Paul Schockemöhle: Der "Rentner im Unruhestand" wird 70

Mühlen · Seit knapp fünf Jahren gehört der Spruch zum Standardrepertoire von Paul Schockemöhle: "Ich bin ja Rentner." Damit kokettiert der ehemalige Springreiter, der am Sonntag, dem 22. März seinen 70. Geburtstag feiert.

 Pferdezüchter Paul Schockemöhle wird am 22. März 70. Foto: Uwe Anspach

Pferdezüchter Paul Schockemöhle wird am 22. März 70. Foto: Uwe Anspach

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Tatsächlich ist er ein "Rentner im Unruhestand", wie ihn sein Freund Ullrich Kasselmann bezeichnet. Denn Schockemöhle ist nicht nur als Pferdehändler und Turnier-Organisator immer noch einer der bedeutendsten und umtriebigsten Männer im deutschen Reitsport. Er ist auch ein erfolgreicher Unternehmer.

"Ich bin ja nur ein kleiner Bauer aus Südoldenburg", gehört auch zu den gerne benutzten Schockemöhle-Untertreibungen. "Dafür ist er ganz schön weit gekommen", sagt dazu Otto Becker, der jahrelang für Schockemöhle gearbeitet hat. Der Bundestrainer der Springreiter sagt über seinen ehemaligen Chef: "Das ist kein Typ, der sich zu Ruhe setzt."

Als Unternehmer hat es Schockemöhle zum Multi-Millionär gebracht. Vom beschaulichen Mühlen im Landkreis Vechta aus lenkt er sein kleines Imperium aus Pferdezucht und -handel sowie mehreren Logistik-Unternehmen.

Auch wenn Schockemöhle ein vermögender Mann ist, protzt er damit nicht. Ganz im Gegenteil. "Der trägt die alten Jacken auf", sagt Kasselmann, der mit seinem Freund und Geschäftspartner unter anderem die größte Sportpferde-Auktion der Welt organisiert. Mit Hemd und Krawatte sieht man den Unternehmer fast nie. Lieber trägt er Rollkragen-Pullover.

"Der braucht nicht viel", sagt Kasselmann und verrät: "Er schimpft, wenn ich im Restaurant teuren Wein bestelle." Schockemöhle trinkt ohnehin lieber Bier. Und erzählt dabei nach dem zweiten oder dritten gerne Anekdoten vom trickreichen Autokauf. Neuwagen erwirbt der Millionär höchstens für seine Spedition - privat fährt er gebrauchte.

"Er ist ein Vollblut-Kaufmann", beschreibt ihn Kasselmann. Schockemöhles Leidenschaft bleiben aber die Pferde. Seine besondere Liebe gehört dabei einem schwarzen Hengst. Mit dem rund zehn Millionen Euro teuren Kauf des Dressurpferdes Totilas 2010 kam der dreimalige Europameister der Springreiter wieder häufiger in die Schlagzeilen.

Der schwarze Schönling auf vier Beinen hat bei dem Pferdehändler kaum für möglich gehaltene Emotionen freigesetzt. Tränen hatte er in den Augen, als das vermeintliche Wunderpferd in Mühlen präsentiert wurde. Die Stimme stockte. Schockemöhle war sichtlich gerührt. Bei Kritik am früheren Weltmeister-Pferd, das seit dem Transfer aus den Niederlanden mehr verletzt als erfolgreich im Parcours war, wird Schockemöhle schnell mürrisch.

Dabei ist Totilas nur ein Pferd von vielen bei Schockemöhle. Rund 4500 stehen in seinen Ställen, die meisten im Gestüt Lewitz in Mecklenburg. Dort sei Schockemöhle am glücklichsten, versichern Menschen, die ihn gut kennen. Vor allem bei der Selektion der 700 Fohlen, die lange Arbeitstage erfordert. Das ist kein Job für Rentner.

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