Kommentar zum Hackerangriff auf die Wada Sauber mit Brief und Siegel

Meinung | Bonn · Diskus-Hüne Robert Harting reagiert unaufgeregt auf die Veröffentlichung intimer Informationen aus der Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur. Fünf deutsche Athleten sind unter den Opfern, auch die ehemalige Speerwurf-Weltmeisterin Christina Obergföll zählt dazu.

 Diskuswerfer Robert Harting bleibt cool nach Daten-Klau: "Ich bin ein transparenter Athlet", sagt der Berliner. Und lebt damit.

Diskuswerfer Robert Harting bleibt cool nach Daten-Klau: "Ich bin ein transparenter Athlet", sagt der Berliner. Und lebt damit.

Foto: dpa

Der mutmaßliche Versuch russischer Hacker, Sportler aus dem Westen zu diskreditieren, ist bislang ein Rohrkrepierer. Wer das gängige Vorurteil „Die dopen doch sowieso alle“ beiseite lässt, erkennt in den veröffentlichten Interna sogar eine erfreulich positive Nachricht.

Zumindest für die fünf deutschen Sportler, über die intime Informationen aus der Datenbank der Welt-Anti-Doping-Agentur geklaut wurden, lässt sich sagen: Alles in Ordnung, nun sogar auch für die Öffentlichkeit. Sozusagen mit Wada-Siegel, weil offenbar alles mit rechten Dingen zugegangen ist.

Deshalb reagiert Deutschlands prominentester Leichtathlet, der Diskuswerfer Robert Harting, so gelassen. Er sei als Athlet transparent und habe kein Problem damit. Dass er nach seiner bei den Olympischen Spielen in Rio erlittenen Blessur medikamentös behandelt wurde: Tatsächlich kein Makel. Nur eine Maßnahme, wie sie etwa im Fußball, den manche ja des Dopings für unverdächtig halten, an der Tagesordnung ist.

Um notwendige Behandlungen klar gegen Leistungsmanipulationen abzugrenzen, haben die Dopingbekämpfer die so genannte Medizinische Ausnahmegenehmigung eingeführt. Im Falle der ausgespähten deutschen Sportler wurde sauber gearbeitet. Das sieht nun jeder, was das kriminelle Werk der Datenschänder nicht besser macht. Soll die ganze Welt pikante Details aus der Krankenakte von Menschen erfahren, bloß weil sie Spitzensportler sind?

Für die Anti-Doping-Institutionen kann sich der Hackerangriff zu einer Katastrophe ausweiten – und den Kampf für sauberen Sport torpedieren. Was ist, wenn ein Betroffener die Revolution ausruft und dazu auffordert, das Meldesystem Adams zu sabotieren, weil er es nicht okay findet, wenn Analyseergebnisse einzusehen sind?

Der Hackerangriff deckt leider die Anfälligkeit und Unzulänglichkeit des auf dem gläsernen Athleten basierenden Dopingsystems auf. Nicht auszudenken, wenn die Hacker die Daten vor ihrer Veröffentlichung auch noch manipuliert hätten.

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