Moderne Fünfkämpfer wollen Polizeipferde kaufen

Bis spätestens Sommer sind Reiter zwischen Bonn und Siegburg im Einsatz - Gewerkschaft: Falsches Signal des Ministers

Bonn. (dab) Ein symbolisches Bild am Dienstag bei der Polizei-Reiterstaffel auf dem Niederberg: Ein Pferdepfleger kehrt die Stallungen aus. Doch trotz der Entscheidung von NRW-Innenminister Fritz Behrens (SPD), die Reiterstaffel der Polizei Bonn sowie neun weitere im Land "unverzüglich" aufzulösen ( der GA berichtete), geht die Arbeit weiter.

Zwei Pferde sind am Dienstagmorgen im Führring, ein paar in den Ställen, die anderen im Einsatz. In den nächsten Tagen werden die Polizisten hoch zu Ross weiter auf Streife sein, in Bad Godesberg, im westlichen Bonn und in Siegburg. Im Auge haben sie dabei vor allem Einbrecher und Taschendiebe.

Die Bonner Reiterstaffel wird nach GA-Informationen wohl bis zum Sommer nächsten Jahres erhalten bleiben. Die Zeit braucht die Behörde, um Pferde und Unterkunft zu verkaufen. Ein möglicher Käufer hat sich bereits gemeldet.

Joachim Krupp, Sportwart des Landesverbandes NRW für Modernen Fünfkampf, bestätigt: "Ja, wir haben bei der Polizei angefragt, doch bisher gibt es noch keine Verfügung des Innenministers." Laut Krupp ist der Verband "immer an gut ausgebildeten Pferden für unsere jungen Athleten" interessiert. Der Moderne Fünfkampf besteht aus Fechten, Schwimmen, Laufen, Schießen und Reiten. Sein Reitzentrum hat der Landesverband in Warendorf.

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht in der kompletten Auflösung ein falsches Signal für die innere Sicherheit. "Diese überraschende und kompromisslose Entscheidung des Innenministers, ohne Rücksicht auf die betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, hat große Verärgerung hervorgerufen", so der Bonner GdP-Vorsitzende, Udo Schott. Die Polizei werde um "ein wertvolles Einsatzmittel" ärmer. Für den Innenminister überwögen Haushaltserwägungen gegenüber einsatztaktischen Abwägungen.

Kritik kommt auch von Leo Overath. Das Siegburger CDU-Kreistagsmitglied: "Der Innenminister sollte nicht an der Prävention sparen, schließlich geht es um die Sicherheit der Bevölkerung. Vielleicht sollten die Pferde in die Polizeigewerkschaft eintreten, damit ihren Rechten mehr Gehör verschafft wird."

In einem Brief fordert das Mitglied des Fördervereins der berittenen Polizei, Wolf Lenze, Behrens auf, detailliert zu erklären, auf welcher Berechnungsgrundlage die genannten Zahlen zustande gekommen sind. Der Minister hatte davon gesprochen, mit der Auflösung der Reiterstaffeln zwei Millionen Euro im Jahr einzusparen und dass eine Polizeireiterstunde den Steuerzahler 153 Euro kostet - drei Mal so viel wie die eines Polizisten im Streifenwagen.

Jahrelang, so Lenze, habe der Förderverein die Staffel unterstützt und bisher einen sechsstelligen Betrag für Pferde, die Führanlage und sonstige Ausrüstung aufgebracht. Das finde offenbar keine Berücksichtigung.

Dazu auch der Kommentar "Erst Reiter, dann Hunde?"

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