"Zwei Zentimeter" Neymar zürnt Zúñiga

Teresópolis · Neymar kann dem Kolumbianer Juan Zúñiga das brutale Foul im Viertelfinale nur schwer verzeihen. "Wenn er mich zwei Zentimeter weiter in der Mitte getroffen hätte, heute....", sagte der Stürmer in Teresópolis und fing an zu weinen. "Dann könnte ich heute im Rollstuhl sitzen."

 Neymar umarmt bei seinem Besuch im brasilianischen Trainingslager Trainer Luiz Felipe Scolari. Foto: Rafael Ribeiro

Neymar umarmt bei seinem Besuch im brasilianischen Trainingslager Trainer Luiz Felipe Scolari. Foto: Rafael Ribeiro

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Neymar hatte sich bei der Attacke Zúñigas, der ihm mit dem Knie in den Rücken gesprungen war, einen Lendenwirbel gebrochen.

"Alle, die was vom Fußball verstehen, wissen, dass so ein Foul nicht normal ist", sagte Neymar bei seinem ersten öffentlichen Auftritt seit dem WM-Aus. Er habe sich immer gegen Fußtritte wehren können, "aber wenn ich jemandem den Rücken zuwende, habe ich keine Möglichkeit, mich zu schützen." Er hatte nach dem Vorfall am vergangenen Freitag beim 2:1-Sieg in Fortaleza zunächst seine Beine nicht gespürt, wie Trainer Luiz Felipe Scolari später erzählte, und war in Panik geraten.

Wenige Minuten nach seinem Gefühlsausbruch im WM-Trainingslager zeigte sich Neymar aber nachgiebiger. "Ja, ich würde ihm verzeihen. Ich fühle keine Wut, keinen Hass, nichts." Der Kolumbianer habe ihn am nächsten Tag angerufen und um Verzeihung gebeten. "Er sagte, er habe nicht die Absicht gehabt, mich zu verletzen. Ich wünsche ihm das Beste, dass er glücklich wird und Erfolg in seiner Karriere hat."

Nachdem der Stürmer am vergangenen Samstag auf einer Trage im Hubschrauber von Teresóplis nach Hause geflogen worden war, kehrte er am Donnerstag ins Trainingscamp "Granja Comary" zurück und konnte dabei auch gehen. Vor dem Training umarmte er seine Mitspieler. Bei der Pressekonferenz sprach Neymar dann von "einer der schlimmsten Wochen in meinem Leben. Es war schlimmer, als ich mir jemals hätte vorstellen können."

Damit sprach der Profi des FC Barcelona auch das 1:7-Debakel Brasiliens im Halbfinale gegen Deutschland an, das er zu Hause am Fernseher erlebte. "Das war etwas Unglaubliches, Unerklärliches."

Im Spiel um Platz drei gegen die Niederlande in Brasília will Neymar die Mannschaft unterstützen. "Wir haben jetzt alles beweint, was es zu beweinen gab. Und jetzt versuchen wir, am Samstag zu spielen und die Partie zu gewinnen."

Gleichzeitig räumte der vierfache WM-Torschütze ein, dass Brasilien nicht seinen besten Fußball bei diesem Turnier gezeigt habe. "Es war ein gewöhnlicher Fußball, nicht der Fußball einer brasilianischen Auswahl, der besser ist und alle begeistert." Man müsse jetzt die Begegnung gegen die Niederlande angehen, "als ob es ein Endspiel wäre und diese WM lächelnd beenden".

Neymar war im gelben Nationaltrikot mit Unterschriften seiner Mitspieler erschienen. "Natürlich schmerzt es, es wird für sehr lange Zeit schmerzen, aber es wird auch vorübergehen", sagte der Angreifer. "Es werden bessere Tage kommen, und wir tun alles, um dem brasilianischen Volk die Freude zurückzubringen und vor allem zurück in unsere Gesichter."

Im verpassten Finale am Sonntag wird Neymar dem südamerikanischen Erzrivalen die Daumen drücken. "Das kommt euch vielleicht komisch vor, dass ein Brasilianer für Argentinien ist, aber ich bin nicht für Argentinien. Ich bin für Messi", erklärte er. "Wenn ihr so wollt, bin ich Fan des Messi Fußball Clubs."

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