Tiefschlag für DHB: Präsident Bauer tritt zurück

Leipzig · Der Modernisierer hat frustriert hingeworfen. Nach nur 548 Tagen im Amt ist Bernhard Bauer demoralisiert als Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB) zurückgetreten.

 Bernhard Bauer ist nicht mehr der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Foto: Daniel Naupold

Bernhard Bauer ist nicht mehr der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Foto: Daniel Naupold

Foto: DPA

In einem Abschiedsbrief an seine Präsidiumskollegen übte er harsche Kritik an Alleingängen und Egoismen verschiedener Personen, ohne deren Namen zu nennen. "Ich habe mich sehr gerne mit meiner ganzen Arbeitskraft, mit meinem Können und viel Energie der Aufgabe und der Verantwortung verschrieben, die mir mit der Wahl zum Präsidenten des DHB übertragen wurden", schrieb Bauer. "Doch habe ich auch erkennen müssen, dass immer wieder Eigeninteressen eine gewichtige Rolle spielen."

Der 64 Jahre alte Bauer war am 21. September 2013 zum Präsidenten des weltgrößten nationalen Handballverbandes gewählt worden. Gemeinsam mit seinem neuen Vizepräsidenten für Leistungssport, Bob Hanning, hatte er den Verband modernisiert. Doch zwischen den beiden Protagonisten war es bei der Männer-WM in Katar zu Jahresbeginn im Zusammenhang mit der Suche nach einem neuen Frauen-Bundestrainer zu einem Zerwürfnis gekommen.

Bauer hatte dem Manager des Handball-Bundesligisten Füchse Berlin fehlende Teamfähigkeit vorgeworfen. Am Rande des Allstar Games in Nürnberg hatten sich Bauer und Hanning unter Moderation von Liga-Präsident Uwe Schwenker wieder zusammengerauft.

Mit seinem überraschenden Rücktritt hat Bernhard Bauer nun alle überrumpelt, wenngleich Schwenker eine latente Amtsmüdigkeit andeutete. "Er hat das immer mal wieder in Betracht gezogen", sagte der frühere Manager des THW Kiel der Deutschen Presse-Agentur und fügte an: "Ich habe das erstmal zur Kenntnis genommen und muss das respektieren. Ich bedauere das sehr."

Seit seinem Amtsantritt hatte Bauer die in 15 Amtsjahren seines Vorgängers Ulrich Strombach verkrusteten Strukturen im Verband aufgebrochen, das ramponierte internationale Ansehen aufpoliert, das Verhältnis zur Bundesliga verbessert und die Männer-WM 2019 als Co-Ausrichter mit Dänemark nach Deutschland geholt. "Ich finde das ganz, ganz traurig, weil er auch international einen sehr positiven Einfluss auf andere Nationen hat. Bernhard Bauer hat den deutschen Handball wieder in ein anderes Licht gerückt und sympathisch dargestellt. Da bricht jetzt etwas weg - ich bedauere das total", kommentierte Handball-Ikone Stefan Kretzschmar in der "Sport Bild" den Rücktritt.

Zudem war Bauer mitverantwortlich für die Verpflichtungen der Bundestrainer Dagur Sigurdsson und Jakob Vestergaard, den er noch am vorigen Mittwoch in Aschersleben vorgestellt hatte. "Wir haben seine Arbeit extrem geschätzt", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer des Ligaverbandes HBL. Der frühere Ministerialdirektor Bauer wird nicht nur als Präsident des Auf- und Umbruchs in die Geschichte eingehen, sondern auch als der mit der kürzesten Amtszeit.

Bis zu einem Außerordentlichen Bundestag, der noch nicht terminiert ist, führt der von Bauer geholte Generalsekretär Mark Schober den Verband. "Bernhard Bauer und das neue Präsidium stehen für eine Phase des Umbruchs und der Modernisierung unseres Verbandes. Mit der gemeinsam erarbeiteten Perspektive 2020 sind maßgebliche Weichen gestellt worden. Unsere Aufgabe ist es nun, diesen Prozess unabhängig von den handelnden Personen im Sinne der Sache erfolgreich fortzusetzen", sagte er.

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DHB-Mitteilung

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