Silverstone-Spektakel: Hamilton stoppt Rosberg-Hoch

Silverstone · Befreit vom emotionalen Heim-Triumph ließ Lewis Hamilton seinen geschlagenen Titelrivalen Nico Rosberg sogar kurz mit dem goldenen Siegerpokal spielen.

 Lewis Hamilton küsst nach seinem Sieg die Silverstone-Trophäe. Foto: Geoff Caddick

Lewis Hamilton küsst nach seinem Sieg die Silverstone-Trophäe. Foto: Geoff Caddick

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Im Silverstone-Spektakel hatte der Formel-1-Spitzenreiter seinem Mercedes-Teamkollegen zuvor einen empfindlichen Dämpfer versetzt und den Vorsprung in der WM-Gesamtwertung wieder auf 17 Punkte ausgebaut. "Ich kann gar nicht erklären, wie glücklich ich bin", sagte der Brite nach seinem fünften Saisonerfolg in einer packenden Regen-Lotterie.

Mit fast kindlicher Freude fuhr Hamilton in der Auslaufrunde so nah es ging an die randvollen Tribünen heran und winkte dann vom Podium seiner stolzen Mutter zu. Rosberg indes war nach zuvor drei Siegen in vier Rennen konsterniert. "Ich habe es an der Box verloren, Lewis hat die bessere Entscheidung bei den Stopps getroffen", erklärte der Deutsche.

Als Dritter erreichte Ferrari-Pilot Sebastian Vettel das Ziel, der mit einer klugen Strategie noch die lange führenden Williams-Fahrer Felipe Massa und Valtteri Bottas hinter sich ließ. "Ohne den Regen wären wir nicht auf dem Podium", resümierte Vettel, der nun aber schon 59 Punkte Rückstand auf Hamilton hat. "Es war ein Ergebnis, dass wir so nicht verdient hätten. Wir haben die Ruhe bewahrt und zum Schluss die richtigen Entscheidungen getroffen", befand Vettel.

Genau das galt auch für Hamilton. Nach einem total verpatzten Start und einer frühen Safety-Car-Phase jagte der 30-Jährige die beiden Williams und ging schließlich mit einem besseren Reifenwechsel vorbei. Als dann Regen aufzog und Rosberg immer näher kam, geriet der Titelverteidiger erneut unter Druck. "Da hab ich gedacht, den Lewis hol ich mir auch noch", sagte der WM-Zweite.

Doch anders als Ende Mai in Monte Carlo, als Hamilton durch eine Fehlentscheidung vom Kommandostand den sicheren Sieg einbüßte, kam der Brite diesmal genau zum richtigen Zeitpunkt für einen Wechsel auf Mischwetter-Reifen an die Box. "Es war das erste Mal in meiner Karriere, dass ich die perfekte Reifen-Entscheidung getroffen habe", sagte Hamilton sichtlich zufrieden. "Es war ein perfektes Zusammenspiel zwischen ihm und dem Team", lobte auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.

Für den so zuversichtlich auf die Insel gereisten Rosberg war das der entscheidende Tiefschlag. "Ich war sicher, dass Lewis sich falsch entschieden hatte, als er in die Box ging", verriet der gebürtige Wiesbadener. Doch er lag falsch. Eine Runde später kam er selbst zum letzten Mal an die Garage, Hamilton fuhr wieder vorbei, das Rennen war für Rosberg verloren.

"Lewis ist ein absolut fehlerfreies Rennen gefahren", befand Boss Wolff, attestierte aber auch dem Zweitplatzierten: "Nico hat nichts falsch gemacht." Genau das dürfte Rosberg zu denken geben. Hamilton hat dem wachsenden Druck der vergangenen Wochen standgehalten, der stürmische Jubel der britischen Fans dürfte ihm weiteren Auftrieb für die zweite Hälfte des Titelrennens geben.

Mit seinem dritten Erfolg in Silverstone zog Hamilton auch mit den nationalen Formel-1-Helden Nigel Mansell und Jim Clark gleich, die hier ebenfalls dreimal triumphiert hatten. 18 Rennen in Serie hat Hamilton nun Führungsrunden gesammelt, damit löschte er einen 45 Jahre alten Rekord von Jackie Stewart. Es war zugleich der 17. Doppelerfolg für das Mercedes-Duo. Mehr schafften nur Michael Schumacher und Rubens Barrichello bei Ferrari, nämlich 24.

Auch Force-India-Pilot Nico Hülkenberg fuhr einen starken Grand Prix und sicherte sich als Siebter zum dritten Mal in Serie Punkte. Fernando Alonso wurde Zehnter und holte damit seinen ersten Zähler 2015 für McLaren-Honda. Für seinen Teamkollegen Jenson Button lief es dagegen in seinem womöglich letzten Formel-1-Auftritt in Silverstone wieder schief. Schon nach den ersten Kilometern musste er wegen eines Unfalls aufgeben. Silverstone bleibt für den früheren Weltmeister damit ein schlechtes Pflaster. In 16 Jahren kam er dort nie aufs Podium.

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