NADA will Doping-Freispruch für Kraus nicht hinnehmen

Frankfurt/Main · Der Freispruch für Michael Kraus vom Vorwurf eines Dopingvergehens kommt auf den Prüfstand.

Michael Kraus hatte Dopingkontrollen versäumt. Foto: Jens Wolf

Michael Kraus hatte Dopingkontrollen versäumt. Foto: Jens Wolf

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Die Nationale Anti-Doping-Agentur (NADA) rollt den Fall des Handball-Nationalspielers noch einmal auf und lässt das Ende August gefällte Urteil der Anti-Doping-Kommission (ADK) des Deutschen Handballbundes (DHB) überprüfen. Die NADA sah durch den Freispruch "das Kontrollsystem gefährdet" und legte bei einem Adhoc-Schiedsgericht entsprechende Rechtsmittel ein.

"Mit der Überprüfung durch ein unabhängiges Schiedsgericht strebt die NADA eine weitergehende Klärung des Einzelfalles an. Wenn Sportler sich in Zukunft auf dieses Urteil berufen, können sie sich jederzeit einer Dopingkontrolle entziehen, ohne dass dies Konsequenzen hätte. Damit wird eine Lücke im Regelwerk geöffnet, die durch die Meldepflichten in den vergangenen Jahren geschlossen wurde", begründete die NADA in einer Pressemitteilung ihren Schritt.

Kraus war vorgeworfen worden, dreimal innerhalb von 18 Monaten nicht bei unangemeldeten Dopingkontrollen angetroffen worden zu sein. Bei der Verhandlung am 28. August hatte die ADK des DHB jedoch entschieden, dass beim letzten Kontrollversäumnis am 20. November 2013 kein Verschulden von Kraus vorgelegen habe, und seine Suspendierung nach 38 Tagen wieder aufgehoben. Drei verpasste Dopingkontrollen - sogenannte Strikes - hätten unweigerlich eine Strafe in Form einer Sperre nach sich gezogen.

Als Mitglied des A-Kaders zählt Kraus zum nationalen Testpool der NADA und muss vor Beginn eines Quartals zum jeweils 25. des Monats Angaben über Aufenthaltsort und Erreichbarkeit in das Anti-Doping Administrations & Management System (ADAMS) eingeben. Ist ein Athlet für eine Dopingkontrolle nicht am angegebenen Ort anzutreffen und auch nicht telefonisch zu erreichen, kann dies als Meldepflicht- und Kontrollversäumnis bewertet werden.

Kraus hatte erklärt, er habe an jenem Tag kein Klingeln an der Haustür vernommen. Da der NADA-Kontrolleur diese Angabe mit seiner Aussage stützte, sah die ADK keine Grundlage für eine Sperre. "Es ist das gute Recht der NADA, Rechtsmittel einzulegen. Das hat uns nicht überrascht. Wenn dies zu Rechtssicherheit im Ergebnis führt, liegt dies in unser aller Interesse", erklärte Anja Matthies, DHB-Vizepräsidentin Recht und Vorsitzende der Anti-Doping-Kommission.

Unmittelbare Auswirkungen für Kraus hat der NADA-Vorstoß nicht. Bis zu einem Urteil des Schiedsgerichts kann der 31-Jährige weiter für seinen Bundesligaverein Frisch Auf Göppingen und die Nationalmannschaft auf Torejagd gehen. Der Aufbauspieler gehört zum erweiterten Kader der DHB-Auswahl für die EM-Qualifikation, in die das Team von Bundestrainer Dagur Sigurdsson in dieser Woche mit den Spielen am Mittwoch gegen Finnland und Sonntag in Österreich startet. Für beide Partien wurde Kraus jedoch nicht berücksichtigt.

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