Nowitzki: Ohne Geschwindner vielleicht nie in der NBA

Köln · Am Anfang war Dirk Nowitzki von der Idee eines Films über ihn nicht begeistert. Doch dann ließ sich Deutschlands Basketball-Superstar überzeugen und freut sich nun auf die Premiere am Dienstag.

Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa spricht der 36-Jährige über das besondere Verhältnis zu seinem Mentor Holger Geschwindner, den perfekten Wurf und auf wen er sich in dem Film am meisten freut.

Herr Nowitzki, Sie sind NBA-Champion, waren MVP und haben bei Olympia die deutsche Fahne getragen. Wann bekommen Sie Ihren ersten Oscar als Schauspieler?

Dirk Nowitzki: "Nicht relativ zeitnah, denke ich. Ich bin nicht so der Schauspieler-Typ. Aber der Vorteil ist, dass ich für den Film nicht so viel schauspielern musste. Da konnte ich einfach ich selbst sein.

Wie zufrieden sind Sie denn mit Ihrem Filmdebüt?

Nowitzki: Ich habe mir den Film noch gar nicht angeschaut. Das werde ich erst am Dienstag bei der Premiere machen. Da werde ich dann lachen und auch ein bisschen emotional sein.

Wie ist die Idee mit dem Film überhaupt entstanden?

Nowitzki: Regisseur Sebastian Dehnhardt ist vor zwei Jahren mit dem Konzept auf mich zugekommen. Erst war ich ein bisschen zurückhaltend. Zum einen habe ich nicht so gerne Kameras um mich herum, zum anderen wusste ich nicht, ob mein Leben wirklich interessant genug ist. Ich gehe in die Halle und spiele Basketball und danach gehe ich wieder nach Hause und schlafe und esse. Aber die Filmleute haben mich dann überzeugt. Sie haben mich über einen langen Zeitraum von zwei Jahren begleitet aber ohne, dass man mich jetzt morgens im Bad beim Zähne putzen sieht.

Frage: Wie lange hat es denn gedauert, Sie zu überzeugen?

Nowitzki: Ich habe mich mit dem Konzept angefreundet und dann vor allem in die Zukunft geschaut. Wenn ich mir in zehn oder zwanzig Jahren mit Kids und vielleicht sogar Enkeln den Film anschaue, dann ist das sicher eine Riesensache.

Es geht in dem Film nicht nur um Sie, sondern auch um ihr sehr besonderes Verhältnis zu ihrem Mentor Holger Geschwindner. Wie würden Sie ihn charakterisieren?

Nowitzki: Holger ist schon ein bunter Hund. Als wir uns erstmals getroffen haben, war ich 15 oder 16. Da habe ich noch nicht alles verstanden. Aber dann habe ich gesehen, es geht basketballerisch voran und dann hat sich eine Freundschaft entwickelt.

Würde es den NBA-Champion Dirk Nowitzki ohne ihn nicht geben?

Nowitzki: Das ist eine gute Frage. Wenn ich den Holger mit 15/16 nicht getroffen hätte, wäre ich vielleicht nie in die NBA gekommen. Dann hätte ich vielleicht sogar mit Basketball aufgehört und hätte weiter Handball oder Tennis gespielt.

Es geht in dem Film auch um die zwei Welten, in denen Sie leben. Einmal die Glamourwelt der NBA, dann das beschauliche Würzburg. Wo ist für sie Heimat?

Nowitzki: Heimat wird immer Würzburg bleiben. Ich bin da aufgewachsen, hatte eine super Kindheit. Meine Familie lebt heute noch da. Aber ich fühle mich auch in den USA sehr wohl, bin jetzt im 17. Jahr drüben.

Im Film kommen sowohl Stars wie Kobe Bryant als auch ihre Familie zu Wort. Was bedeutet Ihnen mehr: Wenn Bryant Sie lobt oder wenn Ihre Mutter sagt: Ich bin stolz auf den Buben.

Nowitzki: Ich muss schon sagen, dass sie meine Mutter überhaupt vor die Kamera bekommen haben, ist unglaublich. Ich glaube, in meinen 16 Jahren NBA hat sie noch nie ein Interview gemacht. Auch für den Film hat sie sich bis zuletzt gesträubt. Von daher bin ich ein bisschen nervös und gespannt, meine Mutter vor der Kamera zu sehen. Deshalb bedeutet mir das schon etwas mehr.

Der Film heißt: Der perfekte Wurf. Was zeichnet den perfekten Wurf aus?

Nowitzki: Im Spiel, dass der Ball reingeht. Da gibt es auch immer mal einen Wurf, der überhaupt nicht gut ist und der sich auch nicht gut angefühlt hat, aber im Spiel zählt nur das Resultat. Im Training ist es schon ein bisschen anders, da geht es auch um Perfektionismus. Aber das konstant zu bringen, auch noch mit Verteidigern, das ist die große Kunst. Und das geht nur über viel Training.

Gibt es einen Wurf in Ihrer Karriere, von dem Sie sagen würden, das war der perfekte Wurf für mich?

Nowitzki: Ich war eigentlich nie einer, der dafür bekannt war, dass er zum Korb durchzieht und trifft. Aber viele meiner wichtigsten Würfe sind genauso gewesen. 2006 in den Playoffs gegen San Antonio und auch 2011 in den Finals gegen Miami zweimal. An diese drei Korbleger werde ich mich immer erinnern.

Auch Ihre Frau kommt in dem Film zu Wort. Wie wichtig ist Jessica für Sie?

Nowitzki: Familie war für mich immer Rückhalt, das gilt jetzt auch für meine Frau. Sie ist sportlich, spontan, hat ihr eigenes Leben, steht auf eigenen Beinen, das mag ich an ihr.

Im Film sagt sie: Der Schnellste ist Dirk nicht. Hat Sie da noch etwas zu erwarten?

Nowitzki: Da werde ich ihr wahrscheinlich während des Films am Dienstag schön einen Ellbogencheck geben.

Was komplett fehlt im Film ist das Thema Nationalmannschaft Woran liegt das?

Nowitzki: Ich glaube einfach, dass 16 Jahre schwer in eineinhalb Stunden zu packen sind. Daher haben sich die Filmemacher wohl gegen die Nationalmannschaft entschieden. Aber in meinen Kopf wird das nie wegfallen. Was ich da Schönes erlebt habe, werde ich nie vergessen.

Kann es denn sein, dass es noch weitere sportliche Kapitel mit der Nationalmannschaft gibt? Jetzt wo die EM 2015 zum Teil in Berlin stattfindet?

Nowitzki: Olympia 2016 Rio ist natürlich weiter ein Fernziel. Dass die EM jetzt auch in Berlin stattfindet, ist eine Riesensache. Von daher ist das schon mein Plan. Aber jetzt konzentriere ich mich erst einmal auf die NBA-Saison.

Noch einmal zurück zum Film. Was guckt denn Dirk Nowitzki abends, wenn er auf der Couch sitzt?

Nowitzki: Ich war früher total der Action-Freak. Terminator, Rambo oder Die Hard. Inzwischen gucke ich auch gerne witzige Sachen, wie zum Beispiel der Wedding-Crasher.

Was wünschen Sie sich für den Film?

Nowitzki: Ich wünsche mir, dass die Leute einen Einblick kriegen, dass sie Spaß haben, dass sie lachen, sich mit mir freuen. Dass sie ein bisschen mein Umfeld kennenlernen. Und das Zuschauer, die vielleicht nicht ganz so viel mit Basketball zu tun haben, Freude an dem Sport gewinnen.

Zur Person:Dirk Nowitzki, geboren am 19. Juni 1978 in Würzburg, ist der beste Basketballer, den Deutschland je hatte. Mit den Dallas Mavericks gewann er 2011 den NBA-Titel, 2007 wurde er als wertvollster Spieler der NBA ausgezeichnet. 2008 trug er bei den Olympischen Spielen in Peking die deutsche Fahne. Nowitzki ist verheiratet und hat eine Tochter.

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