Handball Champions League THW Kiel verliert im Halbfinale gegen MVM Veszprém

Köln · "Wir sind dabei!“ Der demütigen Aufschrift auf den T-Shirts seiner Fans ließ der THW Kiel im Halbfinale der Handball Champions League eine aufopferungsvolle und leidenschaftliche Leistung folgen. Nach einer von Verletzungspech geprägten schwierigen Saison und dem nicht für möglich gehaltenen Einzug ins Final Four-Turnierblieb den Zebras das versöhnliche Ende aber verwehrt.

Sechs Sekunden fehlten dem THW Kiel bei der 28:31(15:12, 25:25, 26:28)-Niederlage nach Verlängerung gegen MVMVeszprém zum Einzug in das Finale. Ein Treffer von Gaspar Marguczum 25:25 ließ den Traum vom vierten Setrn für die Kieler platzen.,Der ungarische Meister trifft im Endspiel am Sonntagabend (18 Uhr)in der Kölner Lanxess-Arena auf KS Kielce trifft. Die Polenbesiegten im zweiten Halbfinale den großen Favoriten Paris St.Germanin um Welthandballer Nikola Karabatic verdient mit 28:26(16:16). Die Kieler fühlten sich zunächst pudelwohl in der Rolledes Außenseiters.

Die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason legteeinen furiosen Start hin und führte nach sieben Minuten mit 5:2.Die Lunte für die nötigen Emotionen war gelegt. Nötig, weil die mitmehr als 19000 Zuschauern ausverkaufte Lanxess Arena zahlenmäßigfest in der Hand der ungarischen Fans war. Die in rot gekleidetenVeszprém-Anhänger peitschten ihr Team frenetisch nach vorn und dieSpieler folgten. Vier Treffer des Ex-Kielers Momir Ilic und derVorjahresfinalist hatte die Partie beim 8:7 (20.) gedreht. Es warvor dem Final Four kein Geheimnis, dass die Kieler einehervorragende Torhüter-Leistung benötigten, um eine Chance zubesitzen.

Als Niklas Landin gegen Ilic und 2,08 Meter-Hüne LaszloNagy parierte, nutzten Patrick Wiencek und Youngster ChristianDissinger die Paraden zur 11:9-Führung des THW (24.). Jetzt hatteder dreifache Champions League-Sieger genug Selbstvertrauengetankt, um nachzulegen. Zwei herrliche Treffer von Marko Vujin undDissinger sowie ein gehaltener Siebenmeter von Landin gegen Ilicsicherten die Zwei-Toreführung.

Als in den letzten Sekunden derersten Halbzeit der starke Domagoj Duvnjak einen Kempa-Spielzug mitseinem vierten Tor zum 15:12-Pausenstand abschloss, stand die ArenaKopf und die Rothemden aus Veszprém staunten. Die Frage, ob sie dieEuphorie über die Pause retten konnten, beantworteten die Kielermit einem klassischen Fehlstart. Veszprém glich durch GergöIvancsik aus (36.) und legte durch Gaspar Marguc und Ilic zweiweitere Tore zum einem 5:0-Lauf und einer 17:15-Führung nach (38.).

Die ungarischen Fans tobten und Alfred Gislason versuchte sie miteiner Auszeit abzukühlen. Es gelang zunächst nicht wirklich, dennVeszprém legte in der Defensive zwei Schippen drauf und blieb imAngriff variabel. Während die Kieler vor allem über Außen nicht zumZuge kamen, traf der ungarische Meister von allen Positionen. Erstals Niklas Landin einen Siebenmeter von Marguc hielt und zweiweitere Paraden gegen Ilic und Nagy nachlegte, war der THW nachToren von Vujin und Duvnjak beim 19:19 wieder auf Augenhöhe (47.) -und die rote Fraktion etwas stiller. Die Partie spitzte sich zu.Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf den Sitzen.

Veszprém legtevor und Kiel glich aus, weil Marko Vujin nicht mehr zu halten war.Der serbische Linkshänder war es auch, der die Zebras mit seinemsiebten Tor beim 23:22 (57.) wieder in Front brachte. Als NiklasEkberg mit dem ersten Kieler Außentor und Duvnjak mit seinemsechsten Treffer den 23:23-Ausgleich von Ilic konterten, stand derTHW 100 Sekunden vor Schluss beim 25:23 mit einem Bein im Finale.Das zweite blieb aber im Halbfinale, denn Nagy verkürzte und Margucgelang sechs Sekunden vor Schluss tatsächlich noch das 25:25. DiesePartie und die Zuschauer hatten sich die Verlängerung verdient. Diezweimal fünf Minuten begannen mit einer Überraschung. VeszprémsCoach Javier Sabate ließ Ilic draußen und brachte mit IvanSliskovic einen Spieler, der noch keine Sekunden auf dem Feldgestanden hatte. Der Youngster bedankte sich und traf zweimalentscheidend zum 28:26. Die Kieler hatten keine Anwort mehr und dieArena versank in einem Jubelmeer aus rotgekleideten Ungarn undtraurigen, demütigen Kielern.

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