Keine Rücksicht auf große Namen Trainer streicht Lalonde vorerst aus dem Kader der Kölner Haie

Köln · Der kanadische Starverteidiger der Kölner Haie Shawn Lalonde wurde sowohl beim 5:0-Heimsieg über die Adler Mannheim als auch bei der 0:3-Niederlage bei den Grizzlys Wolfsburg erneut nicht berücksichtigt.

Peter Draisaitl nimmt keine Rücksicht auf große Namen. Das hat der Trainer der Kölner Haie bereits in den ersten Wochen seiner Amtszeit unter Beweis gestellt. Mitte Dezember strich er Philip Gogulla für das Topspiel der Deutschen Eishockey Liga bei den Eisbären Berlin aus dem Kader, weil er mit den Leistungen seines wankelmütigen Stürmers nicht einverstanden war. Das Signal war eindeutig: In der mit hoher individueller Qualität, aber eben auch mit schwierigen Charakteren bestückten Haie-Mannschaft darf sich kein Spieler auf seiner Vita ausruhen. Gogulla reagierte professionell, akzeptierte den Warnschuss seines Trainers kommentarlos und stand fortan wieder regelmäßig im Aufgebot.

Bei Shawn Lalonde gestaltet sich die Situation weitaus brenzliger. Der kanadische Starverteidiger hatte am Wochenende sowohl beim 5:0-Heimsieg über die Adler Mannheim als auch bei der 0:3-Niederlage bei den Grizzlys Wolfsburg keine Berücksichtigung gefunden – und konterte schon vor der Partie gegen die Kurpfälzer voller Empörung. „Ich habe zu viel Stolz, um in dieser Liga ein healthy scratch (ein gesunder Spieler, der nicht berücksichtigt wird, d. Red.) zu sein“, schimpfte Lalonde gegenüber dem Online-Magazin „haimspiel.de“.

Draisaitl plant in Zukunft mit Lalonde

Der 27-Jährige brachte keinerlei Verständnis für die Maßnahme seines Trainers auf: „Es ist mit eigentlich egal, was er denkt. Das hat mich wirklich getroffen. Ich bin mit der Entscheidung überhaupt nicht glücklich.“ In seinem Zorn ging Lalonde sogar soweit, dass er infrage stellte, seinen bis 2019 laufenden Vertrag zu erfüllen: „Ich bin mir nicht mehr sicher, was die Zukunft für mich in Köln bringen wird.“

Möglicherweise schwingt in der scharfen Wortwahl auch die Angst Lalondes mit, dass sein großer Traum von einer Nominierung für die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang im Februar wegen einer anhaltenden Formkrise platzen könnte. Da die nordamerikanische Eliteliga NHL diesmal keine Spielpause einlegt, wird das kanadische Nationalteam bei Olympia ausschließlich mit in Europa aktiven Spielern antreten. Eine wohl einmalige Chance für Lalonde, für die er sich in den vergangenen Monaten über eine Teilnahme an mehreren Vorbereitungsturnieren bewarb.

Peter Draisaitl reagierte besonnen auf die herbe Kritik seines Verteidigers, der seit 2015 in Köln spielt. „Ich wäre geschockt, wenn ein Spieler, dem ich sage, dass er nicht spielen darf, mir dafür auch noch die Hand schütteln würde“, sagte der KEC-Coach, der offenbar auch in Zukunft mit Lalonde plant: „Shawn ist ein guter Junge und ein feiner Kerl. Ein Spieler wie er würde jedem Verein gut zu Gesicht stehen. Wir haben mehrere Gespräche geführt und versucht, ihm unsere Entscheidung argumentativ so gut wie möglich zu belegen.“

Mahon enttäuscht von Lalondes Verhalten

Seine grundsätzliche Haltung änderte Draisaitl jedoch nicht: „Wir waren der Meinung, dass Shawn eine Pause ganz gut tun würde, damit er wieder ein 1a- oder ein 1b-Verteidiger wird.“ Haie-Sportdirektor Mark Mahon zeigte sich dagegen „enttäuscht“ vom Verhalten seines Spielers. „Shawn hätte seine Emotionen besser unter Kontrolle haben müssen.“

Lalondes Streichung aus dem Kader kommt nicht von ungefähr. Der Verteidiger spielt eine schwache Saison, ist in der Defensive zu einem Unsicherheitsfaktor geworden und offensiv bei weitem nicht mehr so gefährlich wie in den vergangenen beiden Jahren, in denen ihm zusammen 30 Tore gelangen. In dieser Spielzeit hat es der Mann mit dem starken Schlagschuss bislang auf lediglich fünf Treffer gebracht. Das letzte Tor gelang ihm am 22. Oktober.

In der teaminternen Plus-Minus-Statistik, die für einen Feldspieler die Differenz von Toren und Gegentoren angibt, die gefallen sind, während er auf dem Eis war, liegt Lalonde mit einem Wert von minus elf gemeinsam mit Center Blair Jones auf dem letzten Platz. Trotzdem ist es denkbar, dass Lalonde für das kleine rheinische Derby am Donnerstag (19.30 Uhr, Lanxess Arena) gegen die Krefeld Pinguine wieder begnadigt wird. Eigenwerbung haben seine Mitspieler bei der jüngsten Niederlage in Wolfsburg nämlich nicht betrieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort