NFL-Star Rice nach Gewalt gegen Verlobte gefeuert

Baltimore · Der Schlag von Ray Rice war heftig - sein Opfer ging sofort zu Boden. Das Problem: Rice ist kein Boxer, sondern American Footballer und das Opfer war seine Verlobte, die der Starspieler brutal zu Boden schlug.

 Ray Rice wurde von den Baltimore Ravens entlassen, weil er seine Freundin und heutige Frau bewusstlos geprügelt hatte. Foto: Larry W. Smith

Ray Rice wurde von den Baltimore Ravens entlassen, weil er seine Freundin und heutige Frau bewusstlos geprügelt hatte. Foto: Larry W. Smith

Foto: DPA

Kaum wurde das Video bekannt, feuerten die Baltimore Ravens ihren prominenten Running Back. Dabei war der Fall selbst schon seit Monaten publik. Die Verantwortlichen der Football-Liga NFL sind wegen ihrer späten Reaktion erheblich unter Druck geraten - drückten sie für den Star beide Augen zu?

Der ganze Vorfall ereignete sich in einem Casino in Atlantic City, südlich von New York. Auf einem älteren Video ist ein Mann zu sehen, der eine bewusstlose Frau aus einem Fahrstuhl zieht. Am Montag tauchte dann ein mehrminütiges Video bei der Promiseite "TMZ.com" auf, das im Inneren des Fahrstuhls aufgenommen wurde, sozusagen die Vorgeschichte. Zu sehen ist Rice, einer der bekanntesten Football-Spieler der USA. Er und die Frau, seine damalige Verlobte Janay Palmer, streiten im Fahrstuhl. Urplötzlich schlägt Rice der Frau die Faust ins Gesicht. Sie schlägt mit dem Kopf gegen die Wand oder gar den Handgriff und bleibt reglos liegen.

Als die Tür aufgeht, zerrt Rice seine Freundin nach draußen. Ihr kurzer Rock rutscht hoch, sie ist noch immer nicht bei Bewusstsein, Rice beachtet sie kaum. Ein anderer Mann steht tatenlos daneben. Nach Minuten erwacht Palmer und während sie völlig benommen dasitzt kümmert sich Rice kein Stück um sie - keine helfende Hand, kein Niederknien bei der Frau, die er gerade niedergeschlagen hat. Während sie noch dasitzt, nimmt er einen ihrer Schuhe und deutet voller Ungeduld an, dass er endlich weitergehen will.

Das alles passierte schon im vergangenen Februar. Als das erste Video damals publik wurde, bekam Rice zwei Spiele Sperre. Mit "So sieht eine Sperre für zwei Spiele aus", betitelte "TMZ.com" ironisch das zweite, viel brutalere Video. Ein paar Stunden später war Rice arbeitslos. Und ganz Amerika diskutiert über den Fall. Selbst Präsident Barack Obama meldete sich über seinen Sprecher Josh Earnest zu Wort: "Ein echter Mann schlägt keine Frauen", ließ Obama ausrichten. "Häusliche Gewalt ist verachtenswert und inakzeptabel in einer zivilisierten Gesellschaft".

Die NFL rühmt sich, rasch und kompromisslos gehandelt zu haben. War es wirklich so? "Wir wussten schon seit einem halben Jahr, dass Rice seine Freundin bewusstlos geschlagen hat. Warum hat die Liga da nichts getan?", fragte das Nachrichtenmagazin "Time". Und die "New York Daily News" zeigen Rice in einer Karikatur, wie er seiner Freundin einen Kinnhaken verpasst. Während ein Schiedsrichter "Unerlaubtes Handspiel!" ruft, hält sich NFL-Chef Roger Goodell fest beide Augen zu.

Experten zweifeln, dass die Liga wirklich versucht hat, an das Video aus dem Fahrstuhl zu kommen, um sich ein echtes Bild von dem Vorfall zu machen. Rice ist eine Millioneninvestition, für die Ravens genau so wie für die NFL. Kein Wunder, dass die Manager zögerten mit seiner Entlassung. Erst als der öffentliche Druck am Montag nicht mehr auszuhalten war, zogen erst die "Ravens" und dann die Liga drastische Konsequenzen.

Bei Twitter gab es auch einige Stimmen, ob man denn den Sportler Rice für eine Tat des Privatmanns Rice bestrafen könne, das müsse man doch trennen. Die kritischen Stimmen überwiegen jedoch bei Weitem - sowohl gegen Rice wie gegen sein Team und die NFL; und sogar gegen Freundin Janay Palmer: "Wie kann sie bei ihm bleiben?", wird hundertfach auf Twitter gefragt. Tatsächlich ist sie nicht länger seine Freundin. Seit März ist sie seine Frau.

Den aktuellen Medienwirbel und die Bestrafung ihres Mannes beschreibt Janay Rice als "Alptraum". US-Medien zitierten sie am Dienstag mit klagenden Worten: "Ich fühle mich, als würde ich den Tod meines besten Freundes betrauern", schrieb sie demnach im sozialen Netzwerk Instagram. Dass die Medien "uns einen Moment in unserem Leben erneut durchleben lassen, den wir jeden Tag bereuen, ist eine schreckliche Sache".

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Das Video bei "TMZ.com"

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