Red Bull unterliegt in Benzin-Affäre

Paris · Die Serie von Misserfolgen für Sebastian Vettels Red-Bull-Team geht jetzt auch abseits der Formel-1-Strecke weiter.

 Das Urteil der FIA bleibt bestehen. Foto: Srdjan Suki

Das Urteil der FIA bleibt bestehen. Foto: Srdjan Suki

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Die Berufungsrichter des Weltverbands FIA wiesen den Einspruch des Rennstalls gegen die Disqualifikation des Australien-Zweiten Daniel Ricciardo ab und verwehrten Red Bull endgültig die damit verbundenen 18 WM-Punkte. Die Forderung von Konkurrent Mercedes nach einer zusätzlichen Bewährungsstrafe für den Rest der Saison, um weiteren Regelverstößen von Red Bull vorzubeugen, lehnten die FIA-Juristen allerdings ebenfalls ab.

Der Rennstall akzeptierte die Entscheidung. "Wir sind natürlich enttäuscht vom Ausgang und hätten keine Berufung eingelegt, wenn wir nicht gedacht hätten, wir hätten keine starken Argumente", schrieb Red Bull kurze Zeit nach der Bekanntgabe. "Es tut uns leid für Daniel." Die ausführliche Begründung soll erst Ende der Woche auf der FIA-Homepage veröffentlicht werden.

Von der gescheiterten Berufung will sich Ricciardo nicht entmutigen lassen. "Ich brauche keine weitere Motivation, ich bin heiß", erklärte er. In Melbourne hatte Mercedes-Pilot Nico Rosberg gewonnen, das McLaren-Duo Kevin Magnussen und Jenson Button war durch Ricciardos Ausschluss auf die Plätze zwei und drei vorgerückt.

In einer knapp sechsstündigen Verhandlung hatte sich die Spitze des Vettel-Teams am Montag noch einmal gegen die Sanktionen für Ricciardo gewehrt. Der Australier war nach seinem zweiten Platz beim Heimrennen Mitte März von den Rennkommissaren aus der Wertung genommen worden, weil mehr als die erlaubten 100 Kilogramm Benzin durch den Motor seines Boliden geflossen waren.

Red Bull bezweifelt die Messwerte des von der FIA bereitgestellten Prüfgeräts, das Teamchef Christian Horner als "unzuverlässig" und "unausgereift" bezeichnete. Zudem sah das Team die Verwarnungen und technischen Direktiven der FIA-Verantwortlichen in Australien als nicht bindend im Sinne des Regelwerks an.

Damit warf Red Bull eine Grundsatzfrage auf. Hätte das Team in diesem Punkt recht bekommen, wäre das gewohnte Prozedere der FIA-Regelhüter in der täglichen Arbeit mit den Teams urplötzlich hinfällig gewesen. Mit der Entscheidung in Paris wurde jedoch klargestellt, dass an den Benzinfluss-Sensoren des Weltverbands nicht zu rütteln ist, und ein Ausweichen auf eigene Prüfgeräte erst von den jeweiligen FIA-Verantwortlichen genehmigt werden muss.

Die FIA-Anwälte hatten im Verfahren betont, Red Bull könne sich die jeweils passenden Regeln nicht aussuchen. Der Anwalt des Konkurrenten Mercedes konstatierte einen "krassen Bruch" der Regeln und verwies auf die Unterstützung weiterer Teams wie McLaren und Williams. "Wir sind wegen der empörenden und absichtlichen Missachtung der Regeln durch Red Bull besorgt. Es besteht ein echtes Risiko, dass sie es wieder tun", begründete Mercedes-Vertreter Paul Harris seinen Ruf nach weiteren Sanktionen.

Noch im Vorjahr waren die Rollen vertauscht gewesen, als Red Bull im FIA-Verfahren gegen Mercedes wegen eines illegalen Reifentests drastische Strafen für das Silberpfeil-Team gefordert hatte. Seither ist das Verhältnis zwischen den beiden Rivalen unterkühlt, zumal Mercedes mit seinem Piloten-Duo Rosberg und Lewis Hamilton in dieser Saison Red Bull nach vier WM-Titeln in Serie vorerst an der Spitze der Formel 1 abgelöst hat.

Grund dafür ist vor allem der neue Sechszylinder-Hybridmotor und die damit verbundene Regel-Revolution. Das Mercedes-Triebwerk gilt derzeit als das mit Abstand beste und effizienteste im Feld. Red Bull hat hingegen noch immer Sorgen mit seinem Renault-Motor. Auch deshalb ging das Team in Australien beim Benzin-Durchfluss offenbar ans Limit - und darüber. Chefdesigner Adrian Newey räumte vor Gericht ein, dass Ricciardo nicht auf Platz zwei hätte fahren können, wenn man sich innerhalb der vom FIA-Messgerät aufgezeigten Grenzen bewegt hätte.

Vor dem vierten Saisonrennen am Sonntag in Shanghai bleibt Red Bull in der Konstrukteurswertung damit Vierter. Bei einem Erfolg der Berufung wäre das Team auf Rang zwei hinter Mercedes vorgerückt. Ricciardo ist weiter Zehnter der Fahrerwertung, anstatt mit den 18 Punkten aus Australien Nico Hülkenberg von Rang drei zu verdrängen. "Wir werden weiter sehr hart arbeiten", schrieb Red Bull, "um so viele Zähler wie möglich für das Team zu holen."

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FIA-Berufungsgericht

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