Löws Königsweg: EM wichtiger als WM-Quali

St. Petersburg · Joachim Löw grübelt in der Heimat weiter über den Königsweg zur EM in Frankreich im kommenden Sommer.

 Joachim Löw richtet den Fokus zunächst auf die anstehenden EM-Quali-Spiele. Foto: Christoph Schmidt

Joachim Löw richtet den Fokus zunächst auf die anstehenden EM-Quali-Spiele. Foto: Christoph Schmidt

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In der früheren Residenz der russischen Zaren im 2500 Kilometer entfernten St. Petersburg wurden derweil schon wichtige Entscheidungen für weitere Titelmissionen der deutschen Fußball-Weltmeister getroffen.

Am Tag vor der Auslosung der WM-Qualifikation 2018 mit möglichen Kracherspielen gegen die Ex-Champions Italien oder Frankreich bestätige die FIFA am Freitag das Moskauer Luschniki-Stadion als WM-Finalort am 15. Juli 2018. Beim Testlauf Confederations Cup 2017 tritt die DFB-Auswahl in ihrer Gruppe im Moskauer Spartak-Stadion (18. Juni), in St. Petersburg (22. Juni) und Sotschi (25. Juni) an.

Löw nimmt diese Entscheidungen der WM-Organisatoren vorerst nur zur Kenntnis. Der Bundestrainer fokussiert sich bei Beratungen mit seinem Stab auf die kommenden heißen Monate mit den wichtigen Partien gegen Polen, Schottland und Irland. "Im Moment beschäftige ich mich einzig und allein mit der Qualifikation für die Europameisterschaft, im Herbst gehen wir in die entscheidende Phase", sagte Löw vor der Gala-Show im Konstantinpalast am Samstag (17.00 Uhr/MESZ). "Die WM ist noch weit weg", betonte der Freiburger.

Auch die drohenden Quali-Duelle mit Angstgegner Italien oder den 2014 im WM-Viertelfinale bezwungenen Franzosen wischt Löw beiseite: "Wenn es zu solchen Paarungen käme, wären das doch interessante Spiele. Wir sind immer gut damit gefahren, nicht zu lamentieren. Letztlich werden sich immer die besten Teams durchsetzen."

Der umstritten Setzmodus per FIFA-Weltrangliste hält für Mesut Özil, Mario Götze und Co. alle Optionen für die Ausscheidungsrunde von September 2016 bis November 2017 parat. Italien, Polen und die Türkei könnten ebenso Gegner aus den Töpfen 2 bis 4 werden wie eine deutlich leichtere Variante mit der Slowakei, Albanien und den Färöer.

Oliver Bierhoff holt sich im Gegensatz zu Löw schon seine erste Russland-Lektion. "In Brasilien war es auch sehr wichtig und hilfreich, frühzeitig ein Gefühl für Land und Leute zu bekommen. Sportlich steht für uns die Europameisterschaft im Fokus, doch unsere organisatorischen Planungen gehen natürlich über das Jahr 2016 hinaus", sagte Bierhoff. Anstelle von Löw wird der DFB-Teammanager in St. Petersburg als einer von zehn Los-Assistenten bei der Show vor 2000 Ehrengästen im Saal und erwarteten 100 Millionen TV-Zuschauern in 164 Ländern als Vertreter des Weltmeisterteams agieren.

Als Losfee überraschend fehlen wird Topstürmer Hulk. Der Brasilianer müsse "Verpflichtungen" für seinen Verein Zenit St. Petersburg nachkommen, teilte die FIFA am Freitag mit. Der Rückzug habe "rein sportliche Gründe", betonte WM-Cheforganisator Alexej Sorokin. Zu Wochenbeginn hatte Hulk permanenten Rassismus im russischen Fußball beklagt - neben Korruptionsvorwürfen und Ukraine-Krise eines der sensiblen Themen im Reich von Präsident Wladimir Putin, der wie FIFA-Chef Joseph Blatter zu Beginn der Los-Show eine Rede halten wird.

Blatter beginnt mit seiner ersten Auslandsreise nach der Verhaftung von sieben Fußball-Funktionären im Mai in Zürich seine Abschiedstour als FIFA-Boss. In Russland wird das Ende der Ära des umstrittenen Schweizer offenkundig bedauert. Die Kommunikation mit der FIFA sei angesichts des bevorstehenden Machtwechsels "nicht so einfach wie zuvor", beklagte Sportminister Witali Mutko. "Russland ist in der Lage, diese WM zu organisieren, unabhängig vom Präsidenten. Russland ist ein verlässlicher Partner der FIFA", sagte Mutko am Freitag.

Die Weichen werden an höchster Stelle auf Kontinuität gestellt. Russischen Medien berichteten von einem für Freitagabend geplanten Gipfeltreffen von Putin mit Blatter und dessen möglichem Nachfolger Michel Platini. Der UEFA-Boss lotet in St. Petersburg weiter seine Chancen für einen Wahlerfolg beim FIFA-Kongress am 26. Februar 2016 aus. "Wir sind sicher, dass auch der künftige FIFA-Präsident die WM als oberste Priorität betrachten wird", sagte Sorokin.

An Komplimenten zwischen FIFA und russischen Organisatoren mangelte es am Freitag nicht. FIFA-Generalsekretär Jérôme Valcke, der seine eigene Zukunft nach dem Präsidentenwechsel offenbar selbst nicht mehr beim Weltverband sieht, bezeichnete die Gastgeber als "Hochgeschwindigkeitszug". In vielen Bereichen sei man dem Zeitplan voraus. Mutko formulierte die eigenen Ansprüche: "Wir möchten die Perle in der Krone der FIFA sein. Wir wollen die beste WM organisieren."

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