Prokop wirbt um Vertrauen für DLV-Athleten

Moskau · Einen Tag vor Beginn der Leichtathletik-WM und inmitten von Doping-Diskussionen hat der deutsche Verbandspräsident Clemens Prokop um Vertrauen für seine Sportler geworben.

 Clemens Prokop bei der DLV-Pressekonferenz in Moskau. Foto: Michael Kappeler

Clemens Prokop bei der DLV-Pressekonferenz in Moskau. Foto: Michael Kappeler

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"Die deutschen Athleten sind diejenigen, die international am intensivsten kontrolliert werden. Das bedeutet ein Höchstmaß an Glaubwürdigkeit für die deutschen Athleten", sagte der Jurist in Moskau und verwies auf die "verbesserte Qualität und Quantität der Kontrollen". Das 66-köpfige Team des Deutschen Leichtathletik-Verbandes setzt am Auftaktwochenende im Luschniki-Stadion vor allem auf seine Zehnkämpfer um Europameister Pascal Behrenbruch.

Prokop betonte, dass die DLV-Athleten 2012 alleine 1461 Trainingskontrollen von der NADA hatten. Dazu kamen knapp 100 Trainingskontrollen durch den Weltverband IAAF für Top-Sportler - und die ganzen Tests bei Wettkämpfen. "Wir haben damit auch eine Ausnahmestellung im deutschen Sport", erklärte der 56-Jährige.

Nach den Enthüllungen der vergangenen Wochen ist ein Anti-Doping-Gesetz in Deutschland seiner Meinung nach nicht mehr aufzuhalten: "Bei der Stimmung in der Bevölkerung und unter den Athleten bin ich mir sicher, dass es nur noch eine Frage der Zeit ist." Er rechne fest damit, dass es noch in der kommenden Legislaturperiode kommen werde. Prokop fordert nicht erst seit der hitzigen Diskussion um die brisante Studie "Doping in Deutschland von 1950 bis heute" ein entsprechendes Gesetz. Michael Vesper hatte jedoch als Generalsekretär des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) erst am Donnerstag diese Forderung erneut zurückgewiesen.

Angesichts der jüngsten Dopingfälle in der internationalen Leichtathletik sieht Prokop auf der einen Seite "einen großen Imageverlust" für die olympische Kernsportart, sie seien aber auch ein positives Zeichen für die Wirksamkeit der Kontrollen. Das gewachsene Misstrauen gegenüber Höchstleistungen spüren auch die WM-Teilnehmer. "Meine Freunde und Familie glauben mir schon, dass ich den Sport sauber betreibe", erklärte der Leverkusener Zehnkämpfer Michael Schrader. "Andere sagen natürlich: Die sind eh alle voll."

Sein Kollege Rico Freimuth (Halle/Saale) meinte: "Die Leute, die das sagen, haben keine Ahnung von unserem Sport. Hebt unsere Proben zehn Jahre auf, dann werdet ihr feststellen, dass wir nichts gemacht haben." Europameister Pascal Behrenbruch (Frankfurt/Main) und Schrader führen vor dem Wettkampf am Samstag und Sonntag die Weltbestenliste mit 8514 und 8427 Punkten an, Topfavorit bei den "Königen der Athleten" ist aber der amerikanische Weltrekordler und Olympiasieger Ashton Eaton. "Ich bin mir fast sicher, dass ein Deutscher eine Medaille gewinnen wird. Wir sind sehr stark", meinte der stets selbstbewusste Behrenbruch.

Deutsche Hoffnungen zum WM-Auftakt sind auch Diskuswerferin Nadine Müller (Halle/Saale), die vor zwei Jahren in Daegu Silber gewann, und Sosthene Moguenara. Die Wattenscheiderin ist nach ihrem 7,04-Meter-Satz kürzlich in Weinheim derzeit die Nummer zwei in der Welt. Der DLV ist mit einer jungen Mannschaft - Durchschnittsalter: 25 Jahre - am Start und will nach dem Aufschwung mit sieben WM-Medaillen 2011 und achtmal Edelmetall bei den Olympischen Spielen in London den Umbruch im Hinblick auf Rio de Janeiro 2016 vorantreiben.

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