Remis als Euphoriebremse: Viel Arbeit für Handballer

Leipzig · Es wirkte ein bisschen wie auf der Flucht: Binnen kürzester Zeit nach dem Schlusspfiff hatten der neue Bundestrainer Dagur Sigurdsson und die meisten deutschen Handballer die Halle in Neu-Ulm verlassen.

 Auf den neuen Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson wartet noch viel Arbeit. Foto: Daniel Maurer

Auf den neuen Handball-Bundestrainer Dagur Sigurdsson wartet noch viel Arbeit. Foto: Daniel Maurer

Foto: DPA

Die eng gestrickten Rückreisepläne trieben nach dem unnötigen 28:28 (11:14) gegen die Schweiz zur Eile. "Am Mittwoch ist wieder Bundesliga", sagte Kapitän Uwe Gensheimer, der als einer der Letzten die Spielstätte verließ.

Das aus deutscher Sicht unglückliche Unentschieden in dem packenden Spiel mit dem entscheidenden Gegentreffer in letzter Sekunde war zwar nicht zum Davonlaufen. Doch für den Neuanfang hatte sich nicht nur Dagur Sigurdsson 24 Stunden nach dem 32:26 gegen die Eidgenossen einen zweiten Sieg gewünscht. "Das war enttäuschend, vor allem was wir in der ersten Halbzeit gespielt haben, in der Abwehr - und auch im Angriff. Solche Spiele müssen wir gewinnen", stellte der Isländer klar. In der Bilanz seiner Premiere aber verbreitete er Zuversicht: "Die Arbeit, die wir gemacht haben, trägt einige Früchte."

Knapp vier Monate vor der WM in Katar überwogen die positiven Aspekte. "Dieses Wochenende war in jedem Fall ein gelungener Auftakt. Es gab einige Schattenseiten, aber vor allem große Lichtblicke", urteilte Bernhard Bauer, Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB). Sein Stellvertreter für Leistungssport gewann dem Unentschieden eine gute Seite ab. "Das Ergebnis ist vielleicht ganz gut, weil es ein Stück Euphorie nimmt", sagte Bob Hanning und fügte an: "Es bleibt noch eine Menge Arbeit. Aber es war auch nicht zu erwarten, dass gleich alles klappt."

Die Aufbruchstimmung war in jedem Fall spürbar. "Insgesamt habe ich ein gutes Gefühl. Die Dinge, die wir gemacht haben, hatten alle Hand und Fuß. In den Spielen hat man gesehen, dass wir einiges geändert haben - auch zum Positiven hin", befand Uwe Gensheimer. Eine offensive Abwehr als 5:1-Formation, ein sechster Feldspieler anstelle des Torwarts in Unterzahlsituationen oder Außenspieler, die im Angriff aus dem Rückraum aufs Tor werfen, waren sichtbare Veränderungen im Spielsystem.

Teamintern ist der Kapitän mehr denn je als Integrationsfigur gefordert. Denn in Julius Kühn, Erik Schmidt, Philipp Müller, Andreas Wolff und Paul Drux spielte gleich ein Quintett erstmals in der A-Auswahl. "Da versuche ich, jeden Neuen besser ins Team reinzuholen, ihm zu helfen, seine Rolle in der Mannschaft zu finden. Es werden vor allem allgemeine Abläufe um die Mannschaft herum von den Spielern abgefragt", beschrieb er seine Rolle.

Der Linksaußen von den Rhein-Neckar Löwen hat aber auch die Defizite beim neu formierten WM-Fünften identifiziert. "Die größte Baustelle ist, sich als Mannschaft zu festigen, dass man auch im Kopf ruhigbleibt und auf seine eigene Stärke vertraut", fasste er zusammen.

Mit Blick auf den Auftakt der EM-Qualifikation am 29. Oktober in Gummersbach gegen Exot Finnland und am 2. November in Wien gegen Österreich sowie der WM in Doha fordert er viel Eigenverantwortung der Spieler. "Wir müssen weiter das Spielsystem, das der Trainer uns auf den Weg gegeben hat, besser in die Mannschaft kriegen. Jeder Spieler muss sich mit seiner Rolle in der Mannschaft befassen, weil es eben so wenig Zeit ist. Da ist jeder Spieler selbst gefragt", sagte Gensheimer. Schließlich "darf keiner auf dem Spielfeld stehen und nicht wissen, was auf der Platte abgeht".

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