Unklare Zukunft am Hamburger Rothenbaum

Hamburg · Der letzte Ball ist geschlagen, Sieger Leonardo Mayer geehrt, das Tennis-Märchen von Youngster Alexander Zverev erzählt - jetzt stehen am Hamburger Rothenbaum wieder die Diskussionen um die Zukunft an. Im Fokus: das Stadion.

 Die Diskussion um den Fortbestand des Staions am Hamburger Rothenbaum hat begonnen. Foto: Daniel Reinhardt

Die Diskussion um den Fortbestand des Staions am Hamburger Rothenbaum hat begonnen. Foto: Daniel Reinhardt

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Eine Umgestaltung der Arena und des dazugehörigen, rund 30 000 Quadratmeter großen Areals stehen bevor, berichtete das "Hamburger Abendblatt". Das "Tennis-Magazin" ging einen Schritt weiter und forderte: "Reißt die Schüssel ab!"

Vor der hatten sich viele Tennisfans in der vergangenen Woche noch ablichten lassen: Kastanienbäume, eine weiße Betonfassade, ein etwas verblichenes Faltdach. Möglicherweise wird es dieses Fotomotiv bald nicht mehr geben. Die Debatte um die Arena ist nicht neu, es gibt sie spätestens, seit das Stadion 1997 auf das Fassungsvermögen von 13 200 Besuchern ausgebaut wurde. "Die Schüssel stört im Stadtbild", sagt der Eimsbütteler Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke.

Der traditionsreiche Hamburger Tennis- und Hockeyverein ist auf der Anlage beheimatet und hat dem Deutschen Tennis Bund (DTB) das Erbbaurecht abgekauft - darf also mit Einverständnis des Eigentümers, der Stadt Hamburg, auf dem Gelände bauen. Und der Club sieht seine Chancen steigen, da Hamburg eine Bewerbung für die Olympischen Sommerspiele 2024 oder 2028 in Erwägung zieht - mit einem Tennisstadion als wichtigem Baustein.

Um die Anlage zukunftsfähig zu gestalten, sind Sanierungen früher oder später unumgänglich, vor allem an der Dachkonstruktion stehen Nachbesserungen an. Der Club an der Alster würde die Modernisierung gerne damit verbinden, ein neues Tennis- und Hockeyzentrum am Rothenbaum zu errichten, mit einem 3000 Besucher fassenden Stadion, das für das Tennisturnier mit mobilen Tribünen auf ein Fassungsvermögen von 7500 Zuschauern erweitert werden kann. Eine entsprechende Machbarkeitsstudie wurde im Frühjahr durchgeführt. Die niedrige zweistellige Millionensumme für Abriss und Neubau könne der Club stemmen, sagt Bock. 2017 könnten die Bauarbeiten beginnen.

Allerdings müssen dafür alle weiteren beteiligten Parteien berücksichtigt werden: neben Stadt und Bezirk auch der DTB als Mieter und die Veranstaltungsagentur HSE samt Turnierdirektor Michael Stich als Lizenznehmer. Geht es nach dem Club an der Alster, sollten alle eine Absichtserklärung unterschreiben, das Tennisturnier am Rothenbaum langfristig erhalten zu wollen - auf der Anlage, nicht in dem Stadion. Doch noch sind sich die Parteien offenbar nicht einig.

Die Stadt als Eigentürmer sagt nur, sie wolle den Tennisstandort halten. Das ist zumindest mittelfristig vertraglich festgehalten: Bis 2018 besitzen Stich und HSE die Lizenz des DTB zur Ausrichtung des Turniers. Der DTB möchte den Standort ebenfalls halten, allerdings übersteigt der Unterhalt deutlich die Einnahmen aus dem Turnier. Alleine Instandhaltungen kosten eine niedrige sechsstellige Summe.

Und die Veranstalter? Michael Stich sitzt in der Loge am Rothenbaum, blickt auf den roten Sand des Center Courts, auf dem er 1993 selbst triumphierte. Er ist der Meinung, dass das Stadion noch lange ein beliebtes Fotomotiv bleibt: "Wir hätten sehr gerne, dass es stehenbleibt. Auch nach 2018."

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