Interview mit Achim Dehnen Ärmel hochkrempeln und anpacken

BONN · Achim Dehnen, Finanzexperte des Stadtsportbundes Bonn, im Interview mit Berthold Mertes.

 Sieht den Bonner Sport in der Verantwortung, dass Erreichte mit Leben zu füllen: Achim Dehnen.

Sieht den Bonner Sport in der Verantwortung, dass Erreichte mit Leben zu füllen: Achim Dehnen.

Foto: Horst Müller

Die Bürgerinitiative Pro Sportstadt Bonn (PSB) schuf binnen knapp zwei Jahren in der Bundesstadt eine neue Sensibilität für die Anliegen des Sports. Inzwischen stehen die PSB-Initiatoren mit ihrem Vorsitzenden Michael Scharf geschlossen an der Spitze des Stadtsportbundes (SSB) und bestimmen die Geschicke des Sports im Dialog mit Politik und Verwaltung. Finanzexperte im Vorstandsteam ist Achim Dehnen. Mit ihm sprach Berthold Mertes über den Ende Mai im Alten Rathaus geschlossenen Sportfördervertrag und die Perspektiven der Sportentwicklung in der Bundesstadt.

Herr Dehnen, Sie bezeichnen den Sportfördervertrag als Meilenstein für den Sport in Bonn. Warum?
Achim Dehnen: Weil er den Sportvereinen mehr finanzielle Mittel und vor allem Sicherheit bringt. In der Vergangenheit standen die Sportfördermittel unter Haushaltsvorbehalt. Dadurch kam es 2011 und 2012 gegen Jahresende zu erheblichen Kürzungen. Das war für einige Vereine sogar existenzgefährdend, weil plötzlich Mittel wegfielen, mit denen sie fest gerechnet hatten.

Dennoch herrscht bei einigen Vereinen Unsicherheit. Die weit verbreitete Meinung: Das Geld ist den Vereinen in Zeiten knapper Kassen weiterhin nicht sicher, Haushaltsvorbehalt hin oder her.
Dehnen: Das ist so nicht richtig. Die Erhöhung der Sportfördermittel auf eineMillion Euro in 2014 ist vom Stadtrat bestätigt worden und hat ohne Einschränkung Aufnahme in den bis einschließlich 2016 geschlossenen Sportfördervertrag gefunden. Einen Haushaltsvorbehalt gibt es allein für die vertraglich zugesagte zusätzliche Erhöhung auf 1,3 Millionen Euro ab 2015.

Diese Erhöhung steht also auf der Kippe?
Dehnen: Ja, dafür gibt es ein Restrisiko. Ausgemacht ist, dass es nicht zu einer zusätzlichen Belastung des Haushalts kommen darf. Die 300.000 Euro wären dann an anderer Stelle im Haushalt einzusparen.

Was macht Sie als Anwalt des Sports so optimistisch, dass es dann nicht Sie trifft?
Dehnen: Wir haben in zahlreichen Gesprächen mit Politik und Verwaltung ein bisher nicht gekanntes Maß an Wertschätzung für die Leistungen der Bonner Sportvereine erfahren. Zudem haben alle Parteien den Abschluss des Sportfördervertrages unterstützt.

Müssen Sie nicht im Fall eines Haushaltssicherungskonzeptes eine außerordentliche Kündigung fürchten?
Dehnen: Selbst dann ist eine uneingeschränkte Weiterzahlung der Fördermittel für mindestens ein Jahr vertraglich fix. Den Vereinen bliebe damit in diesem hoffentlich nie eintretenden Fall zumindest eine angemessene Reaktionszeit.

In was wird derzeit investiert?
Dehnen: Die zusätzlichen Gelder für 2014 werden schwerpunktmäßig für zwei Ziele eingesetzt. Erstens: Erhöhung der Zuschüsse für Unterhalt und Betrieb vereinseigener Anlagen. Zweitens: Gleichstellung der Vereine, die Schwimmen anbieten. Diese können endlich, wie der "trockene Sport" schon lange, ihre Sportstätten kostenfrei nutzen. Wir wollen auch Vereinen helfen, die eine Übernahme des Betriebs städtischer Bäder oder die Schaffung von Ausweichlösungen während der anstehenden Renovierungen planen.

Sehen Sie unter den besseren Rahmenbedingungen ein Ende des Zauderns bei Investitionen?
Dehnen: Wichtig ist, dass die Verantwortlichen der Vereine sich nicht zurücklehnen und denken, jetzt haben wir diesen schönen Vertrag. Was wir erreicht haben, muss mit Leben gefüllt werden.

Welche konkreten Vorhaben hat der SSB?
Dehnen: Wir bauen im doppelten Wortsinn am "Haus des Sports" für Bonn. Mittel- und langfristig wollen wir unsere "Vision 2030 - Pro Sportstadt Bonn" umsetzen. Und im konkreten Sinn ein zentrales Gebäude als Servicestelle für Vereine und Bürger.

Was verbirgt sich hinter "Vision 2030"?
Dehnen: Im übertragenen Sinn ist es der Bauplan für das "Haus des Sports". Es geht um Breitensport - mit den wichtigen Facetten Gesundheit, Bildung und soziale Teilhabe. Es geht auch um Stadtentwicklung und Umwelt, um Leistungssport und auch hochkarätige Sportveranstaltungen. Nicht zuletzt auch um die Zusammenarbeit von Politik, Verwaltung und Sport.

Sind die Zeiten der Grabenkämpfe, die im Herbst 2012 zur großen Demonstration auf dem Münsterplatz und jeder Menge Zoff zwischen Sport und Kultur führten, damit vorerst vorbei?
Dehnen: Ich hoffe. Der Sport hat Verständnis für die schwierige Haushaltssituation. Deshalb wollen wir durch mehr Eigenverantwortung einen möglichst hohen Beitrag leisten, um die Stadtkasse an anderer Stelle im Sportbereich zu entlasten. An der asymmetrischen Förderung von Kultur und Sport hat sich im Kern nichts geändert.

Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang der Sportfördervertrag?
Dehnen: Er gibt unseren Vereinen die erforderliche finanzielle Sicherheit für zukunftsweisende Entscheidungen. Deshalb ist es für uns mehr denn je an der Zeit, die Ärmel hochzukrempeln und anzupacken.

Zur Person

Achim Dehnen stammt aus der Nähe von Kiel, ist aber seit 1985 in Bonn Zuhause. Der 66 Jahre alte frühere Ministerialrat arbeitete in den letzten Jahren seines Berufslebens als Geschäftsführer bei der Deutschen Post AG. Als Finanzchef zählt er neben Michael Scharf (Vorsitz), Rainer Wolff und Kay Milner zum vierköpfigen Vorstand des Stadtsportbundes Bonn.

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