Platini verzichtet auf Kandidatur gegen Blatter

Monaco · Mit dem Verzicht auf eine chancenlose Kampfkandidatur gegen Joseph Blatter hält sich Michel Platini die Chance auf einen späteren Anlauf für das höchste Amt im Fußball offen.

 UEFA-Präsident Michel Platini hat sich entschlossen, nicht für das Amt des FIFA-Präsidenten zu kandidieren. Foto: Federico Gambarini

UEFA-Präsident Michel Platini hat sich entschlossen, nicht für das Amt des FIFA-Präsidenten zu kandidieren. Foto: Federico Gambarini

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Immer wieder pochte der UEFA-Präsident darauf, sein Entschluss für eine weitere Amtszeit an der Spitze der Europäischen Fußball-Union sei eine "Herzensentscheidung". Doch auch der machtbewusste Franzose muss sich eingestehen, dass eine Herausforderung des FIFA-Patrons derzeit zum Scheitern verurteilt wäre.

Auf die x-te Nachfrage ließ der kurzzeitig etwas genervte Franzose im stickigen Konferenzsaal des Méridian Beach Plaza Hotels von Monaco durchblicken, dass seine Ambitionen keinesfalls für alle Zeiten aufgeschoben sind. "Es ist noch nicht an der Zeit etwas anderes zu tun", erklärte der 59-Jährige vor der Weltpresse. "Ich möchte zu Ende führen, was ich begonnen habe. In den vergangenen Monaten hat mich nichts überzeugt, zur FIFA zu gehen."

Damit geht Platini bei der Wahl beim Kongress am 29. Mai 2015 einer wahrscheinlichen Niederlage aus dem Weg. Mit einem gewohnt klugen Vorstoß hatte sich Blatter schon vor der WM die Unterstützung von fünf der sechs Konföderationen für eine fünfte Amtsperiode gesichert. Einzig die Europäer opponierten damals und klagten über das nicht eingehaltene Versprechen auf ein Abdanken nach 17 Jahren an der FIFA-Spitze. Vergeblich - nun könnte nur noch jemand wie der Niederländer Michael van Praag den Schein einer wirklichen Wahl wahren. Sein Verband zeigte sich "enttäuscht", dass es keine gemeinsame Europa-Initiative für einen Kandidaten gegeben habe.

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach bezeichnete Platinis Entscheidung hingegen als "konsequent und nachvollziehbar". "Der DFB unterstützt seinen Kurs, denn die Alternative dazu wäre ein aufreibender, monatelanger Wahlkampf gewesen, der für große Unruhe in der Fußballwelt gesorgt hätte", erklärte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes.

Den Eindruck einer ängstlichen Haltung versuchte Platini direkt zu zerstreuen. So habe er 2007 den damaligen UEFA-Präsidenten Lennart Johansson herausgefordert, erinnerte er - doch das damalige Vorgehen lässt bereits die mögliche Taktik für die Zukunft erkennen. Fünf Jahre zuvor hatte Platini damals noch von einer Kandidatur abgesehen und war erst mit höheren Siegchancen in das Duell mit dem Schweden gegangen.

Platini betonte erneut, dass er Blatter die Unterstützung für die anstehende Wahl entzogen habe. "Wir brauchen frischen Wind. Ich habe gesagt, Sepp, du solltest nicht mehr kandidieren", sagte der frühere Spitzenfußballer und forderte das FIFA-Exekutivkomitee zu Ungehorsam auf: "Diese Leute müssen ein Gegengewicht bilden, neue Ideen einbringen, nicht immer Lämmer sein, die nur "Ja" blöken."

Er wolle eine FIFA, "die solidarischer wird, transparenter, die respektiert wird von allen Fans", erklärte Platini. Nun interessiere ihn aber zunächst einzig die UEFA. Bislang hat lediglich der frühere Weltverbands-Funktionär Jérôme Champagne eine Kandidatur gegen Blatter angekündigt, ihm werden keine Chancen eingeräumt. Damit ist der Weg frei für den 78 Jahre alten Schweizer, den mehrfach skandalumtosten Weltverband in ein drittes Jahrzehnt zu führen.

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