Biedermann nach Bronze als Tribünengast

Kasan · Am Tag nach WM-Bronze ließ es Paul Biedermann ruhig angehen. Statt 100 Meter Freistil zu schwimmen, stimmte er sich als Zuschauer der Mixed-Lagenstaffel bei der Schwimm-WM in Kasan auf sein nächstes Highlight ein: Die 4 x 200 Meter-Freistilstaffel am 7. August, seinem 29. Geburtstag.

 Paul Biedermann sieht bei sich noch Potenzial. Foto: Martin Schutt

Paul Biedermann sieht bei sich noch Potenzial. Foto: Martin Schutt

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"Da wollen wir es noch einmal krachenlassen", sagte Biedermann motiviert und voller Vorfreude. Die Feier samt seiner Dankesrede an die Mannschaft nach der ersten deutschen Beckenmedaille dieser WM klang mit alkoholfreien Cocktails nicht allzu spät aus. "Die waren sehr lecker. Und eine Schwimm-WM ist ja nur einmal im Jahr", erinnerte Biedermann bei einem Sponsorentermin noch an die bevorstehende Aufgabe.

Die beiden anderen deutschen Medaillenhoffnungen waren am Mittwoch in unterschiedlicher Mission unterwegs. Franziska Hentke bestritt die Vorläufe über 200 Meter Schmetterling, Europameister Marco Koch berichtete von einem gesundheitlichem Malheur auf der verspäteten WM-Anreise. Trotzdem ist der Start des Europameisters über 200 Meter Brust nicht gefährdet. Ihm gehe es "so lala", sagte Koch. "Ich habe die Nacht von Samstag auf Sonntag leider ein bisschen gebrochen, wohl was Falsches gegessen. Seit Montag geht es schon wieder deutlich besser", erklärte der WM-Zweite von 2013.

Er sah die Störung in der unmittelbaren Wettkampfvorbereitung pragmatisch: "Besser mal was Falsches essen und eine Nacht kotzen statt ein Magen-Darm-Virus. Im Endeffekt bin ich froh, dass es nur das war." Nachdem das Montags-Training noch "schwierig" war, ist Koch für den Vorlauf am Donnerstag "optimistisch, dass es ganz gut läuft". Medaillenprognosen waren auch ihm erneut nicht zu entlocken, er will "nur" schneller sein als sein deutscher Rekord beim EM-Sieg. Der WM-Sieger müsse eh Weltrekord schwimmen, sagt Koch. Die Rekordmarke liegt bei 2:07,01 Minuten, der Darmstädter war vor einem Jahr in Berlin nur 46 Hundertstelsekunden langsamer.

Wie Koch sprach auch Biedermann im WM-Vorfeld nie von Medaillen, sondern dem "bestmöglichen Rennen". Beim Start und der letzten Wende über die 200 Meter Freistil ließ der Weltrekordler mehr liegen als jene 24 Hundertstel, die ihm im überraschend langsamen Finalrennen auf den neun Jahre jüngeren Sieger James Guy (Großbritannien) fehlten. "Meine Wenden und der Start, das bleibt das Alleinstellungsmerkmal, dann erkennt man mich direkt", sagte Biedermann grinsend und fügte hinzu: "Aber das ist doch schön, wenn man weiß: Mit 29 hat man noch Potenzial."

Ob er im letzten Jahr seiner Karriere die altbekannten Defizite bei Start und Wenden wirklich abstellen kann? Biedermann will es zumindest versuchen. "Diese Medaille motiviert mich unheimlich, das letzte Jahr anzugreifen, Fehler auszumerzen und optimal in Rio an den Start zu gehen." Das soll gemeinsam mit seinem langjährigem Heimtrainer Frank Embacher geschehen, der abendliche Zweifel Biedermanns in der ihm eigenen humorvollen Art von Tisch wischte: "Nach der Bronzemedaille kam er gleich wieder an und hat gesagt, Menschenskinder, da wäre ja Gold drin gewesen. Da hätte ich ihm beinahe eine geklatscht." Der Trainer ließ nach der WM-Medaille mit einer Zigarre auch mal Dampf ab. "Die hat er sich verdient", sagte Biedermann grinsend.

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