Vorrunde der Handball-WM Deutsche Handballer schlagen Serbien mit 31:23

Berlin · Die deutschen Handballer haben das letzte Gruppenspiel der WM-Vorrunde gewonnen. Sie setzten sich gegen die Serben in Berlin mit 31:23 (16:12) durch. Die Gratwanderung mit vielen Wechseln ist letztlich geglückt.

Es war durchaus eine knifflige Aufgabe für Bundestrainer Christian Prokop. Wie sollte er seine Mannschaft einstellen auf das einigermaßen bedeutungslose letzte Gruppenspiel gegen Serbien? Auf einen Gegner, für den es um absolut nichts mehr ging. Durch den vorangegangenen 35:26-Erfolg von Brasilien gegen Korea hatten die Serben schließlich ihre letzte theoretische Chance aufs Weiterkommen eingebüßt. Zudem stand dadurch fest, dass Deutschland mit 3:1 Punkten in die Hauptrunde der Handball-WM einziehen wird.

Sollte Prokop munter durchwechseln und auch Spielern wie Franz Semper oder Matthias Musche vermehrt Einsatzzeiten geben, um Körner zu sparen für den WM-Marathon? Oder so tun, als stehe ein K.o.-Spiel an, um die Spannung zu erhalten. Eine Gratwanderung. Und allenfalls noch eine Frage der Ehre.

Was auf dem Feld passierte, sah nach Mittelweg aus. Und Prokop bestätigte das anschließend: „Wir wollten nicht zu sehr runterfahren, das wäre tödlich gewesen für den weiteren Turnierverlauf. Aber wir wollten viel wechseln.“ Heraus kamen am Ende ein deutlicher 31:23 (16:12)-Erfolg und die Erkenntnis, dass der zweite Anzug manchmal zwickt, aber auch hin und wieder wie maßgeschneidert passt. Prokop und seine Spieler kamen jedenfalls heil am anderen Ende des Grats an. Gegner ab Samstag in Köln sind Europameister Spanien, Mitfavorit Kroatien und Island.

Semper begann tatsächlich, und im Tor startete Silvio Heinevetter statt Andreas Wolff. Ansonsten aber stand zunächst auf der Platte, wer auch sonst dort steht. Deutschland spielte engagiert, brannte aber nicht. Die Abwehr war konzentriert, arbeitete aber nicht mit der Intensität wie gegen Frankreich. Gegen den Weltmeister hatte ein Vulkan gebrodelt, jetzt blubberte ein Geysir. Abzusehen war das nicht zuletzt an den Spielständen. 4:3 stand es nach 16 Minuten gegen Frankreich, 8:7 nach derselben Zeit gegen Serbien.

Prokop begann nun, häufiger zu wechseln. Musche kam für Uwe Gensheimer, Jannik Kohlbacher für Patrick Wiencek, hinten wurde Wiencek durch Finn Lemke ersetzt. Zudem verteidigte Hendrik Pekeler in der Abwehr offensiv in einer 5:1-Deckung. Ein Bruch im Spiel entstand dadurch nicht, im Gegenteil. Pekeler erzielte die erste Vier-Tore-Führung zum 15:11, nach Fabian Wiedes 16:12 ging es in die Pause. Donnernder Applaus der 13 500 Zuschauer in der Berliner Mercedes-Benz-Arena, allerdings nicht mit der Dezibelkraft wie noch zwei Tage zuvor. „Wir waren es diesen Zuschauern schuldig, uns nicht hängenzulassen“, sollte Rückraumspieler Fabian Böhm später sagen.

Steffen Weinhold hatte das alles von der Tribüne aus beobachtet. Der Rückraumspieler lief zwar in kurzer Hose mit ein, verließ dann aber den Innenraum. Wegen einer Zerrung im Adduktorenbereich muss Weinhold zwei bis fünf Tage pausieren. Der am Mittwoch vorsichtshalber angereiste Kai Häfner spielte ebenfalls nicht, bleibt aber bei der Mannschaft. Die deutsche Delegation fliegt heute mit 17 Spielern nach Köln.

Welche Blüten das Wechselspiel hin und wieder trieb, zeigte das 17:13 kurz nach der Pause. Erzielt vom Halbrechten Semper, der gerade als Rechtsaußen unterwegs war und dem dauerbeschäftigten Patrick Groetzki endlich mal eine Pause verschaffte.

Anschließend entwickelte sich eine wilde Partie mit Serien auf beiden Seiten. Kohlbachers 18:14 war der Startschuss für ein Feuerwerk, das erst beim Stand von 26:16 verglühte. Dann konterten die Serben und kamen auf 27:22 heran, ehe Prokop mit Martin Strobel wieder seine ordnende Hand brachte. Dass am Ende auch Spieler wie Musche (5), Semper (2), Böhm (3) und sogar Heinevetter (1) getroffen hatten, war der Plan. „Jeder sollte heute spüren, dass er ein Teil dieser geilen Mannschaft ist“, erklärte Prokop. Serbiens Trainer Nenad Perunicic nickte zustimmend, als ihm das übersetzt worden war. „Ich denke“, sagte Perunicic, „diese deutsche Mannschaft hat noch Reserven.“

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