Leiden eines Profis - Stefan Ustorf lebt mit Schmerzen

Berlin · Stefan Ustorf quält sich noch immer. Helles Licht, Lärm oder Menschenmassen verträgt der neue Sportdirektor der Eisbären Berlin auch zweieinhalb Jahre nach einem Check in einem Eishockey-Spiel nicht.

 Stefan Ustorf hat noch immer mit den Folgen einer Gehirnerschütterung zu kämpfen Foto: Oliver Mehlis

Stefan Ustorf hat noch immer mit den Folgen einer Gehirnerschütterung zu kämpfen Foto: Oliver Mehlis

Foto: DPA

Auch mehr als zwölf Monate nach seinem Rücktritt schmerzt sein Kopf, die Konzentration lässt nach. "Es ist anders als früher, aber man gewöhnt sich daran und muss einfach lernen, damit umzugehen", erklärte der 40-Jährige. Der Nachrichtenagentur dpa sagte er: "Es geht, ich komme zurecht."

Der frühere Profi weiß inzwischen, was er sich zumuten kann und was nicht. Sein Blick ruht dabei auf dem Eis im Wellblechpalast, auf dem sich die Eisbären-Profis auf die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) vorbereiten.

Seit 2004 war Ustorf selbst ein prägender Teil des Teams gewesen - bis zu diesem verhängnisvollen Dienstag vor zweieinhalb Jahren. Es war der 6. Dezember 2011, als sich sein Leben durch einen Check grundsätzlich veränderte. Der Stürmer knallte mit dem Kopf auf das Eis, erlitt im Spiel gegen die Hannover Scorpions ein schwere Gehirnerschütterung. Ustorf kämpfte mehr als ein Jahr vergeblich um sein Comeback. "Es geht einem einfach nicht so gut wie es einem früher ging. Körperliche Anstrengung, so wie ich es von früher gewohnt bin, ist nicht mehr möglich", bilanzierte Ustorf auch jetzt.

Für viele Jahre Profi-Eishockey und das Risiko der Kopfverletzungen muss der viermalige Olympia-Teilnehmer bezahlen. Sein Körper zwickt an verschiedenen Stellen, etliche Operationen hat er hinter sich. Sport treibt er dennoch so gut es geht. Er fährt Fahrrad, hält sich mit Bauchmuskel- und Rückentraining sowie Golf fit. "Ich muss dafür sorgen, dass einigermaßen die Muskeln erhalten bleiben, um nicht jeden Tag Schmerzen zu haben", beschrieb Ustorf.

Trotz allem wendet er sich nicht vom Eishockey ab. Seine Frau, sein 17-jähriger Sohn und seine 12 Jahre alte Tochter bleiben erst einmal in den USA zurück. In Berlin will der langjährige Kapitän der Eisbären und des Nationalteams dazu beitragen, die vergangene Saison der Berliner vergessen zu machen. Nach dem Aus in der ersten Playoff-Runde soll 2015 der nächste Titel her. "Jedes Mal nach so einer Saison sind wir wieder stark zurückgekommen und die selbe Reaktion erwarte ich dieses Jahr auch wieder", befand Ustorf.

Zu seinen Aufgaben zählt, Trainings- und organisatorische Abläufe zu optimieren und Geschäftsführer Peter John Lee zu unterstützen. "Peter ist der Boss. Ich bin da, um ihm zu sagen, wie es läuft, was passiert, damit wir dann gemeinsam Entscheidungen treffen können", sagte Ustorf. Auch an der Verpflichtung des finnischen Torhüters Petri Vehanen als Nachfolger für Rob Zepp war er beteiligt.

Möglichst täglich will sich Ustorf beim Eistraining blicken lassen. Trainer Jeff Tomlinson plant, ihn bei den Einheiten einzubinden. "Er kann beim Training eine Station übernehmen", schilderte der Coach: "Er soll überall seine Nase reinstecken und seine Urteile abgeben. Es ist schön, Stefan hier zu haben."

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