Ter Stegen vor Krönung - Xavi: "Barça-Keeper der Zukunft"

Barcelona · Von Nervosität keine Spur. Marc-André ter Stegen präsentiert sich in diesen Tagen derart unaufgeregt, als hätte er diese sportlichen Extremsituationen schon x-mal durchlebt.

 Barcelonas Torwart Marc-André ter Stegen will jetzt auch den Champions-League-Pokal. Foto: Andreas Gebert

Barcelonas Torwart Marc-André ter Stegen will jetzt auch den Champions-League-Pokal. Foto: Andreas Gebert

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Dabei steht der gebürtige Gladbacher vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere - und das gerade einmal im Alter von 23 Jahren. Als jüngster deutscher Torhüter kann ter Stegen am Samstag bei einem Sieg des FC Barcelona gegen Juventus Turin im Berliner Olympiastadion den Champions-League-Pokal in den Händen halten. Ein Kunststück, das bislang nur vier deutschen Keepern vergönnt war: Bodo Illgner, Stefan Klos, seinem großen Vorbild Oliver Kahn und Manuel Neuer.

Ter Stegen schaltet solche Dinge aus. Klar sei es etwas "Besonderes", in seinem Heimatland ein derartiges Finale zu bestreiten. Aber "speziell" ist auch das, was der Keeper seit seinem Wechsel für zwölf Millionen Euro von Gladbach zum Weltclub Barça im Sommer 2014 durchlebt. Noch vor acht Monaten schien alles ein großes Missverständnis zu sein. In Spanien war er nahezu unbekannt.

Im Europacup hatte er ja noch nie gespielt und bei der Nationalelf durfte er als Nummer vier nicht einmal zur WM. So war das Urteil in der spanischen Presse nach einem Fehler im Champions-League-Spiel gegen Paris St. Germain schnell gefällt.

Inzwischen mussten die Einschätzungen über den jungen Deutschen grundlegend revidiert werden. Spätestens seit seinen starken Auftritten in der Königsklasse gegen den FC Bayern München genießt der Keeper auch in Spanien höchste Wertschätzung.

"Die Leute mussten sich an mich gewöhnen und andersherum. Die Fans wussten vielleicht auch nicht, was auf sie zukommt. Ich denke, dass sie positiv von dem überrascht waren, was ich zeigen konnte", sagt ter Stegen im Interview der Deutschen Presse-Agentur.

Innerhalb der Mannschaft hat er längst schon alle überzeugt. Für Lionel Messi hat er "die Anlagen, um der Beste der Welt zu werden". Und Altstar Xavi - immerhin seit 1998 fester Bestandteil der Katalanen - hat nach eigenem Bekunden "noch nie einen Torhüter gesehen, der mit dem Ball am Fuß derart stark ist".

In Barcelona, wo die Liebe zum schönen Spiel vielleicht noch etwas größer ist als sonstwo, sind sie von ter Stegens Passgenauigkeit schwer begeistert. Er könne der Barça-Keeper für die nächsten 10, 12 oder 15 Jahre sein, mutmaßt Xavi.

Derzeit ist ter Stegen aber nur der Barça-Keeper für die Festtage. Lediglich in der Champions League und im spanischen Pokal, den der Club am Samstag gegen Athletic Bilbao gewann, ist der Mann mit der "1" auf dem Rücken auch tatsächlich die Nummer eins. In der Primera Division hat Trainer Luis Enrique den Platz im Barcelona-Tor dem Chilenen Claudio Bravo anvertraut. Eine Situation, mit der der ehrgeizige ter Stegen nur schwer leben kann. "Es ist immer noch mein Ziel, auch in der Liga zu spielen." Trotzdem sei der Schritt richtig gewesen, er habe sich weiterentwickelt. Für den Moment sind die Cupspiele die "Bühne, auf der ich mich bewegen kann."

Es gibt sicher schlechtere Bühnen, auf Dauer will sich der Youngster damit aber nicht abfinden. Doch das ist ein Thema für die Zukunft, sonst würde er sich "komplett verrückt machen". Ähnlich verhält es sich mit der Nationalmannschaft. Nach dem Finale geht es für ihn direkt mit der U21 nach Tschechien, wo er den EM-Titel gewinnen will.

Eine Stufe höher muss er sich wohl noch auf unbestimmte Zeit hinter Manuel Neuer gedulden. Ein Ärgernis sei das für ihn nicht, sagt ter Stegen. "Ich bin Deutscher und freue mich, wenn Manu gut hält. Dann kann man auch öfter Spiele und Titel gewinnen." Seit seinem Wechsel zu Barça weiß er nur zu genau, was es heißt, Titel zu gewinnen.

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