Vuelta-Führung Das Double reizt: Unangefochtener Froome in Spanien auf Kurs

Alicante · Im sechsten Anlauf könnte Chris Froome endlich den ersten Vuelta-Sieg schaffen. Damit würde der Dauersieger auf Frankreichs Straßen das seltene Double aus Tour und Spanien-Rundfahrt realisieren.

 Chris Froome jubelte auf dem Cumbre del Sol.

Chris Froome jubelte auf dem Cumbre del Sol.

Foto: Yuzuru Sunada

Der für seine Verhältnisse außerordentliche Gefühlsausbruch auf dem Cumbre del Sol verriet: Das war ein ganz besonderer Tag für den erfolgsverwöhnten Chris Froome.

Der erste Tagessieg nach einem Jahr, der beruhigende Vorsprung in der Gesamtwertung der 72. Vuelta und eine stabile Formkurve ließen den sonst eher kühlen Briten jubeln. Er stieß die Faust mehrmals in die Luft und strahlte über das ganze Gesicht. "Ich habe alles in die letzten 200 Meter gepackt", sagte er in luftiger Höhe nach seinem Triumph im Ziel der neunten Etappe.

"Der erste Teil der Vuelta war ein Traum für mich und mein Team", bilanzierte Froome am ersten Ruhetag, den er in Alicante mit 36 Sekunden Vorsprung auf seinen ersten Verfolger Esteban Chaves aus Kolumbien genießen konnte.

Aber wichtiger für den Sky-Kapitän, der im sechsten Anlauf in Spanien den ersten Sieg anpeilt und damit eine seltenes Double schaffen würde: Er fährt weiter in Tour-Form, und das macht den viermaligen Gewinner der Frankreich-Rundfahrt quasi unangreifbar.

Das trifft vor allem auch auf sein Super-Team zu, in dem wie in Frankreich wieder Christian Knees als sein Bodyguard auf den Flachpassagen bereit steht. Der lange Bonner bescheinigte seinem Chef: "Er ist in einer außerordentlichen Verfassung".

Das merkt auch die Konkurrenz, die Froome auf den bisherigen Bergetappen nicht wirklich gefährlich werden konnte. Die größte Gefahr geht vielleicht von dem in seinem letzten Rennen besonders motivierten Altmeister Alberto Contador aus. Nach einem schwachen Start gab der Spanier in den Bergen - bis auf Sonntag - oft den Takt an. Aber im Gesamtklassement trennen ihn bereits 3:32 Minuten von Froome, der am 5. September noch das 40,2 Kilometer lange Zeitfahren nach Logroño als Faustpfand hat.

Vom Double aus Tour- und Vuelta-Sieg, das zuletzt der Franzose Bernard Hinault 1978 schaffte, trennen Froome zwar noch fast zwei Wochen und der hammerharte Anstieg auf den Angliru. Aber alle Zeichen stehen für den in Nairobi geborenen Briten, der dreimal auf Rang zwei den ersehnten Erfolg in Spanien knapp verfehlte, diesmal auf Sieg. Danach wäre dann vom möglichen Triple die Rede. Denn Froome erwägt, beim Giro d'Italia im kommenden Mai zum ersten Mal auf Sieg zu fahren.

Damit würde er aber in Bezug auf die Tour de France 2018 ein großes Risiko eingehen. Die Belastung aus den zwei bedeutendsten Länder-Rundfahrten könnte selbst für den Dauersieger zuviel sein. Davon kann Contador ein Lied singen. Der umstrittene Madrilene wollte 2015 nach seinem Sieg in Italien den Doppelerfolg in Frankreich - und scheiterte kläglich.

Das Double aus Giro und Tour schaffte zuletzt 1998 der verstorbene Italiener Marco Pantani. Aber das waren andere Zeiten - auch in Bezug auf die damals übliche "medizinische Betreuung".

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