Ein Jahr nach der Tragödie Erleichterung in Luhmühlen

Luhmühlen · Die Sieger standen schon vor dem Finale fest. Die Erleichterung über den reibungslosen Gelände-Wettbewerb beim Vielseitigkeits-Klassiker in Luhmühlen war ein Jahr nach dem Tod von Benjamin Winter bei allen spürbar.

 Ingrid Klimke war in Luhmühlen die beste Reiterin. Foto: Philipp Schulze

Ingrid Klimke war in Luhmühlen die beste Reiterin. Foto: Philipp Schulze

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Keine spektakulären Stürze, keine verletzten Reiter, keine verletzten Pferde: Das Turnier in der Lüneburger Heide lieferte am Samstag die Bilder, die es selbst - und das Vielseitigkeitsreiten insgesamt - für einen dringend benötigten Imagegewinn brauchten.

"Das war Werbung für den Sport", sagte Ingrid Klimke, die mit ihrem ersten Sieg im Vier-Sterne-Klassiker und dem anschließenden zweiten Platz in der Drei-Sterne-Prüfung zur deutschen Meisterschaft der diesjährige Star war.

"Nach harten Jahren haben wir Luhmühlen wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert", stellte Parcourschef Mark Phillips fest. Der Brite wusste, dass die Wiederholung einer solchen Tragödie wie 2014 das Turnier und möglicherweise den pferdesportlichen Dreikampf generell in Deutschland infrage gestellt hätte. "So einen Gelände-Tag hat nicht nur der Veranstalter, sondern auch der Sport gebraucht", meinte Sportchef Dennis Peiler von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

So konnten sich beim abschließenden Springen die erfolgsverwöhnten deutschen Reiter für ihre Erfolge ungetrübt selbst feiern. Mit einem Nullfehler-Ritt sicherte sich die zweimalige Team-Olympiasiegerin Klimke den Sieg in der Vier-Sterne-Prüfung vor der Neuseeländerin Jonelle Price auf Faerie Dianimo und Doppel-Olympiasieger Michael Jung aus Horb mit Sam.

In der Drei-Sterne-Prüfung musste sich Klimke mit Hale Bob nur dem Warendorfer Andreas Ostholt auf So is Et geschlagen geben, der sich damit zum zweiten Mal nach 2011 die deutsche Meisterschaft sicherte. 2014 war der Titel wegen Winters Tod nicht vergeben worden.

Dass die tragischen Geschehnisse noch immer das Turnier überschatteten, räumte trotz der Erfolge auch Bundestrainer Hans Melzer ein. "Da waren viele Emotionen dabei", sagte der Coach, der in unmittelbarer Nähe zu der Turnier-Anlage in Luhmühlen lebt.

Die Veranstalter und der Verband hatten nach Winters tödlichem Sturz viel getan. In der schon 2013 eingerichteten Task Force bei der FN wurden die Diskussionen um die Sicherheit intensiviert. Neue Kurse in Luhmühlen waren zwar schon vor Winters Unfall für dieses Jahr geplant gewesen. Doch flossen jetzt erste Ergebnisse aus der Task Force bei der Gestaltung ein.

Es wurde verstärkt darauf geachtet, die Hindernisse so zu positionieren, dass die Reiter das Tempo vor den Sprüngen reduzieren mussten. Weitere Sicherheitselemente an den Sprüngen, die bei starker Berührung zu einem Abklappen der Hindernisse führen, wurden angebracht. Zudem wurden die Sprünge im Profil angeschrägt und optisch so gestaltet, dass die Pferde die Aufgabe besser erkennen können. Beispielsweise durch gute farbliche Kontraste oder Sprinkleranlagen an den Wasserhindernissen.

Die Bilanz in diesem Jahr: Auf der 6365 Meter langen Vier-Sterne-Strecke mit ihren 45 Sprüngen kamen von den 35 Startern 13 ohne Fehler ins Ziel, neun Reiter gaben auf, zwei schieden aus. Auf dem knapp 3000 Meter kürzeren Drei-Sterne-Parcours mit 33 Sprüngen schafften drei Paare jeweils eine Nullrunde, zwei der 27 Teilnehmer beendeten freiwillig vorzeitig ihre Ritte.

Bei allen positiven Aspekten warnte FN-Sportchef Peiler: "Ein Risiko bleibt immer." Die Diskussionen um die Sicherheit würden fortgesetzt. Das Vielseitigkeitsreiten steht weiter unter Beobachtung einer kritischen Öffentlichkeit.

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