Von 1 auf 30 Schwere Situation für Luitz nach Doping-Regel-Verstoß

Val d'Isère · Stefan Luitz suchte nach dem Riesenslalom von Val d'Isère keine Ausreden. Doch die ungeklärte Frage, welche Konsequenzen sein Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln des Skiweltverbandes FIS hat, belastet den 26-Jährigen. Da tröstet auch das Neureuther-Comeback nur wenig.

 Muss um seinen Sieg in Beaver Crrek fürchten: Stefan Luitz.

Muss um seinen Sieg in Beaver Crrek fürchten: Stefan Luitz.

Foto: Nathan Bilow/FR37383 AP

Am liebsten wäre Stefan Luitz im Schneetreiben von Val d'Isère einfach verschwunden.

Doch der 26 Jahre alte Skirennfahrer stellte sich nach dem verpatzten Riesenslalom zumindest für ein paar Fragen den Journalisten in Frankreich - und sprach auch über seine Gedanken nach dem Verstoß gegen die Anti-Doping-Regeln des Skiweltverbands FIS. Dieser kann ihn womöglich nachträglich seinen ersten Weltcup-Sieg und alle im Team viel Energie kosten.

Alexander Schmid war am Samstag auf Rang 15 bester Deutscher, Felix Neureuther kam beim Comeback auf Platz 21 und Fritz Dopfer direkt dahinter - das ist trotz aller anderen Faktoren wie den schwierigen Bedingungen oder Neureuthers Handicap eines relativ frisch operierten Daumens weit vom möglichen Niveau der DSV-Techniker entfernt.

"Ich will es nicht darauf schieben", sagte Luitz, nachdem er als Siebter des ersten Laufs gleich zu Beginn des zweiten Durchgangs einen großen Fehler gemacht hatte und am Ende mit riesigem Zeitrückstand den 30. und letzten Platz im Finale belegte. "Meine skifahrerische Leistung war heute einfach nicht das, was ich kann."

Dennoch spielte in den Tagen vor dem Rennen, zwischen den Durchgängen und auch nach dem Wettkampf die Frage nach dem Sauerstoff eine große Rolle in Luitz' Gegenwart. "Diese Regel, die gibt es nunmal. Keiner von uns hat davon gewusst. Wir haben alles versucht, das im Vorfeld abzuklären. Die obersten Ärzte haben gesagt, es ist okay", sagte Luitz zu seinem Regelbruch. "Es war dann etwas irritierend für uns, dass die Regel aufgetaucht ist."

Luitz hatte vergangene Woche in Beaver Creek das erste Mal in seiner Karriere ein Weltcup-Rennen gewonnen. Zwischen den beiden Durchgängen beim Riesenslalom in den USA atmete er im Aufenthaltsbereich der Fahrer Sauerstoff durch eine Maske. Damit brach er eine Regel des Skiweltverbands FIS, die das Einatmen von zusätzlichem Sauerstoff an einer Wettkampfstätte verbietet. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA erlaubt diese Methode in einer aktuelleren Regel hingegen explizit. Die Unterschiede zwischen WADA- und FIS-Regeln waren dem Deutschen Skiverband eigenen Angaben zufolge nicht bekannt.

"Man ist auf 3000 Meter. Bei der Höhenlage, da bringt der Sauerstoff für die Regeneration was, Verletzungsprophylaxe natürlich. Deswegen haben wir das genommen und das auch im Vorfeld abgeklärt", sagte Luitz. "Zu keinem Zeitpunkt haben wir irgendwie versucht oder gewollt, dass wir irgendetwas verbotenes machen."

Neureuther hofft deswegen auf eine faire Entscheidung des Weltverbandes. "Sollte da was sein, müssen die, die entschieden haben, zur Verantwortung gezogen werden und nicht Stefan", sagte er in Frankreich. Selbst betroffen ist Neureuther nicht, weil er nach seinem Daumenbruch auf die Rennen in den USA verzichtete und erst in Val d'Isère sein Comeback nach 391 Tagen Weltcup-Pause gab. "Es war ein langer Weg. Sehr langer, sehr schwieriger Weg", sagte er.

Auch die Konkurrenz fühlt mit Luitz, der bereits seit Montag von der Untersuchung des Skiweltverbands weiß und seinen Erfolg wohl gar nicht als Motivationsschub für den Wettkampf in Val d'Isère nutzen konnte. "Als Athlet verlässt du dich darauf, was Trainer, Ärzte und Verantwortliche sagen", sagte Marcel Hirscher am Abend vor seinem 60. Weltcup-Sieg zum österreichischen Radio Ö3. "Wenn Stefan das gewusst hätte, hätte er das bestimmt nicht gemacht." Eine Disqualifikation, die laut Reglement bei einem Verstoß automatisch erfolgen müsste, wäre in Hirschers Augen für Luitz jedenfalls "ein Wahnsinn". Wann die FIS eine Entscheidung fällt, ist offen.

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