Leichtathletik-Hallen-WM Klosterhalfen verpasst in Birmingham eine Medaille

Birmingham/Bonn · Konstanze Klosterhalfen lief als Siebte des 3000-Meter-Rennens bei der Leichtathletik-Hallen-WM in der Arena Birmingham deutlicher an ihrem ersten Edelmetall auf internationaler Ebene vorbei als erwartet.

 Konstanze Klosterhalfen führt beim Rennen über 3000 Meter das Feld an.

Konstanze Klosterhalfen führt beim Rennen über 3000 Meter das Feld an.

Foto: Sven Hoppe

Mal wieder war die zierliche Läuferin aus Königswinter-Bockeroth „einfach nur gelaufen“, wie sie meist lapidar zu Protokoll gibt, wenn sie nach ihrer Taktik gefragt wird. Heißt: Kopf ausschalten, Motto: Ich laufe, also bin ich. Das reichte in den englischen Midlands nicht, um die Hoffnungen zu erfüllen, die sie mit ihrem zweiten Rang in der Jahresbestenliste geweckt hatte. Dort war sie mit ihrem deutschen Rekord von der Hallen-DM in Dortmund zwei Wochen zuvor notiert – und zählte deshalb zum Kreis der Medaillenkandidatinnen.

In Birmingham blieb die Uhr für sie bei 8:51,79 Minuten stehen, nach einem von der Taktik geprägten Rennen zwangsläufig deutlich langsamer als bei ihrem Dortmunder Rekordrennen (8:36,01). Hinter Weltmeisterin Dibaba (8:45,05 nach einer mit 4:04 Minuten deutlich schnelleren zweiten Rennhälfte) landeten die Niederländerin Sifan Hassan (8:45,68) und die vom britischen Publikum gefeierte Schottin Laura Muir (8:45,78) auf den weiteren Medaillenrängen. Deutlich vor der Mittelstrecklerin von Bayer 04 Leverkusen, die nach einem Bummelkilometer (3:14) die Initiative ergriffen, das Tempo gesteigert und bis zur 2000-Meter-Marke das 14-köpfige Läuferinnen-Feld angeführt hatte. Dann übernahm Dibaba das Kommando und zog unwiderstehlich davon. Klosterhalfen verlor Platz um Platz, obwohl der letzte Kilometer (2:44) auch ihr schnellster war. Bei den Juniorinnen hatte sie 2016 WM-Bronze über 3000 Meter geholt – es bleibt ihr bisher einziger Medaillengewinn auf Weltebene.

„Ich versuche immer, mir nicht allzu viele Gedanken über die Konkurrentinnen zu machen, sondern mich auf meine Fähigkeiten zu konzentrieren“, hatte Klosterhalfen vor dem dritten großen Kräftemessen ihrer Laufbahn mit den Besten der Welt gesagt. 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro und im vergangenen Jahr bei der Freiluft-WM in London war sie über 1500 Meter jeweils im Halbfinale ausgeschieden. Diesmal kam der Deutschen entgegen, dass es über die bei Hallenwettkämpfen größte Distanz keine Vorentscheidungen gibt. Und dass der harte Schlussspurt weniger ins Gewicht fällt als auf der kürzeren Strecke. Dennoch reichte es gegen die komplett angetretene Weltelite nicht zu einem Platz auf dem Treppchen. Es blieb für die junge Athletin bei einer wertvollen Lektion auf dem Weg in die Weltspitze.

Mit der ihr eigenen Gelassenheit war die Bockerotherin in den Tag ihrer WM-Entscheidung gestartet. Hatte spät gefrühstückt, war „bestens gelaunt, locker drauf – und hat viel gelacht“, wie ihr Vater Bernd, der seine Tochter nach England begleitet hatte, vor dem Start berichtete. Am frühen Abend verließ Klosterhalfen, nach der Erfahrung mit dem verpassten Hinflug etwas zeitiger als üblich, das Teamhotel. Das Gesicht vor dem eisigen Wind geschützt mit einem dicken Schal, den sie sich am Vormittag noch besorgt hatte, legte Klosterhalfen die gut 500 Meter Fußweg zur Birmingham Arena zurück, um ihr Glück zu suchen.

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