Wer wird Wittmann-Jäger? Interner Kampf bei Audi

Wolokolamsk · Jäger gesucht! Fast ein Jahr nach dem letzten Sieg im Deutschen Tourenwagen Masters entpuppt sich das Rennen in Russland für Audi zum internen Verfolger-Casting. Fünf Fahrer sind in den Top sechs - Spitzenreiter aber ist BMW-Mann Marco Wittmann mit 58 Punkten.

 Marco Wittmann führt den Titelkampf an. Foto: Uwe Anspach

Marco Wittmann führt den Titelkampf an. Foto: Uwe Anspach

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Edoardo Mortara fehlen als Zweitem bereits 19 Zähler - auch weil er sich mit den Markenkollegen um Mattias Ekström oder Mike Rockenfeller bislang beim Punkte sammeln munter abgewechselt hat. "Grundsätzlich sehe ich es gerne, dass wir mannschaftlich geschlossen dastehen und viele Kandidaten haben. Irgendwann muss man sich aber auf einen Fahrer konzentrieren", meinte Audis DTM-Leiter Dieter Gass.

Auf dem Moscow Raceway, 80 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt, geht es am Sonntag (13.30 Uhr/ARD) daher vor allem für Mortara (39 Punkte), Ekström (35) und Rockenfeller (35) um ein klares Signal an Audis DTM-Chef. Denn noch scheint alles offen. "Wir haben in den individuellen Leistungen ein bisschen Schwankungen gesehen. Mike ist als Titelverteidiger jemand, der sich anbietet. Man muss am Sonntag das Rennen abwarten und schauen, wie es dann aussieht", sagte Gass. Das heißt, Audi wird sich zur Saisonhalbzeit wohl für einen Fahrer entscheiden (müssen). Dem sollen die Kollegen dann helfen - und selbst im Titelkampf zurückstecken.

Wittmann hat diese Sorgen nicht. Will BMW nach 2012 erneut die Fahrerwertung gewinnen, gibt es zu dem Franken kaum noch eine Alternative. Denn Ex-Champion Bruno Spengler ist als zweitbester BMW mit 23 Punkten Zehnter. Auch auf wen Audi seine Kräfte womöglich bündelt, ist Wittmann egal. "Das ist nichts, worüber ich mir Gedanken machen muss. Ich schau' auf mich", meinte er selbstbewusst.

Mercedes ist trotz zweier Saisonsiege zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt, um auch nur einen Gedanken an eine Aufholjagd von Robert Wickens zu verschwenden. Als Siebter hat der Kanadier mit 33 Punkten Rückstand kaum Chancen - und mit dem unterlegenen C-Coupé noch weniger. Daran ändert auch die Ausnahmeregelung nichts, dass Mercedes im Gegensatz zur Konkurrenz in bestimmten Fahrzeugbereichen neue Teile entwickeln und einsetzen darf. Denn dafür braucht es Zeit. Gerüchteweise bemühen sich die Schwaben sogar schon um eine weitere Fristverlängerung über das Rennen in China am 28. September hinaus.

Einzig die Audi-Fahrer haben bislang ein auf allen Strecken schnelles und konkurrenzfähiges Auto in der Box. Mit bemerkenswerten sieben Podestplätzen in vier Rennen ist Rang eins in der Herstellerwertung unangefochten, dreimal kamen gar zwei RS5 DTM in die Top Drei, zum ersehnten Rennsieg reichte es aber noch nicht. "Wenn man sich die Rennergebnisse anschaut, ist der erste Sieg überfällig. Die Renn-Performance war überall gut", meinte Gass.

Saisonübergreifend warten die Ingolstädter am Sonntag beim fünften der zehn Saisonrennen aber schon 343 Tage auf einen DTM-Sieg. Den bislang letzten gab es bei der Russland-Premiere durch Rockenfeller. Dieses Jahr musste er sich nach den Plätzen vier und drei zu Beginn mit den Rängen zehn und acht zufriedengeben. "In den letzten zwei Rennen hatte ich ein kleines Tief. Ich versuche, es nun in Moskau besser zu machen", sagte er.

Auf die im Vergleich zum Vorjahr länger Streckenversion freut er sich. "Das finde ich gut. Die lange Strecke macht Spaß, das wird eine Herausforderung", meinte der frisch gebackene Vater. "Für die Fahrer ist es immer gut, eine lange, flüssige Strecke zu fahren." Lohnen wird sich die lange Reise für ihn aber wohl nur bei einem Sieg - und mindestens der Eroberung von Rang eins im Audi-internen Ranking.

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