Der unvergessliche Sommer von Rory McIlroy

Louisville · Nur drei Wochen nach seinem Triumph bei den British Open verwies der Weltranglisten-Erste Rory McIlroy im Valhalla Golf Club in Louisville/Kentucky mit 268 Schlägen den amerikanischen Publikumsliebling Phil Mickelson (269) auf den zweiten Platz.

 Rory McIlroy posiert mit dem Pokal der PGA Championship. Foto: Erik S. Lesser

Rory McIlroy posiert mit dem Pokal der PGA Championship. Foto: Erik S. Lesser

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Nach dem Thriller von Valhalla schrie Rory McIlroy seine Erleichterung in den Nachthimmel. Der 25-Jährige aus Nordirland trotzte am letzten Tag der 96. PGA Championship Formschwankungen, einbrechender Dunkelheit sowie harter Konkurrenz und feierte nervenstark seinen zweiten Sieg in einem Major-Turnier in diesem Jahr - und das, obwohl er auf der Schlussrunde zwischenzeitlich drei Schläge zurücklag.

"In meinen wildesten Träumen habe ich nicht gedacht, so einen Sommer zu erleben. Es ist unglaublich", kommentierte McIlroy, erst der vierte Golfer überhaupt, dem in einer Saison mindestens zwei Major-Siege gelangen.

Wegen eines Platzregens konnten die letzten Gruppen erst mit fast zweistündiger Verspätung auf den Platz. Am Ende war es so dunkel, dass die letzten Spieler erstmals bei einem Major zu viert auf die 18. Bahn gehen mussten. Das Blitzlichtgewitter der Kameras wirkte wie bei einem Rockkonzert. Mickelson, der in seiner Aufholjagd Birdies aus allen Lagen schoss, war sichtlich irritiert, als ihn die Offiziellen mitten auf der Bahn stoppten. Er musste aus dem Weg gehen, damit McIlroy abschlagen konnte.

"Ich haben viel Mut bewiesen heute", analysierte McIlroy den vierten Major-Sieg seiner Karriere. "Es war dunkel, es war viel los. Deshalb bin ich sehr stolz, auf die Art und Weise wie ich hier gewonnen habe." Auf den ersten neun Löchern der Schlussrunde spielte er mit zwei Bogeys bescheiden. Zeitweise waren die ersten Zehn nur durch drei Schläge getrennt, doch dann drehte McIlroy auf dem vom Regen völlig aufgeweichten Par 71-Kurs auf. Ein Eagle an der zehnten Bahn war der Startschuss, auch bei den Birdies an der 13 und 17 bewies er seine Nervenstärke. Mit einem ganz coolen Par ohne großes Risiko setzte McIlroy die Schlusspointe und verdiente sich den Siegerscheck von 1,5 Millionen Dollar.

Mickelson hätte ein Eagle für ein Stechen benötigt, verfehlte es aber um Zentimeter. Das Trostpflaster für den 44-Jährigen: Er qualifizierte sich aus eigener Kraft für den Ryder Cup - zum zehnten Mal in Serie. Das ist amerikanischer Rekord. Nun ist er nicht wie Tiger Woods, der wegen seiner Rückenverletzung den Halbzeit-Cut verpasste, auf eine der drei Wildcards angewiesen. US-Kapitän Tom Watson hatte von Mickelson und Woods eine Leistungssteigerung gefordert. So stehen die Chancen von Woods auf einen Teilnahme im prestigeträchtigen Kontinentalwettkampf äußerst schlecht.

Mit den zwei Erfolgen von McIlroy und dem Sieg von Martin Kaymer bei der US Open gewannen die Europäer immerhin drei der vier Major-Turniere 2014, Bubba Watson (USA) war Masters-Champion. Damit ist Europa auch beim Kontinentalvergleich vom 26. bis 28. September in Gleneagles/Schottland leicht favorisiert. "Wir werden die Amerikaner nicht unterschätzen", betonte Europa-Kapitän Paul McGinley.

So reif, wie McIlroy allerdings sein drittes Turnier in Serie gewann, will er auf heimischem Terrain das eingeschworene europäische Team auch zur Titelverteidigung anführen. "Ich habe das beste Golf meines Lebens gespielt", sagte der Branchenprimus nach der 68er Runde, mit der er die PGA Championship zum zweiten Mal nach 2012 gewann. Die Trennung von Tennisprofi Caroline Wozniacki hat den Longhitter mit dem Wuschelkopf noch stärker werden lassen. Nach der abgesagten Hochzeit ist McIlroy wieder frei im Kopf für die großen Triumphe im Golf.

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