50 Einsätze fürs Nationalteam Nieberg: Das stille Ende einer erfolgreichen Reit-Karriere

Olympia, WM und EM: Lars Nieberg hat bei den wichtigsten Veranstaltungen Gold gewonnen. Jetzt macht der Springreiter Schluss mit der Jagd nach Siegen und tritt aus der Nationalmannschaft zurück - auf seine ganz eigene Art.

 Gehörte lange zur Weltspitze: Der deutsche Springreiter Lars Nieberg beendet seine sportliche Laufbahn.

Gehörte lange zur Weltspitze: Der deutsche Springreiter Lars Nieberg beendet seine sportliche Laufbahn.

Foto:  Oliver Multhaup

München (dpa) – Das Ende passt zu Lars Nieberg. Still und leise beendet der zweimalige Olympiasieger seine Karriere.

"Mir fehlt kein großer Abschied mit Brimborium", sagt der Springreiter, der sich meistens elegant um Interviews zu drücken wusste. Der lieber Ludger Beerbaum oder Franke Sloothaak den Vortritt ließ - aber oft für einen flotten Spruch oder eine ironische Spitze gut war.

"Vom Kopf her habe ich die Karriere schon länger beendet", sagt der 55-Jährige: "Der Prozess war schleichend." Jetzt hat Nieberg auch öffentlich einen Schlussstrich gezogen und seine äußerst erfolgreiche Laufbahn offiziell für beendet erklärt.

Zweimal gewann Nieberg mit der Mannschaft Olympia-Gold, 1996 und 2000. Er siegte mit der deutschen Equipe auch bei Europa- und Weltmeisterschaften; immer in einem Quartett mit dem gleichaltrigen Ludger Beerbaum. Dass er viele Jahre zur Weltspitze zählte, zeigen auch die zwei zweiten Plätzen im Weltcup 1995 und 1998.

Zuletzt blieben die großen Erfolge aus. "Ohne Sponsor ist es einigermaßen schwer, sich über Wasser zu halten", erklärt der deutsche Meister von 1995. "Du musst auch Pferde verkaufen, wenn es weitergehen soll." Zuletzt verkaufte er Foster, der jetzt von der US-Amerikanerin Alessandra Volpi geritten wird.

Einen Traum hat sich Nieberg vor dem Karriere-Ende noch erfüllt. Bei seinem letzten Ritt für die deutsche Nationalmannschaft, seinem 50. Einsatz, ritt er gemeinsam mit seinem Sohn Gerrit (25) im Team – und gewann den Nationenpreis von Dänemark.

"Ich bin stolz, dass ich zwei Kinder in den Sport gebracht habe", sagt Nieberg. "Max macht den ganzen Handel, der ist da besser als ich", sagt der stolze Vater über den 24-Jährigen. "Gerrit ist noch mehr der Sportler." Und mit einem typischen Nieberg-Witz fügt er an: "Ich habe das Gefühl, es ist jetzt besser für die Kinder, wenn ich nicht mehr reite."

An den Karrieren der Söhnen lässt sich gut der Unterschied zwischen Niebergs Anfängen und dem jetzigen Pferdesport erkennen. "Heute ist viel, viel mehr Geld im Sport, und es reiten viel mehr reiche Leute", erklärt der 55-Jährige: "Für Leute aus normalem Hause ist es schwierig, Fuß zu fassen. Man kann sich nicht vergleichen mit Leuten, die Pferde für 10 oder 15 Millionen im Stall haben."

"Wir haben uns aus bäuerlichen Verhältnissen hochgearbeitet, mit Talent und Fleiß", sagt er und schaut zu dem 55 Jahre alten Beerbaum herüber, der noch weiterreitet. "Ich habe die ganze Welt gesehen", lautet Niebergs Resümee. Das ist ihm noch wichtiger als die Gold-Medaillen. "Als einfacher Junge vom Land ist das schon interessant, man ist dadurch privilegiert."

Nieberg stammt von einem Bauernhof im niedersächsischen Wittingen. Er arbeitete und lernte beim späteren Bundestrainer Herbert Meyer, führte das Gestüt Wäldershausen für viele Jahre und arbeitet nun seit 2013 als Leiter auf Gut Berl bei Münster.

Sein Leben wird weiter von Pferden bestimmt, um rund 100 muss er sich auf Gut Berl kümmern. Und: "Ich reite ja weiter, zu Hause oder mal auf einem kleineren Turnier." Dann aber "ohne sportliche Ambitionen, sondern nur zu Ausbildungszwecken" - so wie am Wochenende in München in der Youngster-Tour für Nachwuchspferde. "Aber ein Ziel wie ein Championat oder einen Nationenpreis, das gibt es nicht mehr."

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