Bradl schlägt Alarm: Motorrad-Nachwuchs fehlt

Hohenstein-Ernstthal · Beim Blick in die Zukunft sieht Stefan Bradl schwarz. Der Motorrad-Weltmeister von 2011 sorgt sich um seine Zunft.

 Stefan Bradl wünscht sich mehr deutsche Motorrad-Nachwuchsfahrer. Foto: Hendrik Schmidt

Stefan Bradl wünscht sich mehr deutsche Motorrad-Nachwuchsfahrer. Foto: Hendrik Schmidt

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Angesichts von nur sechs deutschen Startern beim deutschen WM-Lauf am Sonntag auf dem Sachsenring bei Hohenstein-Ernstthal, darunter auch noch zwei Wild-Card-Fahrern, platzt dem 25-Jährigen der Kragen. "Man sollte sich die Frage stellen, ob in unserem Land alles richtig läuft", sagt der verletzte einzige deutsche MotoGP-Pilot und redet sich dann in Rage.

"Was ist denn mit der Förderung von jungen Fahrern? Seit der vergangenen Saison gibt es keine deutschen Rookies mehr in der WM. Warum? Weil es wohl niemanden interessiert", erklärt Bradl. Er hat seit jeher ein gespaltenes Verhältnis zum Allgemeinen Deutschen Automobil Club (ADAC) und dem Deutschen Motorsport-Bund (DMSB), die für die Entwicklung junger Rennsportler zuständig sind. "Mir hat nie einer geholfen", schimpft er und sagt: "Einer muss ja mal die Wahrheit aussprechen."

Nach Bradls Meinung sollte eine Förderung so aussehen: Erst ADAC-Junior-Cup, dann eine eigene Moto3-Klasse in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM), danach der Wechsel in die Spanische Meisterschaft und schließlich über Wild-Card-Einsätze in die WM. "Über Jahre gab es keine Moto3-Klasse in der IDM, da wurde die Entwicklung verschlafen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man Talente findet, wenn man die Superbike in der IDM pusht", merkt der Yamaha-Pilot an. Jetzt gäbe es zwar eine Moto3 in der IDM, aber die Starterzahl halte sich in Grenzen. "Da wird in den nächsten Jahren nicht viel kommen", orakelt Bradl und hofft, dass die derzeitigen Fahrer noch lange WM-Niveau halten können.

Beim ADAC hat man das Problem erkannt und nun eine Moto3 Northern Europe Cup-Serie ins Leben gerufen, die am Sachsenring erstmals im Rahmen eines WM-Laufes unterwegs war. 18 Piloten waren am Start. Mit dieser Serie will der ADAC Talenten aus Deutschland und den umgebenden Ländern eine Chance zur Entwicklung geben.

Bradl bleibt skeptisch und glaubt, dass das Interesse bei ganz jungen Sportlern nicht genug forciert wird. "Es ist halt ein Automobil-Club", meint er vielsagend. "Fakt ist: Nur wenn schnellstens eine durchdachte Förderung gestartet wird, kann es auch zukünftig gute Motorrad-WM-Piloten aus Deutschland geben. Wenn ich mir ansehe, wen gegenwärtig die Schweiz, Frankreich oder Großbritannien in der WM haben und dann nur sechs Permanentstarter aus Deutschland kommen, ist das sehr bitter. Über künftige Erfolge will ich gerade mal nicht nachdenken", betont der Schwabe.

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