Rückenwind für deutsche Sprinter

Prag · Rückenwind für die deutschen Sprinter, das Hoch hält an - aber Prag ist nicht Peking. Selbst drei Medaillen bei der Hallen-EM in der Moldau-Metropole sind noch keine Garantie für eine erfolgreiche Sommersaison.

 Christian Blum (l) und Julian Reus sprinteten in Prag zu Silber und Bronze. Foto: Filip Singer

Christian Blum (l) und Julian Reus sprinteten in Prag zu Silber und Bronze. Foto: Filip Singer

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Abgerechnet wird erst Ende August, nach der WM in der chinesischen Hauptstadt. Die starke Teamleistung in der Prager O2-Arena "gibt uns Hoffnung für eine Staffelmedaille im Sommer", betonte Idriss Gonschinska, Cheftrainer der deutschen Leichtathleten. Aber auch er weiß: Die Hallensaison taugt nur bedingt als Gradmesser für die WM.

Dennoch: Prag macht Mut für Peking. "Jetzt sind wir den Schritt Richtung europäische Spitze weiter gegangen. Und dann kommt natürlich noch ein ganz großer Schritt, wenn man an die karibischen Sprinter denkt", erklärte Gonschinska. "Gerade bei den Männern gibt es eine gute Teambildung und Teamstruktur."

Ein "Sixpack" in den Zwischenläufen, ein deutsches Sprint-Quartett in den Finals und dann drei Medaillen in 20 Minuten - das gab's noch nie in der langen Geschichte von Hallen-Europameisterschaften. Silber für den deutschen Meister Christian Blum, Bronze für seinen Wattenscheider Clubkollegen Julian Reus und die unverwüstliche Verena Sailer: Nach dem Aufschwung im EM-Jahr 2014 kommen aus dem Sprinterlager des DLV erneut positive Signale.

"Der Knackpunkt ist, dass wir zusammenarbeiten und trotzdem immer eine Konkurrenzsituation haben. Dann ist man auf einem höheren Level, als wenn jeder sein eigenes Süppchen kocht", sagte Blum nach seinem Silberlauf der Deutschen Presse-Agentur. "Jetzt haben wir uns einfach belohnt für die gute Arbeit - mit den Trainern und dem ganzen Team." An diesem Dienstag feiert der gebürtige Neubrandenburger seinen 28. Geburtstag, am Mittwoch beginnt das Training für die Sommersaison.

Auch Reus, im Finale in 6,60 Sekunden Dritter hinter dem britischen Welt- und Europameister Richard Kilty (6,51) und Blum (6,58), konnte mit der Wintersaison zufrieden sein: "Das ist der Lohn für die Arbeit, die man das ganze Jahr über investiert."

Das Sprint-Hoch hatte sich schon im vorigen Jahr angedeutet. Reus knackte nach 29 Jahren den deutschen 100-Meter-Rekord von Frank Emmelmann: 10,05 Sekunden sind die neue Marke - und der erste Sprint eines Deutschen unter zehn Sekunden scheint nicht mehr utopisch. Die 4x100-Meter-Männerstaffel holte bei der EM in Zürich Silber, Jakubcyk wurde über 100 Meter Fünfter.

Ein Sonderlob des Cheftrainers bekam Verena Sailer, die in diesem Jahr 30 wird. "7,08 Sekunden im Halbfinale - das ist eine Weltklasse-Leistung. Sie hat hier absolut überzeugt. Wenn man vier Hundertstel ranläuft an den deutschen Sprintrekord bei einer internationalen Meisterschaft, dann ist man auf dem richtigen Weg."

Im Kampf um eine Staffelmedaille muss sich das DLV-Quartett in Peking nicht nur mit den Briten, sondern auch wieder mit den Amerikanern und Jamaikanern messen. Blum ist davor nicht bange, er weiß aber auch: "Am Tag X muss dann Mann eins bis vier in Topform sein!"

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