Offizielle Vorstellung am Dienstag Peter Draisaitl ist neuer Trainer der Kölner Haie

Köln · Das ging schnell. Nachdem die Kölner Haie sich erst am Montagvormittag von ihrem bisherigen Trainer Cory Clouston getrennt hatte, stellten sie schon am Nachmittag den Nachfolger des 48-jährigen Kanadiers vor.

 Peter Draisaitl konnte zu seinem Einstand den ersten Sieg mit den Ice Tigers über Hannover verbuchen.

Peter Draisaitl konnte zu seinem Einstand den ersten Sieg mit den Ice Tigers über Hannover verbuchen.

Foto: DPA

Am Ende ging alles ganz schnell. Kaum hatten die Kölner Haie am Montagvormittag die Trennung von ihrem bisherigen Trainer Cory Clouston vollzogen, stellten sie am Nachmittag auch schon den Nachfolger des 48 Jahre alten Kanadiers vor. Peter Draisaitl (51), Vater von NHL-Star Leon Draisaitl (Edmonton Oilers) und ehemaliger Profi des KEC, übernimmt mit sofortiger Wirkung die sportlichen Geschicke bei den Kölnern, die zuletzt unter Clouston ins Mittelfeld der Deutschen Eishockey Liga (DEL) abgerutscht waren.

Mit Draisaitl haben die Haie einen guten, alten Bekannten nach Deutz zurückgeholt. Der Deutsch-Tscheche spielte von 1990 bis 1992 sowie von 1994 bis 1998 für den KEC. 1995 feierte der Mittelstürmer mit den Kölnern die Meisterschaft, ein Jahr später war er DEL-Topscorer. Seine aktive Karriere, in der Draisaitl auch zweimal bei Adler Mannheim spielte, beendete er 2001 in Oberhausen.

Bei den Revier Löwen startete der 146-fache deutsche Nationalspieler und dreimalige Olympia-Teilnehmer (1988, 1992, 1998) auch seine Laufbahn als Trainer, die vor seinem nun beginnenden Engagement in Köln zehn Stationen umfasste, darunter die Straubing Tigers und die Ice Tigers Nürnberg. Ab 2012 war er in der tschechischen Extraliga, zuletzt ab 2016 bei HC Pardubice unter Vertrag. Vor diesem Engagement war Draisaitl schon einmal als Coach der Haie im Gespräch, und zwar im Januar 2016, als sich der KEC auf der Suche nach einem Nachfolger für den entlassenen Niklas Sundblad befand und diesen letztlich in Cory Clouston fand.

Teil der Haie-Familie

„Für mich als jemanden, der schon einmal Teil der Haie-Familie war, ist diese Aufgabe natürlich etwas ganz Besonderes. Und wenn ich ehrlich bin, war es für mich immer schon ein Traum, hier in Köln als Cheftrainer arbeiten zu dürfen“, freut sich Peter Draisaitl auf seine Rückkehr zum KEC. Der neue Haie-Coach wohnt nach seiner Vertragsauflösung in Pardubice bereits wieder in Köln. Am Dienstag wird Draisaitl offiziell vorgestellt und anschließend erstmals mit dem Team des KEC trainieren. Seine DEL-Premiere als Trainer der Haie gibt Draisaitl bereits am Mittwoch im Spiel bei den Iserlohn Roosters. Sein Assistent wird Thomas Brandl, mit dem er 1995 zusammen auf dem Eis den Meistertitel feierte.

„Peter Draisaitl bringt eine Menge Coaching-Erfahrung und sicherlich auch den Köln-Faktor mit zu den Haien. Wir sind überzeugt davon, dass er die Haie wieder in die Erfolgsspur zurückführen kann und freuen uns, dass er nun wieder ein wichtiger Teil der KEC-Organisation ist“, erklärt Haie-Sportdirektor Mark Mahon. Die zügige Nachfolgeregelung lässt darauf schließen, dass sich die Verantwortlichen des KEC schon vor Cloustons Entlassung in Gesprächen mit Draisaitl befanden. Die Trennung von dem umstrittenen Kanadier hatte sich seit Wochen abgezeichnet und war spätestens nach dem desillusionierenden 2:6-Heimdebakel am Sonntag gegen den EHC München unausweichlich geworden.
Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Zu groß klaffte die Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit, zwischen Aufwand und Ertrag. Nach fast der Hälfte aller Hauptrundenspiele belegen die mit dem dritthöchsten Etat der Liga ausgestatteten Kölner lediglich den neunten Tabellenplatz und drohen ihre hochgesteckten Ziele frühzeitig aus den Augen zu verlieren. Auch der Trend sprach gegen eine weitere Zusammenarbeit mit Clouston: In den jüngsten acht Partien setzte es sechs Niederlagen. Selbst die zur Trendwende ausgerufene Länderspielpause, in der Sportdirektor Mahon seinem Coach noch demonstrativ den Rücken gestärkt hatte, brachte nicht die erhoffte Besserung. Dem mühsamen 3:2-Sieg über Krefeld folgten Niederlagen in Augsburg (4:7 nach 0:5-Rückstand) und gegen München, in der die Haie einmal mehr auffallend starke Leistungsunterschiede mit teilweise glänzenden und bisweilen desaströsen Auftritten zeigten.

Unausweichlich war der Wechsel auf der Trainerposition auch deshalb geworden, weil Cory Clouston schon vor geraumer Zeit den Kontakt zu Teilen seines Teams verloren hatte. Der kühl sowie distanziert wirkende Kanadier galt nicht als großer Kommunikator. Clouston, der nach seiner Amtsübernahme Anfang 2016 die bis dato strauchelnden Haie bis ins Playoff-Halbfinale geführt hatte, soll sich bereits in der abgelaufenen Saison mit Spielern überworfen haben.

Viertelfinal-Aus gegen Wolfsburg

Das Viertelfinal-Aus gegen Wolfsburg wurde überschattet von der unter nebulösen Umständen vollzogenen Suspendierung des hochbegabten Nationalstürmers Patrick Hager, der daraufhin vorzeitig zu Meister München wechselte. Überhaupt hatten junge, deutsche Spieler bei Clouston einen schweren Stand. Unter Peter Draisaitl, einem Mann mit „Kölner Stallgeruch“, könnte das nun wieder anders werden. Die Beurlaubung Cloustons kommt den Haien indes teuer zu stehen. Erst im Januar dieses Jahres hatte der Club den Kontrakt des Kanadiers bis 2019 verlängert. Nun dürfte eine Abfindung in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro fällig sein.

Draisaitl erwartet derweil eine anspruchsvolle Aufgabe. Gefragt sind menschliches Gespür sowie psychologische Fähigkeiten. Der aus vielen sehr guten Individualisten bestehende Haie-Kader funktioniert bislang nicht als Mannschaft und stellt aktuell ein völlig instabiles Konstrukt dar, das nach Rückschlägen schnell in sich zusammenbricht. „Wir haben eine mentale Blockade. Dieser Umstand ist derzeit meine größte Sorge“, erklärt Sportdirektor Mahon. Eine wesentliche Aufgabe Draisaitls bestehe darin, die verloren gegangene Konstanz und Balance „schnellstmöglich wiederzufinden“. Zwar zählen die Kölner zu den offensivstärksten Teams der Liga; auf der anderen Seite stellen sie mit 73 Gegentoren die zweitschwächste Defensive. In der vergangenen Saison hatten die Haie nach Abschluss der Hauptrunde noch die wenigstens Treffer kassiert.

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