Fürths Derbysieger feiern wie Aufsteiger

Fürth · Greuther Fürths Derbysieger fühlten sich, als hätten sie schon am zweiten Spieltag den Bundesliga-Aufstieg klargemacht. Bis tief in die Nacht bejubelten die euphorisierten Kleeblattprofis ihren denkwürdigen 5:1-Triumph über den Lokalrivalen 1. FC Nürnberg.

 Die Spieler der SpVgg Greuther Fürth feiern den 5:1-Sieg über den FC Nürnberg überschwänglich. Foto: Daniel Karmann

Die Spieler der SpVgg Greuther Fürth feiern den 5:1-Sieg über den FC Nürnberg überschwänglich. Foto: Daniel Karmann

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Selbst der sonst so besonnene Trainer Frank Kramer war bei der ausufernden Party mit Hunderten Fans in Fürths Altstadt mittendrin. "Das sind Momente, auf die man hinarbeitet, das tut unheimlich gut", schwärmte der 42-Jährige mit angekratzter Stimme, während Anhänger und Spieler zum x-ten Mal mit überwältigender Lautstärke ihre "Derbysieger, Derbysieger"-Schlachtrufe anstimmten.

Schon jetzt ist die junge Saison in die Historie der Spielvereinigung eingegangen, obwohl noch 32 Spiele in der 2. Fußball-Bundesliga bevorstehen. Dann allerdings ohne Abdul Rahman Baba, der besonderen Anteil am Fürther Sieg hatte. Nur einen Tag nach seinem Doppelpack einigten sich die Franken mit dem FC Augsburg nach langen Verhandlungen auf einen Wechsel - obwohl der Vertrag des 20-jährigen Ghanaers noch bis 2017 gültig war. Die Ablöse soll rund drei Millionen Euro betragen. Als Ersatz kommt der brasilianische Außenverteidiger Guilherme Haubert Sitya, der 24-Jährige wird für ein Jahr vom rumänischen Erstligisten Petrolul Ploiesti ausgeliehen.

Seine künftigen Teamkollegen sorgten für Euphorie in Fürth. "Es war ein riesiger Abend, den man in den nächsten Jahren nicht mehr vergessen wird", urteilte Fürths Offensivkraft Marco Stiepermann. Auch Nürnbergs Sportchef Wolfgang Wolf erkannte die gewaltige Dimension der Niederlage nach einem beispiellosen Fünf-Tore-Frusterlebnis. "Das war ein Debakel, ein rabenschwarzer Tag in der Geschichte des Clubs", befand der frühere Club-Trainer fassungslos: "Grausam, grausam - es tut tierisch weh."

Fast wehrlos hatte das im Sommer völlig neu zusammengestellte Nürnberger Team um Urgestein Javier Pinola am Ende Gegentreffer um Gegentreffer kassiert. "Wir haben krasse individuelle Fehler gemacht. Man muss Spieler auf dem Platz haben, die in der Lage sind, Gegentore wegzustecken. Das ist eine Kopfsache", mäkelte Coach Valérien Ismaël nach dem auch persönlich heftigsten Niederschlag in seiner noch jungen Trainerkarriere. Vor allem der verletzungsbedingte Ausfall von Mittelfeldlenker Jan Polak war jederzeit zu spüren, dem Nürnberger Spiel fehlte es an Ordnung, Abgeklärtheit und Raffinesse.

"Dass die Führungsperson Jan Polak fehlen würde, war klar. Dass es aber so dramatisch ist, hätte ich nicht erwartet", analysierte Wolf. Noch rund einen Monat müssen die Franken auf ihren Routinier verzichten, nachdem sich Polak zum Saisonauftakt gegen Erzgebirge Aue zwei Rippen gebrochen hatte. In ihrer Not wollen Sportvorstand Martin Bader, Wolf und Ismaël womöglich noch mal personell nachlegen. "Wir beobachten den Markt und schauen, was machbar ist. Es muss für uns passen, taktisch, charakterlich und finanziell", sagte der Trainer.

Vorne fehlte den Nürnbergern etwa jemand wie Abdul Rahman Baba, der als zweifacher Torschütze (8./57. Minute) neben Goran Sukalo (17./Foulelfmeter), Tom Weilandt (76.) und Robert Zulj (87.) besonderen Anteil am Fürther Sieg hatte. Der vom Außenverteidiger zum Außenstürmer umfunktionierte Ghanaer ist allerdings wohl ohne große Zukunft in Franken. Trotz eines bis 2017 laufenden Vertrages kokettiert er mit einem Wechsel nach Augsburg. Im Raum steht eine Ablöse in Höhe von rund drei Millionen Euro. "Baba will unbedingt zum FC Augsburg und Bundesliga spielen", sagte sein Berater zuletzt.

Aus der Ferne durfte sich auch Ilir Azemi mitfreuen über den Kantersieg, der die Fürther punkt- und torgleich mit Bochum zum Co-Tabellenführer der 2. Liga macht. Nach seinem schweren Autounfall am Donnerstag liegt Fürths Torjäger mit einer Lungenquetschung und mehreren Knochenbrüchen im Krankenhaus. Ob er zurückkommen kann, ist fraglich. "Wir waren alle tief betroffen und wollten ihm zeigen, dass wir an ihn denken", sagte Mitspieler Stephan Schröck: "Wir versuchen ihm ganz viele Siege zu geben, bis er wieder bei uns ist."

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