Kommentar zum Olympia-Ausschluss der russischen Leichtathleten Ein weiterer Schritt noch

Meinung | Bonn · Das oberste Sportgericht hat entschieden, dass Russlands Leichtathleten nicht bei Olympia starten dürfen. Doch wenn die Wirkung nachhaltig sein soll, müssen alle Repräsentanten der systemisch dopenden Sportmacht von den Spielen ausgeschlossen werden.

Das oberste Sportgericht hat Mut bewiesen. Erstmals werden Sportler in Sippenhaft genommen: Russlands Leichtathleten dürfen nicht bei Olympia starten. Das steht jetzt fest. Und wenn es Ausnahmen gibt, dann nur hieb- und stichfeste.

Dieses Urteil macht all jenen Mut, die noch einen glaubwürdigen Spitzensport für möglich halten. Die Cas-Entscheidung liefert das juristische Fundament für das, was folgen muss, wenn die Wirkung nachhaltig sein soll. Das wäre der Komplett-Ausschluss der Repräsentanten einer systemisch dopenden Sportmacht.

Ein anderes Signal darf nicht folgen nach all dem, was an Skandalen im Zeichen von Hammer und Sichel bekannt geworden ist. Wer hemmungslos betrügt wie die Russen erwiesenermaßen nach dem Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur, der muss draußen bleiben.

An IOC-Präsident Thomas Bach ist es jetzt, seinen mehr als einmal geäußerten Worten von null Toleranz gegenüber Doping auch Taten folgen zu lassen. Dazu muss der Fecht-Olympiasieger von 1976 im IOC-Exekutivkomitee sicherlich noch Überzeugungsarbeit bei einigen ewig Gestrigen leisten. Diesmal taugt eben nicht das von ihm auch auf dem Funktionärsparkett bevorzugte leichte Florett. Schwere Waffen müssen her. Und sei es eine Sippenhaft, die stets auch Unschuldige mitbestraft.

Dass sich das IOC gerade mal zwei Wochen vor dem Beginn der Spiele in Rio noch mehrere Tage Zeit für die Entscheidungsfindung nimmt, ist richtig. Nichts würde mehr schaden als eine juristisch nicht durchdachte Argumentation. IAAF, Wada und das höchste Sportgericht haben reichlich Fakten als Vorlage geliefert. Ein weiterer, konsequenter Schritt muss folgen.

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