Kommentar zu Doping im Fußball Unsägliches Fifa-Spiel auf Zeit

Meinung | BONN · Beim Confed Cup gab es nicht viel zu bemängeln, Russland feierte eine gelungene WM-Generalprobe. Ein sportpolitisch brisantes Thema bleibt allerdings.

 Wada-Sonderermittler: Richard McLaren.

Wada-Sonderermittler: Richard McLaren.

Foto: dpa

Richard McLaren, Sonderermittlers der Welt Anti Doping Agentur (Wada), äußerte den begründeten Verdacht, es habe ein separates Doping-Vertuschungssystem im russischen Fußball gegeben. Deshalb ist es Zeit, dass sich was dreht, findet GA-Sportchef Berthold Mertes.

Der Fußball-Weltverband wird voraussichtlich auf Zeit spielen. Staatlich gesteuertes Doping in Russland – dieses Thema möchte die Fifa am liebsten ausblenden und aussitzen. Es passt, dass der Fußball nach dem Confed Cup ausnahmsweise mal für ein paar Tage aus dem Blickfeld verschwindet. Glücklicherweise, mag Fifa-Chef Gianni Infantino denken.

Als Blaupause – die Bezeichnung Vorbild wäre fehl am Platz – taugt das Verhalten des Internationalen Olympischen Komitees. Dessen Präsident Thomas Bach demonstrierte im Vorfeld der Spiele 2016 alle Untugenden der Funktionärsdiplomatie. Am Ende blieben die Maßnahmen weich. Sie sendeten ein verheerendes Signal: Bis auf die Leichtathleten durfte Russland fast alle Topathleten nach Rio de Janeiro schicken, obwohl starke Indizien für systematische Manipulationen quer durch die Sportarten vorlagen.

Der Griff zu unerlaubten Mitteln im populärsten Sport der Welt ist keineswegs so abwegig wie die ewig gestrige Meinung, Doping im Fußball bringe ja sowieso nichts. Ein Blick in die Historie beweist es: Argentiniens Weltstar Maradona ist der prominenteste Sünder, Äußerungen von deutschen Fußball-Helden wie Franz Beckenbauer und Toni Schumacher ließen schon vor Jahren auf eine tief verwurzelte Dopingmentalität schließen.

Manipulationen haben im Fußball genauso wenig zu suchen und müssen genauso verfolgt werden wie im Gewichtheben, im Radsport, im Schwimmen oder in der Leichtathletik. Insofern steht der Weltsport, und mit ihm der Fußball, mit Blick auf 2018 vor einer sportpolitischen Weichenstellung.

Bach sollte vor den Winterspielen in Pyeongchang seinen Worten von null Toleranz gegenüber Doping dringend Taten folgen lassen – das IOC muss einschneidende Sanktionen gegen Russland verhängen. Genauso wird der Umgang der Fifa mit dem Fall des kommenden WM-Gastgebers zeigen, ob der Weltsport Glaubwürdigkeit zurückgewinnt – oder weiter zum absurden Theater verkommt.

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