Bayer verteidigt nach 0:1 den "Hurra-Fußball"

Monte Carlo · Torjäger Stefan Kießling war sauer. Nicht allein das unnötige 0:1 im ersten Champions-League-Spiel von Bayer Leverkusen beim AS Monaco ärgerte ihn, sondern dass die bewunderte Offensiv-Spielphilosophie schon in der Kritik steht.

 Stürmer Stefan Kießling verteidigte die offensive Spielweise der Leverkusener. Foto: Matthias Balk

Stürmer Stefan Kießling verteidigte die offensive Spielweise der Leverkusener. Foto: Matthias Balk

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"Das ganze Gerede geht mir auf den Keks", schimpfte der 30-Jährige. "Erst wirst du gelobt, und jetzt wird schon gefragt, ob dieser Hurra-Fußball wirksam ist. Ich finde das Schwachsinn."

Schon nach dem 3:3 gegen Werder Bremen gab es Warnungen vor dem Harakiri-Fußball, den die Werkself spielt. "Man sollte nicht alles so schwarz sehen. Wir sind von unserem Spielstil überzeugt", betonte Kießling nach dem Abpfiff. Schließlich habe man das Team aus dem Fürstentum mit Ausnahme des Gegentores durch Joao Moutinho (61. Minute) im Griff und nur ein Problem gehabt: "Wir konnten den Scheißball nicht ins Tor bringen."

Systementwickler Roger Schmidt sah es ähnlich, aber den Auftritt im Stade Louis II etwas zu positiv. "Ich glaube, dass wir ein sehr gutes Champions-League-Spiel mit einer fast perfekten ersten Halbzeit gezeigt haben", meinte der Bayer-Cheftrainer. "Wir hatten acht Topchancen und haben eine zugelassen. Die Voraussetzung, das Spiel zu gewinnen, war hervorragend. Da gibt es keine zwei Meinungen." Die Kreation von Einschuss-Möglichkeiten am laufenden Band bestätigt zwar sein Offensivsystem, birgt aber auch eine Gefahr. "Wenn man so viele Chancen herausspielt wie wir, geht man vielleicht mit der einzelnen nicht gewissenhaft um", erklärte Schmidt.

Schwer verkraftet hat Clubchef Michael Schade die erste Saisonniederlage in der siebten Pflichtpartien, weil wie beim Remis gegen Bremen beste Möglichkeiten ungenutzt blieben. "Gegen Werder haben wir noch Pfosten und Latte getroffen, hier nicht mal das Tor", lautete der sarkastische Kommentar von Schade, der noch mehr zu kritisieren hatte. Nämlich neben der erneut fehlenden Präzision beim Torabschluss die lahme Gegenwehr nach dem 0:1: "Wir müssen mit dem Spiel unzufrieden sein. Da war mehr zu holen, das haben wir versäumt. Es war eine Enttäuschung."

Auch für seinen Trainer Roger Schmidt war die Pleite bitter, aber kein Rückschlag. "Wir hatten eine riesige Chance, mit einem Auswärtssieg zu starten, aber es ist eines von sechs Spielen", sagte er. Es ist nach wie vor noch möglich, einen von zwei ersten Plätzen zu belegen." In der zweiten Begegnung der Gruppe C besiegte Zenit St. Petersburg auswärts Benfica Lissabon mit 2:0. Die Portugiesen sind am 1. Oktober nächster Gegner der Leverkusener.

"Jetzt wird es anstrengend und nicht leichter für uns", meinte hingegen Mittelfeldakteur Gonzalo Castro, der Ende der ersten Hälfte eine der Großchancen vergab. "Die Champions League ist eine Ergebnisliga. Wenn man ein Spiel verliert, hat man nicht viele Spiele, um das aufzuholen."

Interimskapitän Lars Bender forderte nun mehr Cleverness in den nächsten Spielen, angefangen mit dem am Sonntag beim VfL Wolfsburg. "Vom Ergebnis war das ein Rückschlag, nicht von der Spielweise", meinte der Nationalspieler. "In der ersten Halbzeit sind wir wie selten auswärts aufgetreten." Zum Sieg gehören aber zwei Hälften, wie Bayer seit der Saison 2002/03 weiß: Seitdem konnten die Leverkusener nämlich nur eines von 16 Champions-League-Partien auf fremden Platz gewinnen - 2013/14 bei Real Sociedad San Sebastian (1:0).

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