Leichtathletik Speer-Olympiasieger Röhler als Weltrekord-Zeuge

Paris · Als alle schon die Luft anhielten, kehrte sein Speer in der Luft einfach um. Olympiasieger Thomas Röhler nahm Platz drei in Paris aber mit Humor. Der Thüringer war zufrieden. Hautnah erlebte er im Stade de France einen irren Lauf-Weltrekord mit.

Als Thomas Röhler noch beim Warmwerfen war, da lief Ruth Jebet auf der Stadionrunde schon richtig heiß. Wenig später stürmte der flotte Teenager nach 3000 schweißtreibenden Metern über die Hindernisse ins Ziel.

Gleich sechs Sekunden blieb die gebürtige Kenianerin unter dem acht Jahre alten Weltrekord. Jebet ist erst 19 Jahre alt, seit 2013 rennt sie für Bahrain, und sorgte beim Diamond-League-Meeting in Paris für den Höhepunkt einer kurzweiligen Leichtathletik-Gala. Speerwurf-Olympiasieger Röhler war im Stade de France hautnah dabei.

"Das war ein echter Wow-Moment! Beim Einwerfen habe ich das natürlich mitbekommen, denn der Wassergraben war ja direkt neben unserer Anlage", sagte der 24-Jährige vom LC Jena der Deutschen Presse-Agentur. "Einen Weltrekord, der schon acht Jahre Bestand hat, um sechs Sekunden zu steigern - das ist schon eine Wahnsinnsleistung", meinte Röhler, der im ersten Wettkampf nach seinem Gold-Coup von Rio Dritter wurde.

Olympiasiegerin Jebet stellte wie in Rio wieder alle(s) in den Schatten. Nach ihrem Sturmlauf wurde sie ganz groß gefeiert, den üppigen Blumenstrauß konnte die schlanke Läuferin kaum halten. "Ich freue mich riesig über diesen Rekord, denn ich hatte schon mehrmals vergeblich versucht, den Weltrekord zu brechen", sagte die Junioren-Weltmeisterin von 2014, die über 3000 Meter Hindernis in 8:52,78 Minuten künftig das Maß aller Dinge und die Gejagte ist.

"Ich hatte nicht erwartet, dass ich die Bestzeit so deutlich unterbieten würde. Jetzt werden ich wohl meine Saison beenden", kündigte Jebet an. Den Weltrekord hielt vor ihr seit dem 17. August 2008 die Russin Gulnara Galkina mit 8:58,81 Minuten.

Röhler konnte mit seinem ersten Auftritt nach Rio ganz gut leben. "Wenn man Platz drei in der Diamond League belegt, dann fährt man zufrieden nach Hause", meinte der Thüringer, der nach einer kurzen Nacht ("Ich habe nur drei Stunden geschlafen") schon wieder auf dem Rückflug via Frankfurt nach Leipzig war.

Der Olympiasieger muss nun auch als Reise-Weltmeister alles geben: Schon am 1. September kämpft er beim Diamond-League-Finale in Zürich um den Jackpot in seiner Disziplin. Einen Tag später freuen sich die Fans im sächsischen Thum auf den Goldjungen. Und am 3. September feiert Röhler seine ISTAF-Premiere. Die Berliner Organisatoren haben den Speerwurf extra ins Programm aufgenommen.

In Paris landete Röhler hinter dem Tschechen Jakub Vadlejch (88,02 Meter) und dem Mainzer Julian Weber (87,39) mit 84,16 Metern auf dem dritten Rang - für wenige Sekunden sah er wie der Sieger aus. "Das war der vierte Versuch - da ging der Speer los wie ein Strich. Alle haben schon geguckt, okay, der wird reichen", erzählte er. "Und auch ich hatte sofort das Gefühl, der wird reichen." Doch es sollte nicht sein, Röhler lacht: "Der Speer hat es sich auf der Hälfte des Weges einfach überlegt, so eine Art Rückweg anzutreten."

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