Acht Autos - ja oder nein: Mercedes-Zögern verärgert

Hockenheim · DTM-Champion Marco Wittmann hat seinen Pokal, sportlich ist die Saison 2014 vorbei - die Diskussionen aber sind noch in vollem Gange. Streitpunkt seit Wochen: Die Zahl der Autos, mit denen Mercedes 2015 an den Start geht.

Die ausweichenden Antworten von Toto Wolff sorgten für Unmut bei der DTM-Konkurrenz. Foto: Uwe Anspach

Die ausweichenden Antworten von Toto Wolff sorgten für Unmut bei der DTM-Konkurrenz. Foto: Uwe Anspach

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Acht, sagen Audi, BMW und der Veranstalter ITR. Mal sehen, antworten die Schwaben sinngemäß. Nach den Siegerehrungen am Sonntag sollte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff erneut berichten, ob er denn in der kommenden Saison wie vereinbart acht Autos ins Rennen schicken werde. Neben ihm saßen Audis DTM-Leiter Dieter Gass und BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. Beide hatten eigentlich gute Laune - Audi freute sich über den Tagessieg von Mattias Ekström und den Herstellertitel, BMW hatte die Pokale für Wittmann und die Teamwertung bekommen - machten während der ausweichenden Antwort von Wolff aber ein säuerliches Gesicht.

Auch DTM-Boss Hans Werner Aufrecht hat kein Verständnis dafür, dass Mercedes ein achtes Auto für die kommende Saison infrage stellt. "Ich kann das nicht nachvollziehen. Weil man unter Businessleuten Vereinbarungen einhält", sagte er der Nachrichtenagentur dpa in Hockenheim. Für ihn ist die Frage eigentlich seit Ende Juni beantwortet. Bis dahin hatten die Hersteller Zeit, sich auf eine andere Zahl zu einigen - was nicht geschah. Gass ist von dem Thema inzwischen so genervt, dass er am liebsten davon verschont bleiben würde. "Da sprechen wir darüber, wenn es soweit ist", kommentierte er schon am Samstag die Aussicht auf erneut nur sieben Mercedes im Feld.

Deutlicher wurde Marquardt. "Die Vereinbarung untereinander, dass man mit der selben Anzahl an Autos antritt, die gibt es schon sehr, sehr lange. Nur BMW hatte eine Sonderregelung gekriegt für 2012, weil es unser erstes Jahr war. Das wurde im Vorfeld lange besprochen", erklärte er der dpa kürzlich. "Leider hat uns Mercedes im Nachgang eher überrascht, dass sie erst nur sechs und dann nun nur sieben Autos einsetzen. Ein Gentleman's Agreement ist dazu da, dass man sich daran hält." Eine Strafe hat Mercedes im Falle von erneut weniger als acht Autos aber nicht zu befürchten - es gibt keine.

Wolff kann den Ärger der Kollegen zumindest nachvollziehen. "Ich verstehe den Unmut meiner Mitbewerber und auch der Serie. Wenn man mit acht Autos antritt und dafür das Budget findet und dann einer der Konkurrenten das nicht macht, dann ist das nicht erfreulich", sagte er. Er breche aber weder sein Wort noch setze er das Vertrauen der anderen Hersteller aufs Spiel.

Grundsätzlich habe man den Anspruch, mit der selben Anzahl wie die Audi und BMW anzutreten. Aber: "Die Kernfrage ist, wie ist der wirtschaftliche Gegenwert und wie kann der gerechtfertigt werden. Motorsport ist ein knallhartes Kalkül und diese Rechnung muss stimmen", betonte Wolff. "Wir machen das nicht, weil unsere Herren ganz oben so große Fans sind. Sondern weil sie ständig den Nutzen evaluieren und reevaluieren."

Um die Wettbewerbsfähigkeit von Mercedes nach dem katastrophalen Start ohne einen einzigen Punkt im Auftaktrennen zu sichern, wurde das Budget allerdings erhöht, wie Wolff bestätigte. Etwa fünf bis zehn zusätzliche Leute sind im Laufe der Saison dazugekommen, einige davon mit einer Vergangenheit in der Formel 1.

Deren Wissen war viel wert, als es darum ging, das Auto parallel zur Saison weiterzuentwickeln - eine Ausnahmeregel, der Audi und BMW zugestimmt hatten "weil sie erkannt haben wie wichtig es ist, dass es keinen Verlierer gibt in der DTM", erklärte Wolff. "Insofern weiß ich das sehr zu schätzen. Deswegen werden wir immer versuchen, uns so fair wie möglich zu verhalten. Auch im Hinblick auf diese Entscheidung." Getroffen werden soll die "in den kommenden Wochen".

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