Lesser: Selfie mit Gold - Kirchner: Kritik an Kritikern

Kontiolahti · Eine große Siegesfeier verbat sich Biathlon-Bundestrainer Mark Kirchner nach dem Triumph von Erik Lesser bei den Weltmeisterschaften in Kontiolahti. "Wir werden es ruhig angehen lassen. Die WM ist noch lang", sagte der Männer-Coach.

 Erik Lesser ist der neue Verfolgungsweltmeister. Foto: Ralf Hirschberger

Erik Lesser ist der neue Verfolgungsweltmeister. Foto: Ralf Hirschberger

Foto: DPA

Immerhin das eine oder andere Gläschen zum Anstoßen gestattete Kirchner seiner Mannschaft nach der Siegerehrung auf dem Marktplatz in Joensuu. "Aber wir bleiben konzentriert, halten die Bälle flach und freuen uns", sagte der Olympiasieger.

Vor der kleinen Feier mit dem Team hielt Lesser den goldenen Augenblick für immer fest. Als der neue Verfolgungsweltmeister seine Goldmedaille in Empfang genommen hatte, zückte er sein Handy, drehte sich mit dem Rücken zum Publikum und machte ein Selfie.

Wenig später stand dann Laura Dahlmeier erstmals bei einer WM auf dem Podest und wurde für ihre Silbermedaille in der Verfolgung hinter der Französin Marie Dorin Habert von den vielen deutschen Fans unter den gut 1000 Zuschauern auf dem Marktplatz der kleinen finnischen Stadt gefeiert. Die junge Mutter Dorin Habert hatte am Samstag auch den Sprint gewonnen. Bei den Männer war Johannes Thingnes Bø erfolgreich.

Für Damen-Bundestrainer Gerald Hönig war der Medaillengewinn von Laura Dahlmeier eine Art Genugtuung. War er doch in die Kritik geraten, weil er genau wie Kirchner in der Mixed-Staffel am Donnerstag nicht seine nominell besten Skijägerinnen aufgeboten hatte. Seine Damen hatten im Gegensatz zu den Männern in der Loipe jedoch nicht richtig mithalten können. Nun zeigte sich, dass Hönig die Gegebenheiten genau richtig eingeschätzt hatte.

Bei den schwierigen, kräftezehrenden Bedingungen in Kontiolahti schonte er Dahlmeier, die sich im Sommer am Fuß verletzt hatte, in der gemischten Staffel. Die 21-Jährige wird schon den ganzen Winter über behutsam aufgebaut. Und sie hat das Vertrauen mit einer Medaille zurückgezahlt.

Auch Kirchner war fröhlich. Trotzdem nutzte der Männer-Coach die Gelegenheit zur Kritik an den Kritikern. "Ich stehe ein bisschen da wie im letzten Jahr. Ich habe da Sotschi in Erinnerung, wo man nach dem ersten Tag die Totengräberstimmung ausgepackt hat, nachdem der Sprint nicht so funktioniert hat."

Das sei, monierte der Olympiasieger, diesmal auch der Fall gewesen. Man habe das ein Stück weit gemacht, weil man mehr auf Simon Schempp und Arnd Peiffer fixiert gewesen sei. Kein Wunder, denn das Duo hat in diesem Winter zusammen vier Siege geschafft. Schempp patzte jedoch am Samstag im Sprint und schaffte die Qualifikation für den Verfolger erst gar nicht. Auch Peiffer lag weit zurück. Doch das ist im deutschen Männer-Team mittlerweile kein Problem mehr.

"Wenn mal der eine die Leistung nicht zeigt, kann der andere in die Bresche springen", sagte Kirchner. "Das hat der Erik einfach sensationell gemacht." Auch bei Olympia in Sotschi war es Lesser gewesen, der die ersehnte Einzelmedaille mit Silber über die 20 Kilometer gewonnen hatte.

Bei der Siegerehrung in Kontiolahti war dann das gesamte Team dabei. Sogar Schempp war gekommen, um Lesser zu feiern und später auf ihn anzustoßen. Gemeinsamkeit ist das nicht nur eine Floskel bei den Biathleten.

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