Sechs FIFA-Funktionäre festgenommen Schweizer Behörde eröffnet Strafverfahren um WM-Vergabe 2018 und 2022

Zürich · Zwei Tage vor den FIFA-Präsidentschaftswahlen haben Schweizer Sicherheitsbehörden bei einer Polizeiaktion gegen offenbar hochrangige Mitglieder des Fußball-Weltverbandes sechs Personen festgenommen. Zudem wurde ein Strafverfahren um die WM-Vergabe 2018 und 2022 eröffnet.

 Vor dem FIFA-Kongress in Zürich gab es mehrere Festnahmen.

Vor dem FIFA-Kongress in Zürich gab es mehrere Festnahmen.

Foto: DPA

Die Schweizer Staatsanwaltschaft hat rund um die Vergaben der Fußball-Weltmeisterschaften 2018 an Russland und 2022 an Katar ein Strafverfahren eröffnet. In dem Zusammenhang seien im Hauptquartier des Fußball-Weltverbandes FIFA in Zürich elektronische Daten und Dokumente sichergestellt worden, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Es bestehe der Verdacht auf ungetreue Geschäftsbesorgung sowie Geldwäscherei. Die Ermittlungen würden nicht gegen konkrete Personen laufen, hieß es.

Bereits zuvor seien Schweizer Finanzinstitute angeordnet worden, die Bankunterlagen zu erheben. "Die heute sicher gestellten elektronischen Daten und Akten sowie die erhobenen Bankunterlagen dienen sowohl dem Schweizer Strafverfahren als auch ausländischen Strafverfahren", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

FIFA-Präsidentenwahl findet wie geplant statt

Die Wahl zum FIFA-Präsidenten findet ungeachtet der Polizeimaßnahmen in Zürich wie geplant am Freitag statt. Das teilte die FIFA am Mittwoch bei einer Pressekonferenz mit. Auch der Kongress werde wie vorgesehen an diesem Donnerstag und Freitag abgehalten, sagte Kommunikationschef Walter de Gregorio.

FIFA-Vizepräsident Webb wurde festgenommen

FIFA-Vizepräsident Jeffrey Webb gehört zu den am Mittwoch in Zürich festgenommenen Funktionären des Fußball-Weltverbands. Insgesamt seien 14 Personen wegen organisierten Verbrechens und Korruption beschuldigt, teilte das US-Justizministerium mit. Nach Angaben des US-Justizministerium verhaftete die Schweizer Polizei neben Jeffrey Webb die Funktionäre Eduardo Li, Julio Rocha, Costas Takkas, Eugenio Figueredo, Rafael Esquivel and José Maria Marin. Ihnen droht die Abschiebung in die USA.

Schweiz sperrt Konten von Verdächtigen

Nach der Festnahme hat die Schweiz mehrere Konten gesperrt. Es handele sich um Bankverbindungen bei Schweizer Geldinstituten, über die mutmaßlich Bestechungsgelder geflossen sind, teilte das Bundesamt für Justiz in Bern am Mittwoch mit. Zudem sei die Beschlagnahme der Kontounterlagen angeordnet worden.

Keine Vorwürfe gegen Blatter

Nach Angaben des Fußball-Weltverbands wurden Präsident Joseph S. Blatter und sein Generalsekretär Jérôme Valcke nicht belastet. FIFA-Medienchef Walter de Gregorio wies Forderungen nach einem Rücktritt von Blatter zurück. "Warum soll er zurücktreten? Er wird nicht verdächtigt", sagte er.

[kein Linktext vorhanden]Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar

Laut Schweizer Behörden geht es um Bestechungszahlungen von über 100 Millionen Dollar seit den 90er Jahren. Ein Sprecher des Schweizer Bundesamts für Justiz sagte, dass Geld sei von Sportmedien- und Sportvermarktungsunternehmen gekommen. Als Gegenleistung hätten sie Medien-, Sponsoring- und Vermarktungsrechte an Fußball-Turnieren in den USA und Lateinamerika erhalten. Die Namen der Festgenommenen sollen noch am Mittwoch bekanntgegeben werden.

Die Polizeiaktion wurde am frühen Mittwochmorgen in Zürcher Nobelhotel Bar au Lac vorgenommen. Die FIFA hat sich in einer ersten Reaktion noch nicht zu den Vorwürfen äußern wollen. Auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur hieß es lediglich, dass man Kenntnis von entsprechenden Medienberichten habe.

"Trauriger Tag für den Fußball"

Präsidentschaftskandidat Prinz Ali bin al-Hussein hat nach dem Festnahmen von sechs FIFA-Funktionären am Mittwoch von einem "traurigen Tag für den Fußball" gesprochen. Mit Verweis auf den weiteren Verlauf der Untersuchungen und Maßnahmen sei es aber nicht angemessen, "zum jetzigen Zeitpunkt darüber hinaus" Kommentare abzugeben, hieß es in einer Mitteilung des jordanischen Verbandschefs.a

"Das Beste, was möglicherweise passieren konnte!"

Der englische Ex-Fußball-Nationalspieler Gary Lineker äußerte sich auf Twitter zu den Vorfällen: "Das ist außergewöhnlich! Die FIFA zerbricht. Das Beste, das diesem schönen Spiel möglicherweise passieren kann."

This is extraordinary! FIFA is imploding. The best thing that could possibly happen to the beautiful game. https://t.co/l5Hiwp0WxZ

Gary Lineker (@GaryLineker) 27. Mai 2015

In den USA laufen seit längeren Untersuchungen des FBI gegen frühere FIFA-Funktionäre. Der ehemalige US-Verbandschef Chuck Blazer und der frühere Blatter-Stellvertreter Jack Warner aus Trinidad und Tobago gehören zu Beschuldigten in diversen Korruptionsverdachtsfällen. Blazer soll zuletzt mit den US-Behörden kooperiert haben und unter anderem bei den Olympischen Spielen 2012 in London per verstecktem Mikrofon Aufzeichnungen von Funktionärsgesprächen gemacht haben.

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