Scharping begeistert von deutschem Tour-Erfolg

Paris · Verbandspräsident Rudolf Scharping ärgerte sich nur ein wenig über die fehlende Nationenwertung. Ansonsten war der Ex-Politiker höchst angetan vom grandiosen Abschneiden der deutschen Radprofis bei der 101. Tour de France.

 Marcel Kittels Sieg auf der letzten Tour-Etappe machte den deutschen Erfolg bei der 101. "Großen Schleife" rund. Foto: Yoan Valat

Marcel Kittels Sieg auf der letzten Tour-Etappe machte den deutschen Erfolg bei der 101. "Großen Schleife" rund. Foto: Yoan Valat

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Vier Etappensiege durch den zur Zeit weltbesten Sprinter Marcel Kittel, zwei Erfolge durch den unantastbaren Zeitfahrer Tony Martin und ein Sieg durch André Greipel bedeuteten deutschen Rekord in der 111-jährigen Geschichte des größten Radrennens der Welt.

"Es war eine herausragende Tour, und es ist besonders bemerkenswert, dass diese Tour 2014 einen deutschen Stempel trägt. Gäbe es eine Nationenwertung, hätten deutsche Sportler gewonnen", freute sich Scharping. Offensichtlich in Anlehnung an Boris Beckers "Wohnzimmer Wimbledon" ortete das Tour-Organ "L'Équipe" die Champs Élysées als "Marcels Zuhause". Wie im Vorjahr hatte der Arnstädter dort die Tour stimmungsvoll ausklingen lassen und dem bärenstarken Norweger Alexander Kristoff im finalen Massensprint keine Chance gelassen.

Kittel hatte sich seine Kraft für diesen großen Tag aufgespart und aus Fehlern gelernt. "Nach meinen ersten drei Siegen innerhalb von vier Tagen dachte ich, alles geht so leicht. Da hatte ich mich verrechnet, wie die Niederlage von Reims gezeigt hat", meinte Kittel. In der Champagnerstadt siegte sein einheimischer Rivale Greipel. Kittel ist aber der Mann für die ganz großen Sprints - auf der Mall in London hatte er seinen zweiten Coup bei dieser Tour gelandet.

Der erneute Sieg auf dem Prachtboulevard in Paris hatte für den 26-jährigen Thüringer besondere Bedeutung: "Man sagt, ein Sieg auf den Champs ist die Sprint-Weltmeisterschaft. Aber für mich ist es viel mehr: Es gibt dir das Recht, dich zu den besten Sprintern der Welt zu zählen", meinte der vor Kraft strotzende Kittel, der sich durch die Alpen und Pyrenäen - manchmal knapp am Zeitlimit - geschleppt hatte, um im Finale vor Hunderttausenden von Zuschauern noch einmal zuzuschlagen. Im nächsten Jahr könnte Erik Zabels deutscher Rekord von insgesamt zwölf Tour-Etappensiegen wackeln. Kittel steht jetzt bei acht.

Nach dem sportlich stimmungsvollen Ausklang ließen es Kittel und seine Teamkollegen von Giant-Shimano in Paris am Sonntagabend noch ordentlich krachen. "Hauptsache feiern - egal wie und wo", sagte Kittels Mannschaftskollege Roy Curvers und gab die Stimmung Richtung Partymeile vor. Danach schien Oldie Jens Voigt der Sinn nicht gestanden zu haben. Nach seiner 17. und letzten Tour saß der fast 43-Jährige wehmütig auf dem Bordstein und ließ die vergangenen wilden Jahre noch einmal Revue passieren.

Die nächsten Herausforderungen warten aber schon. "Marcel fährt vielleicht die Hamburg Cyclassics, Tony die Vuelta und danach die WM" sagte Jörg Werner, der die beiden Topfahrer als Manager vertritt. Auch für den Tour-Pechvogel John Degenkolb, der mit zwei zweiten Plätzen seinen ersten Etappensieg knapp verpasste, ist noch die Vuelta in Spanien vorgesehen.

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