Radsport Nibali feiert zweiten Giro-Sieg

Turin · Mit einer beispiellosen Aufholjagd sichert sich der Italiener Vincenzo Nibali zum zweiten Mal nach 2013 den Gesamtsieg beim Giro. Der Toursieger von 2014 verwies den Kolumbianer Chaves auf Rang zwei. Gewinner waren auch die deutschen Sprinter.

Radsport: Nibali feiert zweiten Giro-Sieg
Foto: Claudio Peri

Mit einem sagenhaften Endspurt auf den letzten beiden Alpen-Etappen hat Vincenzo Nibali das Rosa Trikot des 99. Giro d'Italia doch noch an sich gerissen.

Damit machte der 31 Jahre alte Sizilianer in Turin den zweiten Triumph nach 2013 bei seiner Länder-Rundfahrt perfekt. Nach 3463 Kilometern hatte der Astana-Kapitän in der Endabrechnung 52 Sekunden Vorsprung vor dem Kolumbianer Esteban Chaves und Alejandro Valverde (Spanien/1:17). Eine ähnliche Aufholjagd beim Giro auf den letzten Metern hatte 1953 der große Fausto Coppi hingelegt.

Zu den großen Gewinnern gehörten auch die deutschen Sprinter, die am Sonntag durch Nikias Arndt zum insgesamt siebten Tageserfolg kamen. Die Jury hatte im Abschluss-Sprint in Turin nach 163 Kilometern eine Behinderung durch Giacomo Nizzolo gesehen und dem eigentlich Zweitplatzierten Arndt den Sieg zugesprochen. "Auf reguläre Art wäre mir das lieber gewesen", sagte Arndt nach der Jury-Entscheidung, die ihm zum größten Erfolg seiner jungen Karriere verhalf. Der eigentlich Leidtragende von Nizzolos Fahrweise war dessen Landsmann Sacha Modolo.

Die bemerkenwerten Newcomer Chaves und Steven Kruijswijk aus den Niederlanden mussten dem großen Favoriten Nibali auf den letzten Metern der dramatischen Traditionsfahrt doch noch den Sieg überlassen. Dem äußerst bemerkenswerten Nibali-Comeback war niemand gewachsen. Und Niemand hatte es ihm nach seiner vorangegangenen Schwächephase zugetraut. Die drittletzte Etappe am Freitag hatte er mit einem Rückstand von 4:43 Minuten zur Spitze in Angriff genommen. Am Samstag folgte die Punktlandung auf Platz eins.

Der "Hai von Messina" gehört - gemessen an seiner Erfolgsbilanz - zu den ganz Großen des Metiers. Seit seinem Tour-de-France-Sieg 2014 fährt er im exklusiven Club jener Radprofis, die in ihrer Karriere alle drei großen Länder-Rundfahrten in Italien, Frankreich und Spanien gewonnen haben. Es sind neben ihm nur fünf.

Allerdings ist der zurückhaltend wirkende Nibali, der am Samstag im "Maglia Rosa" Tränen verdrückt hatte und vom "vielleicht schönsten Sieg meiner Karriere" sprach, in der Wahl seiner Mittel nicht immer fein. Im Vorjahr wurde er schon zu Beginn der Vuelta aus dem Rennen genommen, weil er sich berghoch an einem Auto festgehalten hatte. Vorher hatte sich der italienische Meister bei der Tour de France den Zorn des späteren Siegers Chris Froome zugezogen, als er gerade in dem Moment attackierte, als der Brite wegen eines technischen Defektes stoppen musste.

Nibalis sportliche "Auferstehung" bei diesem Giro begann, kurz nachdem der bis dahin führende Kruisjwijk durch einen bösen Sturz auf der Abfahrt vom Colle dell'Agnello zurückgefallen war. Mit gebrochenen Rippen konnte der bedauernswerte Niederländer nicht mehr dagegen halten.

Nibali, am Sonntag im Regen auf einem rosafarbenen Dienstfahrzeug unterwegs, hat angeblich nie den Glauben an sich verloren. "Ich wusste immer, ich kann zurückkommen, obwohl das Zeitfahren für mich sehr enttäuschend verlief. Ich bin sehr glücklich", sagte Nibali in der Olympiastadt, wo Chaves auf den Schlussrunden stürzte. Die Jury hatte die Zeit neutralisiert, so dass sich sein Rückstand zu Nibali nicht veränderte.

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