Studie: Olympia-Wasser vor Rio dreckig und gefährlich

Kuala Lumpur · IOC-Präsident Thomas Bach erwartet, dass die Organisatoren der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro das Problem mit der Wasserqualität in den Griff bekommen.

 Der sichtbare Dreck im olympischen Segelrevier der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro ist das geringste Problem. Foto: Marcelo Sayao

Der sichtbare Dreck im olympischen Segelrevier der Guanabara-Bucht in Rio de Janeiro ist das geringste Problem. Foto: Marcelo Sayao

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"Wir sind praktisch im täglichen Kontakt mit dem Organisationskomitee", sagte der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) der Deutschen Presse-Agentur. "Sie haben verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen, die bereits jetzt im Laufen sind", erklärte Bach. Es werde zudem noch spezielle Maßnahmen während der Spiele geben. "Deshalb sind wir zuversichtlich, dass wir Bedingungen haben werden, die der Gesundheit der Athleten und einem fairen Wettbewerb Rechnung tragen."

Laut einer Untersuchung der US-Nachrichtenagentur AP sind die Gewässer von Rio de Janeiro, in denen die Wettbewerbe der Kanuten, Ruderer, Segler und in den Freiwasserdisziplinen stattfinden sollen, gesundheitsgefährdend für Athleten und Besucher.

Demnach sollen in der Guanabara-Bucht hohe Werte von Viren und Bakterien aus Abwässern gefunden worden sein. "In dem ersten unabhängigen umfassenden Test auf Viren und Bakterien an den olympischen Stätten wurden seit März vier Runden durchgeführt", erklärte AP am Donnerstag. Die Ergebnisse hätten internationale Experten alarmiert und Athleten, die in Rio trainierten, bestürzt.

Einige von ihnen seien bereits krank, schrieb die Nachrichtenagentur und zitierte Segler Ivan Bulaja aus Australien. "Ich bin mir ziemlich sicher, dass eine Menge Sachen in deinen Körper kommen, wenn du darin schwimmst und das Wasser in deinen Mund oder deine Nase gelangt." Es sei die schlechteste Qualität, die er in seiner Karriere bislang vorgefunden habe.

Die Wasserqualität ist seit Monaten eines der Hauptprobleme für Rio 2016. Auf Frage der Deutschen Presse-Agentur erklärte vergangene Woche einer der Organisationschefs, Leonardo Gryner: "Wir haben nie gesagt, dass die Guanabara-Bucht komplett sauber sein wird." Ziel sei es, dass 80 Prozent des Wassers behandelt und gesäubert werde. Da durch die Bucht ein Kanal verläuft, über den die großen Frachtschiffe den Hafen von Rio ansteuern, gebe es immer wieder Verunreinigungen.

Bei einer Fahrt durch die Bucht sind Unmengen an Abfall zu sehen, von Plastiktüten über Balken und Styroporteile, daneben Ölfilme durch den Schiffsverkehr. Offiziell gibt es keinen Plan B für eine Verlegung.

"Was man dort vorfindet, ist eigentlich ungeklärtes Abwasser", zitierte AP den Marine-Biologen John Griffith vom unabhängigen "Southern California Coastal Water Research Project". Er hatte die Protokolle, Methoden und Ergebnisse des AP-Tests untersucht.

In dem Gewässer vor Rio sollen die Segel- und Freiwasserwettbewerbe sowie das Schwimmen des Triathlons stattfinden. Der Deutsche Schwimm-Verband sieht den Weltverband FINA und das Internationale Olympische Komitee (IOC) in der Pflicht. "Es ist die Aufgabe des IOC und des Weltverbandes, Standards herzustellen, dass es nicht gesundheitsgefährdend ist. Die Brasilianer sind aufgerufen, da was zu machen", sagte DSV-Leistungssportdirektor Lutz Buschkow in Kasan nach dem WM-Sieg des deutschen Freiwasser-Teams.

Der Präsident des brasilianischen olympischen Komitees hatte jüngst ein sauberes Segelrevier versprochen. "Das Wasser wird sauber sein", hatte Carlos Arthur Nuzman der dpa am Rande der Panamerikanischen Spiele in Toronto gesagt. "Viele Spiele hatten zuerst Probleme, aber während der Wettbewerbe war dann alles in Ordnung."

Trotz Säuberungsaktionen in der Bucht von Guanabara war das Wasser immer noch stark verschmutzt. Sollte sich die Wasserqualität dort nicht verbessern, müssten die Regatten der Olympischen Spiele 2016 an anderer Stelle stattfinden, hatte der Wettbewerbschef des Internationalen Segelverbandes, Alastair Fox, bereits im April gewarnt. Schwimmer und Triathleten sind ebenfalls seit längerem besorgt.

Der deutsche Kanu-Verbandspräsident Thomas Konietzko fordert angesichts eines Berichts über Viren und Bakterien in den Gewässern von Rio de Janeiro weitere Nachforschungen. "Man muss sich die Ergebnisse der Untersuchung genau angucken, die Sache bewerten und entsprechend handeln", sagte Konietzko der Deutschen Presse-Agentur in Wien. Er warnte zugleich vor einem Schnellschuss: "Den darf es nicht geben."

Der Chef des Deutschen Kanu-Verbandes sitzt auch im "Board of Directors" des Weltverbandes ICF. Aktuell sei es noch zu früh, eine Einschätzung der Lage abzugeben, urteilte er. In den ICF-Gremien habe das Thema Wasserqualität bisher aber nicht auf der Agenda gestanden.

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