Chris Froome Fragwürdig

Meinung · Das Gute im Menschen möchte Chris Froome ja glauben, dass er clean ist. Dass seine außergewöhnlichen Leistungen auf dem Rad auf exorbitantem Training und außergewöhnlichen körperlichen Voraussetzungen beruhen. Wenn er denn sauber ist, dann passiert dem Briten gerade dass, was man keinem Feind wünscht.

Monatelang hat er darauf hingearbeitet, 3360 Kilometer in 21 Tagen abzustrampeln, immer an der Schmerzgrenze. Nach einem unverschuldeten Sturz lief er Hunderte Meter zu Fuß den Berg hinauf, ehe er ein Ersatzrad gereicht bekam. Mit zerrissenem Trikot schwangt er sich darauf und quälte sich unter Schmerzen ins Ziel.

Und dennoch würdigt kaum jemand diese fast übermenschliche Leistung. Im Gegenteil: Froome wird angepöbelt, vom Straßenrand aus mit einem Becher mit Urin beworfen, der Mannschaftsbus seines Sky-Teams mit Dosen.

Eingebrockt haben Froome dieses Dilemma seine Vorgänger. All die Riis', Ullrichs, Pantanis und Armstrongs aus den Hochzeiten des Dopings, die bis in die Haarspitzen vollgepumpt waren. Die Glaubwürdigkeit dieser Sportart ist garantiert noch auf Jahre hinaus untergraben.

Das mag ungerecht sein angesichts der Anstrengungen, die der Radsport in den letzten Jahren unternommen hat. Athletenpässe, die Abnormalitäten im Blutbild aufdecken würden, dazu ständige Kontrollen – und doch fragt man sich, wie jemand, der nur Organgensaft und Rührei zu sich nimmt, mit einem Mittel von über 40 Stundenkilometern durch die Alpen radelt kann.

Experten aus aller Welt vergleichen die Leistungsdaten von Froome mit denen aus früheren Zeiten und kommen zu dem Schluss: Das, was Froome da zeigt, ist gleichzusetzen mit dem, was zu Doping-Hochzeiten geleistet wurde. Und das wirkt unglaublich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Berechtigte Ausgrenzung
Kein Platz für Müller im DFB-Team Berechtigte Ausgrenzung
Aus dem Ressort