Thomas weiter in Gelb Spanier Fraile gewinnt Tour-Etappe in Mende

Mende · Die Favoriten taten sich auf dem kurzen Anstieg nach Mende nicht sehr weh. Thomas, der Mann im Gelben Trikot, und sein Kapitän Froome rollten Rad an Rad mit dem drittplatzierten Dumoulin ins Ziel. Ein Fahrer einer ehemaligen Skandal-Equipe holt den Tagessieg.

 Omar Fraile setzte sich nach 188 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Châteaux nach Mende durch.

Omar Fraile setzte sich nach 188 Kilometern von Saint-Paul-Trois-Châteaux nach Mende durch.

Foto: YORICK JANSENS/BELGA

Premierensieg eines Außenseiters, Remis zwischen den Tour-Favoriten: Radprofi Omar Fraile hat auf dem kleinen Aerodrome in Mende alle überflügelt, das Team Sky mit seinem Spitzenduo ließ sich vom einzig verbliebenen ernsthaften Verfolger nicht überraschen.

Der Spanier Fraile gewann nach 188 Kilometern im Zentralmassiv die 14. Etappe der Tour de France. Der Profi aus dem einstigen Skandal-Team Astana war am Ende einer drei Kilometer langen Schlusssteigung Schnellster einer anfangs 32 Fahrer starken Ausreißergruppe, die sich schon früh nach dem Start gebildet hatte.

Simon Geschke, 2015 Tour-Etappensieger in den Alpen, wurde Sechster. "Der Traum war heute in greifbarer Nähe, aber leider waren ein paar Leute stärker als ich", sagte der Berliner. "Ich werde eine Nacht darüber schlafen und mich mit dem sechsten Platz anfreunden."

Das Führungs-Duo Geraint Thomas/Chris Froome und der drittplatzierte Sunweb-Kapitän Tom Dumoulin aus den Niederlanden leisteten sich einen großen Rückstand. Sie hatten mit der Tagesentscheidung 18:09 Minuten nach Frailes Zieldurchfahrt nichts zu tun, lieferten sich aber auf dem schweren Anstieg einen kurzen Schlagabtausch, ehe sie ins Ziel rollten. Der Waliser Thomas verteidigte seinen 1:39 Minuten großen Vorsprung im Gelben Trikot vor Froome ein weiteres Mal souverän.

"Wir haben einen Plan für die ersten Pyrenäen-Etappe", kündigte Thomas im Ausblick auf Dienstag an. "Wir müssen als Team gewinnen. Wenn Dumoulin in Paris vorne wäre, würde das bescheuert aussehen."

Die Frage, wer der wirkliche Chef im Sky-Team ist, wird immer spannender. "Wir warten ab, wie sich das Rennen entwickelt. Wir treffen die Entscheidungen dann, wenn wir müssen", sagte Servais Knaven, Ex-Profi und Sportlicher Leiter im britischen Superteam.

Thomas beeilt sich nach jeder Etappe zu sagen: "Froome ist unser Leader." Aber der Seriensieger muss jetzt wohl auf eine Schwäche seines Teamkollegen hoffen, um den fünften Toursieg nach 2013, 2015, 2016 und 2017 zu realisieren. Froome sagte bisher zur Hierarchie in seinem in Frankreich ungeliebten und oft ausgebuhten Teams nichts. Auch am Samstag gab es gegen den Briten und Sky beim Anstieg zum Flugplatz gellende Pfiffe und abfällige Gesten vom Straßenrand.

Auf der für Überraschungen gefährlichen Etappe im Zentralmassiv hatte sich nach 20 Kilometern die rennentscheidende Spitzengruppe gebildet. In ihr fuhren Weltmeister Peter Sagan, Ex-Titelträger Philippe Gilbert, der ehemalige Träger des Gelben Trikots, Greg Van Avermaet, sowie der französische Liebling Julian Alaphilippe und damit prominente Fahrer, die ein flottes Tempo garantierten.

Als einziger deutscher Profi war Geschke vom Sunweb-Team dabei. Schon früh war klar, dass diese Ausreißer den Tagessieg unter sich ausmachen würden, ihr Vorsprung stieg schnell deutlich an. In einem packenden Finale setzte sich Fraile ab und verteidigte einen Sechs-Sekunden-Vorsprung vor Alaphilippe und dem Belgier Jasper Stuyven auch auf den letzten ebenen 1800 Metern.

"Ich bin eigentlich ziemlich happy", meinte Geschke, dem für den großen Coup die Kraft fehlte. "Der Plan war, dass hier eine Gruppe gehen sollte, und der ist schon mal aufgegangen. Natürlich habe ich dran geglaubt und gehofft. Aber es war eine sehr starke Gruppe. Wenigstens bin ich mal wieder um einen Etappensieg mitgefahren."

Fraile sagte nach seinem ersten Tour-Etappensieg: "Am Ende war ich völlig fertig. Das war eine schwere Etappe. Erst kurz vor dem Ziel war ich sicher, dass es klappt. Es ist unglaublich."

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