Interview mit Dominik Klein "Ich schäme mich manchmal für mein Rumgehampel"

Köln · Der THW Kiel ohne Dominik Klein? Eigentlich unvorstellbar. Nach zehn Jahren bei den Zebras wechselt der Linksaußen zur kommenden Saison nach Nantes.

Der 32-Jährige kann beim Final Four in Köln seinen letzten großen Titel mit dem THW gewinnen. Martin Sauerborn sprach mit Klein über das Turnier an einem ganz besonderen Ort.

Herr Klein, Sie sind wieder in Köln, das letzte Mal mit Kiel. Es dürfte für Sie ein spezielles Wochenende werden, oder?

Dominik Klein: Für mich ist es sicher etwas Besonderes noch einmal mit dem THW hier zu sein, mit dem ich die erfolgreichste Zeit des Clubs erleben durfte. Ich wäre dankbar, diese tollen zehn Jahre beim THW in Köln mit einem weiteren Titel abschließen zu können. Das ist das Ziel fürs Wochenende.

In der Lanxess-Arena haben Sie ihre größten Erfolge gefeiert, Weltmeister und zweimal Champions League-Sieger...

Klein: Das kann wohl sagen. Ich habe in Köln nicht nur meine größten Erfolge sondern auch die größten Emotionen erlebt. Emotionen, die man in dieser Arena aber auch immer bringen muss, um erfolgreich sein zu können. Die Herausforderung beim Final Four liegt darin, innerhalb von 24 Stunden zweimal Höchstleistungen abzurufen. Bei uns ist das definitiv nur über Emotionen möglich.

Sie sind bekannt dafür, immer und überall bei Spielen ihre Emotionen zu zeigen. Wie sehen Sie sich selbst in der Rolle des Anpeitschers?

Klein: Ehrlich gesagt, empfinde ich es hinterher meistens als zu viel und schäme mich manchmal für mein Rumgehampel. Aber es kommt einfach raus, nichts davon ist gekünstelt.

Bekommen Sie auf dem Feld mit, wie laut und eng die Arena werden kann, wenn sie beim Finale Four mit mehr als 19000 Zuschauern gefüllt ist.

Klein: Ja, das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Zuschauern macht das Besondere Final Four aus. Jeder der vier Teilnehmer hat seine eigene Fan-Ecke in der Arena. Es geht darum sich anzupeitschen und den Funken überspringen zu lassen.

Für den Sieg dürfte das allein nicht ausreichen. Es war ein schweres Jahr für den THW. Wie stehen die Chancen zum dritten Mal in Köln die Champions League zu gewinnen?

Klein: Es gibt hier mit Paris, Kielce und Vesprém drei Topfavoriten und es gibt den THW Kiel. Unsere Situation ähnelt der vor dem Viertelfinale gegen Barcelona und da haben wir gezeigt, welche Kraft in uns steckt, wenn wir als Team auftreten. Wir sind trotz unseres unglaublichen Verletzungspechs in dieser Saison in Köln. Das allein ist schon eine großartige Leistung. Deshalb wollen wir über zweimal 60 Minuten alles geben, um diese Leistung auch zu vergolden.

Und der THW hat in Köln Erfahrung mit besonderen Leistungen gesammelt...

Klein: Wir haben hier bei unseren beiden Siegen 2010 und 2012 Überdimensionales gezeigt. Daran müssen wir anknüpfen, um die Mission vierter Stern erfüllen zu können.

Es geht zum dritten Mal in Folge im Halbfinale gegen den ungarischen Vertreter Veszprém, auf den Kiel schon in der Gruppenphase getroffen ist. Worauf kommt es an?

Klein: Auf das richtige Bauchgefühl und die die Art der Überraschungen, die man einem Gegner präsentieren kann, den man eigentlich schon in -und auswendig kennt.

Nach Ihrem Abschiedsspiel am 16. Juli in Kiel geht es für Sie und Ihre Frau Isabell sportlich in Nantes weiter. Ein trauriger Abschied?

Klein: Ja, aber das Kieler Vertragsangebot beinhaltete nur ein Jahr. Das war mir zu wenig. Für uns als Familie ist es aber ein Glücksfall und ein neues Abenteuer in einer Stadt spielen zu können. Das besitzt hohen Mehrwert.

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