Einigung auf Anti-Doping-Gesetz: Dopern droht Gefängnis

Düsseldorf · Athleten, Politiker und Verbände finden den Regierungsentwurf für ein scharfes Anti-Doping-Gesetz in Deutschland gut - der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) aber bleibt skeptisch.

 Dagmar Freitag begrüßt schärfere Anti-Doping-Gesetze. Foto: Soeren Stache

Dagmar Freitag begrüßt schärfere Anti-Doping-Gesetze. Foto: Soeren Stache

Foto: DPA

Dass Spitzensportler wegen Dopings bald sogar ins Gefängnis wandern könnten, geht ihm zu weit. Der Entwurf sieht vor, Erwerb und Besitz von Dopingmitteln mit einer Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren zu ahnden. "Der Gesetzentwurf gefällt mir", sagte Dagmar Freitag, die Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses der Nachrichtenagentur dpa. Es sei "eine klare Ansage gegen potenzielle Doper, dass es für sie in Zukunft deutlich ungemütlicher wird".

Knackpunkt der Debatte über das Gesetz war bisher die Einführung der uneingeschränkten Besitzstrafbarkeit. Bei der Mitgliederversammlung des DOSB im Dezember 2013 war sie noch mit großer Mehrheit abgelehnt worden. Kaderathleten könnten künftig belangt werden, wenn sie mit geringen Dosen von Anabolika oder dem Blutdopingmittel EPO erwischt werden. Die bisherige Gesetzeslage sieht dies nicht vor.

"Sobald uns der Referentenentwurf und seine Begründung offiziell vorliegen, werden wir uns eine Meinung bilden und unsere Mitgliedsorganisationen informieren", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Grundsätzlich begrüßen wir, dass die bislang abstrakte Diskussion nach Vorliegen des Entwurfs wesentlich konkreter geführt werden kann." DOSB und Politik hätten vereinbart, die in der Praxis bereits sehr gute und intensive Zusammenarbeit von Sport und Staat für einen Sport ohne Manipulation auch gesetzlich noch klarer als bisher zu regeln.

"Dabei kommt es darauf an, die Stärken des bisherigen Systems beizubehalten und eine gesetzliche Grundlage zu erarbeiten, die dies sicherstellt, so wie es auch der Koalitionsvertrag vorsieht", sagte Hörmann. "Vor diesem Hintergrund wird auch der Gesetzentwurf zu bewerten sein."

Die Elite der deutschen Radprofis begrüßte diesen scharfen Anti-Doping-Gesetzentwurf. "Das ist der richtige Weg. Wir hatten ja die Politik gebeten, da dran zu bleiben", sagte der dreimalige Zeitfahr-Weltmeister Tony Martin. "Vor allem kann bei Inkrafttreten des Gesetzes jetzt ganz anders ermittelt werden. Das hat eine andere Qualität. Ob es das ein Allheilmittel ist, muss die Praxis zeigen."

Vorgesehen ist in dem Entwurf auch die Möglichkeit des Einzugs von Preis- und Startgeldern. Gestärkt wird zudem die Position der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA). Gerichte und Staatsanwaltschaften sollen zukünftig der NADA personenbezogene Daten aus Strafverfahren von Amts wegen übermitteln können. Ebenso soll der NADA per Gesetz erlaubt werden, Daten von Athleten zur Durchführung von Dopingkontrollen zu erheben und zu nutzen. Sportverbänden soll ausdrücklich genehmigt werden, Schiedsvereinbarungen mit den Athleten zu schließen. Dieses Thema war zuletzt kontrovers diskutiert worden.

Für Clemens Prokop, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) und einer der Vorkämpfer für ein Anti-Doping-Gesetz, ist es der bisher weitestgehende Entwurf: "Wenn der Entwurf so zum Gesetz werden sollte, wäre es ein Meilenstein." Es gehe nicht nur um eine soziale Ächtung des Dopings, sondern auch um die Glaubwürdigkeit des unter Dopingverdacht stehenden Sports. "Sportliche Leistung würde wieder anerkannt werden", so Prokop. "Deshalb müssten alle Beteiligten im Sport den Entwurf begeistert mittragen."

Bis zur Verabschiedung ist es noch ein langer Weg. "Ich hoffe, dass es keine großen Versuche gibt, im parlamentarischen und gesetzgeberischen Verfahren den Entwurf zu verwässern", warnte Freitag. Im November könnte es zu einer Anhörung der Verbände kommen, Ende Dezember oder Anfang Januar zu einer ersten Lesung des Gesetzesentwurfs im Bundestag. "Meine Vorstellung wäre, dass das Anti-Doping-Gesetz noch vor der Sommerpause des Parlaments im kommenden Jahr in Kraft tritt", sagte Freitag.

Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger freut sich über das auf den Weg gebrachte Anti-Doping-Gesetz. "Gedopte Spitzensportler manipulieren den wirtschaftlichen Wettbewerb und betrügen die sauberen, ungedopten Sportler um Preisgelder und attraktive Sponsorenverträge. Daher begrüße ich es, dass diese gedopten Sportler nach dem Gesetzentwurf in den Fokus der Strafverfolgungsbehörden kommen können", sagte Stickelberger auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa. Der SPD-Politiker fordert selbst seit mehr als einem Jahr die Einführung eines Anti-Doping-Gesetzes.

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DOSB-Stellungnahme

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