Böses Déjà-vu für Reus - Müller: "Das ist unglaublich"

Dortmund · Die besorgte Miene verriet mehr als tausend Worte. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze und bandagiertem linken Knöchel humpelte Marco Reus nach dem 2:1 gegen Schottland zum direkt am Kabinenausgang geparkten Wagen - kommentarlos vorbei an den vielen Kameras und Mikrofonen.

 Marco Reus fällt rund vier Wochen aus. Foto: Jonas Güttler

Marco Reus fällt rund vier Wochen aus. Foto: Jonas Güttler

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Nicht nur der BVB-Profi fühlte sich an jenen folgenschweren 6. Juni erinnert, als er sich im letzten Testspiel vor der WM gegen Armenien eine schwere Verletzung zugezogen hatte. Mitfühlend kommentierte Doppeltorschütze Thomas Müller das unliebsame Déjà-vu: "Wahnsinn, was Marco im Nationaltrikot für ein Pech hat. Das ist unglaublich."

Die Untersuchung am nächsten Tag in einer Dortmunder Klinik bestätigte den bösen Verdacht. Demnach hat sich der Angreifer einen Außenbandteilriss im linken Sprunggelenk sowie eine Dehnung der Fußwurzelbänder zugezogen. Der gerade erst von einem Syndesmose-Teilriss und einem knöchernen Bandausriss am Fersenbein genesenen BVB-Profi wird deshalb weitere vier Wochen fehlen.

Allein seine Reaktion nach dem Foul von Charlie Mulgrew in der Nachspielzeit verhieß wenig Gutes. Im ersten Schock hielt Reus mehrfach die linke Hand vor das Gesicht, mit der rechten Hand schlug er verzweifelt auf den Rasen. Gestützt auf zwei DFB-Mediziner mühte er sich Richtung Kabine. Bundestrainer Joachim Löw und Manager Oliver Bierhoff spendeten direkt nach dem Schlusspfiff Trost. "Wir alle waren nach dem Spiel bei ihm", verriet der Dortmunder Mitspieler Erik Durm.

Für den 25 Jahre alten Reus kommt der Rückschlag zur Unzeit. Die Enttäuschung über die verpasste WM schien eben verarbeitet, die alte Form zurück. Beim 3:2 der Dortmunder am vorigen Bundesliga-Spieltag beim FC Augsburg brillierte er als laufstarker Spielgestalter und Torschütze. Und beim ernüchternden 2:4 im Test am Mittwoch gegen Argentinien in Düsseldorf war er einer der wenigen Aktivposten im deutschen Team.

"Es tut mit sehr leid für Marco. Er hatte sich gerade erst wieder herangekämpft und war auf einem guten Weg", sagte BVB-Sportdirektor Michael Zorc und verhehlte nicht, dass der Ausfall auch für den ambitionierten Club ein Tiefschlag ist. "Es ist für uns keine schöne Situation, da wir in den kommenden Wochen ein volles Programm haben."

Noch zwei Tage vor der Partie gegen die Schotten strotzte Reus vor Tatendrang: "Natürlich war der WM-Ausfall für mich ein trauriges Erlebnis. Aber es hilft jetzt nicht, weiter zu jammern. Über die Vergangenheit denke ich nicht mehr nach."

Sein neuerlicher Ausfall trifft nicht nur Löw, sondern auch BVB-Trainer Jürgen Klopp schwer. Die beiden nächsten Qualifikationsspiele der DFB-Elf in Polen am 11. Oktober und gegen Irland in Gelsenkirchen drei Tage später dürften für Reus noch zu früh kommen.

Die Borussia muss mindestens für die Bundesligaspiele gegen Freiburg, Mainz, Stuttgart und Schalke ohne den offensiven Spielgestalter planen. Zudem startet der Revierclub gegen den FC Arsenal und den RSC Anderlecht ohne Reus in die Champions League. Matchwinner Müller sprach Klopp aus dem Herzen: "Ich hoffe, dass sich das Pech bei Marco irgendwann einmal legt. Weil wir brauchen ihn auf jeden Fall."

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