilich niemand verraten. Womöglich wird die sonst so coole Torfrau dann doch eine Träne verdrücken. Bisher verspürte sie noch keine Wehmut: "Für Sentimentalitäten hatte ich noch gar keine Zeit."

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